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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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Jagdgewehr des alten Pottisworth, das Byron oben auf dem Küchenschrank gefunden hatte.
    Sie vergewisserte sich, dass es gesichert war, und warf einen Blick durch die Kimme. Dann ging sie im Haus umher, überprüfte noch einmal sämtliche Fenster und Türen. Sie ließ Pepper aus der Küche, wo er normalerweise schlief, damit auch er im Haus patrouillieren konnte.
    Sie warf einen Blick auf ihr Handy, um zu sehen, ob Byron vielleicht angerufen hatte. Dann, als es draußen dunkel wurde und die Vögel langsam zu zwitschern aufhörten, setzte sie sich auf die oberste Treppenstufe, von wo aus sie die Haustür gut im Blick hatte, und legte sich das Gewehr locker über die Knie.
    Und dort blieb sie, im Dunkeln, und hielt Wache.

ZWEIUNDZWANZIG
    S ie wurde durch ein fröhliches Pfeifen geweckt, schlug die Augen auf und blieb still liegen. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es Viertel vor sieben war. Matt stand im Bad. Sie hörte Wasser laufen und ein kratzendes Geräusch. Er rasierte sich. Laura fiel ein, dass sie keine frischen Rasierklingen gekauft hatte. Er hasste es, sich mit stumpfen rasieren zu müssen.
    War er hier gewesen, während sie schlief? Sie richtete sich auf und schaute sich um. Wohl nicht, denn wenn er die beiden Koffer gesehen hätte, würde er wohl kaum pfeifen.
    Laura stand auf, schlüpfte in ihren Morgenmantel und ging hinaus. Sie blieb in der offenen Badezimmertür stehen. Ihr Mann stand vorm Waschbecken, mit einem Handtuch um die Hüften.
    »Hallo«, sagte er, als er sie im Spiegel erblickte. So distanziert, als würde er eine Nachbarin grüßen. Oder eine Mitbewohnerin, dachte sie traurig.
    Sie wickelte sich fester in ihren Morgenmantel und lehnte sich an den Türstock. Aus solcher Nähe hatte sie ihn seit Wochen nicht mehr gesehen. Sein Körper war ihr vertraut, so vertraut wie ihr eigener. Und dennoch irgendwie fremd. Als hätte sie kein Recht mehr, ihn so zu sehen.
    Nervös strich sie sich das Haar aus dem Gesicht. Dieses Gespräch hatte sie unzählige Male im Geiste geprobt.
    »Matt, wir müssen miteinander reden.«
    Er rasierte sich ungerührt weiter. »Keine Zeit. Wichtige Verabredung.« Er hob sein Kinn, um besser sehen zu können, was er mit der Klinge machte.

    So höflich wie möglich sagte sie: »Es ist wichtig. Ich muss dir was sagen.«
    »Geht nicht. Muss gleich weg. Hab nur noch …«, er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, »zwanzig Minuten. Höchstens.«
    »Matt, wir …«
    Da drehte er sich zu ihr um, schüttelte den Kopf.
    »Hast du nicht gehört, was ich sage? Nie hörst du mir zu, wenn ich was sage, Laura. Ich kann jetzt nicht mit dir reden. Ich hab was Wichtiges zu tun.«
    Eigenartig, wie er das sagte, in einem so schleppenden, eindringlichen Ton. Aber wer konnte schon sagen, was in seinem Kopf vorging. Sie beschloss, darüber hinwegzugehen, atmete langsam und zittrig aus. »Also gut. Und wann wirst du wieder da sein?«
    Er zuckte mit den Schultern, rasierte sich weiter.
    So soll es also enden?, fragte sie sich. Ohne zu reden? Ohne Streit? Ohne Feuerwerk? Indem ich einen Termin ausmache, um das Allernötigste zu besprechen, während ich zusehe, wie er sich für eine andere rasiert? Typisch für mich, immer Haltung bewahren, ganz Dame, den Ehemann höflich bitten, doch zuzugeben, dass unsere Ehe am Ende ist.
    »Wir müssen das klären«, stieß sie gepresst hervor, als ob ihr Hals geschwollen wäre. »Das mit uns, Matt.«
    Er sagte nichts.
    »Können wir heute Abend reden? Wirst du hier sein?«
    »Eher nicht.«
    »Und wo wirst du sein? Im Spanischen Haus?« Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme bei den letzten beiden Worten kippte.
    Er schob sich an ihr vorbei und verschwand in einem der Zimmer. Ließ sie stehen, als wäre sie nicht wichtiger als der Milchmann. Laura hörte ihn pfeifen und schloss die Augen. Als sie sie wieder aufschlug, sah sie, dass das weiche weiße
Handtuch, das er achtlos über die Stange geworfen hatte, blutverschmiert war.
     
    »Papierservietten. Du brauchst Servietten. Es sei denn natürlich, ihr habt genügend von diesen herrlichen Damastservietten.«
    »Ist das wirklich nötig? Wir essen doch draußen.«
    Henry setzte den Blinker und wechselte zurück auf die linke Spur. Kitty saß auf dem Rücksitz und fügte ihrer immer länger werdenden Liste einen weiteren Eintrag hinzu. Sie hatte noch nie eine Party veranstaltet. Unglaublich, was es dabei alles zu organisieren gab.
    »Solche hatten wir mal«, überlegte sie, »aber die sind beim Umzug

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