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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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schreiend durch den Wald liefen, der kleine Hund fröhlich bellend an ihrer Seite, dann war es ein magischer Ort, an dem Unschuld und Wunder noch einen Platz hatten. Wenn sie sich Thierry vorstellte, der es nur im Wald wagte, seine Stimme zu erheben, dann war der Wald für sie wie ein gütiger Vater, ein Ort der Sicherheit, der Schutz vor der weiten, wilden Welt bot.
    Jetzt, bei Sonnenaufgang, schenkte er ihr vor allem Frieden, Trost, Heilung. Das Zwitschern der Vögel beruhigte den Aufruhr in ihrem Kopf. Der Wald war ein Ort, wo sie ihre Sorgen vergessen konnte.
    »Achtung, Wurzeln«, bemerkte Byron und deutete auf ein dichtes Gehölz, von dem aus knorrige Wurzeln über den Weg krochen.
    Sie setzte sich den Pilzkorb auf ihrer Hüfte zurecht und schulterte das Gewehr. »Ich begreife das einfach nicht. Ich kann gut zielen – ich habe oft genug mit den Dosen geübt. Ich kann einen halben Backstein auf zehn Meter Entfernung
treffen. Aber immer wenn ich versuche, ein Kaninchen zu schießen, verschwinden sie, bevor ich auch nur das Gewehr heben kann.«
    Byron überlegte. »Sind Sie auch leise genug? Vielleicht machen Sie ja mehr Lärm, als Ihnen bewusst ist.«
    Sie wich einigen Brennnesseln aus. »Das glaube ich nicht. Ich habe sehr empfindliche Ohren.«
    »Und Sie gehen zur richtigen Tageszeit? Ich meine, wenn sie haufenweise draußen sind?«
    »In der Abenddämmerung oder frühmorgens, wie Sie sagten. Und ich kann sie ja sehen; es gibt wirklich genug von den Viechern, Byron. Ich sehe sie überall.«
    Er übersprang einen Graben und streckte ihr eine helfende Hand entgegen. Sie nahm sie nur kurz, denn eigentlich wäre es gar nicht mehr nötig gewesen. Sie war mittlerweile ziemlich trittsicher, von all den Wanderungen und Spaziergängen über unebenen Boden. Ihre Muskeln waren hart und sehnig vom Schleppen, Streichen und Heben. Sie genoss dieses ganz neue Körpergefühl, sie, die Musikerin, deren Körper für sie früher nur als Tempel für ihre Musik eine Rolle gespielt hatte. Jetzt war sie so fit wie nie.
    »Und Sie tragen nicht Ihren knallblauen Mantel«, bemerkte er trocken.
    Sie grinste. »Nein, ich trage nicht meinen knallblauen Mantel.«
    »Woher kommt der Wind?«, fragte er. »Wissen Sie das? Wenn wir nämlich Rückenwind haben, wittern uns die Tiere so und so, da könnten wir noch so leise sein.«
    »Wofür soll das gut sein?« Sie deutete auf das grüne Tuch, das er ihr gegeben hatte, bevor sie losgingen. Er hatte gesagt, sie solle es sich um den Hals binden.
    »Eine Gesichtsmaske. Damit die Kaninchen Ihr Gesicht nicht sehen können, wenn Sie auf sie zielen.«
    Sie lachte. »Was? Wie Cowboys, wie Bankräuber, meinen
Sie? Damit sie mich nicht erkennen und vielleicht bei der Polizei anzeigen?«
    »Sie haben gut lachen, aber diese Viecher sind verdammt klug. Kein Tier ist so gut darin wie sie, eine Bedrohung zu wittern.«
    Isabel folgte ihm zum Waldrand. »Hätte nie gedacht, dass ich mal so eine Bedrohung darstellen würde.«
    Die Hunde habe er heute nicht mitgebracht. Morgens seien sie zu laut, zu unruhig, erklärte er, als sie verschlafen in der Hintertür erschien. Sie würden jedes Tier innerhalb eines Fünf-Meilen-Radius alarmieren. Er hatte bereits auf sie gewartet, obwohl sie gesagt hatte, sie würden sich kurz nach halb sechs treffen.
    Es war das dritte Mal, dass er sie begleitete, immer ganz früh am Morgen, bevor er bei Matt zu arbeiten begann. Sonnenaufgang sei die beste Tageszeit, meinte er. Sie sahen junge Rehe, Dachse und einmal eine Füchsin mit ihren fast erwachsenen Jungen. Er zeigte ihr die Fasane, die er für einen örtlichen Farmer aufzog, und sie staunte über ihr farbenprächtiges Gefieder, das in deutlichem Gegensatz zu den eher gedeckten Grün- und Brauntönen der englischen Landschaft stand. Fast wie kleine indische Radschas stolzierten sie im Gehege umher. Er pflückte Sauerampfer und behaartes Schaumkraut und ließ sie Weißdornblätter probieren, die er von einer Weißdornhecke pflückte. Er erzählte ihr, wie er als Junge solche Blätter immer auf dem Schulweg gegessen hatte. Er hielt sie nicht an ihre Lippen, wie Matt es getan hätte, sondern legte sie ihr behutsam auf die Handfläche. Sie versuchte, nicht auf seine Hände zu starren, das wollte sie nicht. So wollte sie ihn nicht sehen. Sie wollte nicht etwas zerstören, was so kostbar für sie geworden war.
    Er erzählte ihr, dass er ursprünglich Lehrer hatte werden wollen, und lächelte über ihre verblüffte Miene. »Bin wohl

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