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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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ehrlich. Du kennst ja deinen Dad … Er kann manchmal ganz schön … schwierig sein.« Scheinbar beiläufig fügte sie hinzu: »Du weißt nicht zufällig, wo er zurzeit zu tun hat?«

    »Nein. Aber nicht im Großen Haus«, fügte er hinzu. »Kitty sagt, er hat sich die ganze Woche nicht blicken lassen.«
    »Wirklich?«
    »Sie muss es ja wissen.«
    Seine Mutter seufzte, als wäre sie nicht sicher, ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht war. »Dort ist er also nicht«, sinnierte sie. »Anthony, darf ich dich was fragen? Glaubst du … glaubst du, es könnte was zwischen ihm und Mrs Delancey sein?«
    Anthony war froh, dass er nicht lügen musste. »Nö, ganz bestimmt nicht. Sie ist … anders als wir.« Er hatte sagen wollen, sie ist nicht sein Typ.
    »Er ist in letzter Zeit so …« Laura setzte dieses ganz bestimmte Lächeln auf, mit dem sie Anthony versichern wollte, dass alles in Ordnung war. »Entschuldige. Ich sollte dich nicht in all das hineinziehen. Du musst mich für eine schöne Närrin halten.«
    Er hätte seinem Dad eine reinhauen können, so richtig eine reinhauen. Bevor er wusste, was er sagte, rutschte es ihm heraus. »Wir könnten ihn verlassen.«
    Seiner Mutter fiel die Kinnlade herunter.
    »Ich meine, bleib bitte nicht meinetwegen mit ihm zusammen. Mir würde es nichts ausmachen. Ich wäre nicht am Boden zerstört oder so.«
    »Aber Anthony, er ist dein Vater.«
    Der Junge zuckte mit den Schultern. Er wusste jetzt schon, dass nichts, was er noch sagte, etwas ändern würde. »Das macht noch lange keinen guten Menschen aus ihm, oder?«
     
    Erst hatte sie gedacht, es seien die Vettern. Wer sonst sollte ihr zwei Schachteln Eier vor die Tür stellen? Aber dort standen sie eines frühen Morgens; sie wäre fast draufgetreten. Sie hatte sich gebückt und eine aufgehoben und aufgemacht. Eine Reihe unterschiedlich großer, gesprenkelter Eier lag darin, einige
noch mit Flaum oder Stroh dran. Als sie eines davon in eine Pfanne schlug, blieb es fast stehen, anstatt auseinanderzulaufen. Wie ein Silikon-Brustimplantat, hatte Kitty gemeint. »Die Vettern sagen, das bedeutet, dass sie ganz frisch sind.«
    Sie war daraufhin um die Mittagszeit zum Laden gegangen, um sich für die unerwartete Gabe zu bedanken.
    »Sie waren einfach köstlich. Beinahe fleischig haben sie geschmeckt. Ich wusste gar nicht, dass Eier so schmecken können. Und diese Farbe! So eine satte Farbe!«
    Henry hatte sie verständnislos angestarrt. »Also ich würde ja liebend gern zugeben, zu Ihrem Eiervorrat beigetragen zu haben, aber wir machen keine Lieferungen. Nicht mal an unsere liebsten Kunden.«
    Wenige Tage später war ein Klafter Holz aufgetaucht. Ein Zettel hing daran, auf dem stand: »Muss mindestens ein Jahr lang gelagert werden. Der Rest liegt in der Scheune neben dem Obstgarten.«
    Sie war rausgegangen und hatte einen sauber gehackten Stapel Holz vorgefunden. Aus einigen Scheiten sickerte noch Harz. Sie hatte den harzigen, holzigen Duft tief eingeatmet, mit den Fingern über die raue Rinde gestrichen. Ein Stapel Feuerholz besaß etwas unheimlich Tröstliches, eine Verheißung auf künftige Wärme.
    Zwei Tage später war ein rostiger Transportkäfig mit sechs Hühnern aufgetaucht, die böse zwischen den Drahtmaschen hervorschauten. »Legehennen (Eier müssten bald kommen)«, stand auf einem Zettel. »Mit Maiskörnern oder Legehennenfutter füttern. Brauchen regelmäßig Haferschrot und Wasser. Altes Hühnerhaus neben dem Gewächshaus. Nachts einschließen. Colin von Dorney’s Farm will vorbeikommen und sich die alten Paletten hinter der Garage als Bezahlung abholen.«
    Thierry und Isabel hatten ein Behelfsgehege aus Maschendraht und Pflöcken im Garten errichtet, in dem die Hennen
rumlaufen und picken konnten. Das hatte Thierry richtig Spaß gemacht. Eifrig hatte er mit dem Maschendraht hantiert und die Pflöcke eingeschlagen. Hinterher hatte er sich dann zufrieden die Hände abgeklopft. Und mit dem ersten Ei, das er fand, war er sofort zu ihr gelaufen und hatte es ihr an die Wange gehalten, damit sie fühlen konnte, dass es noch warm war. Sie hatte gebetet, dass dies vielleicht einen Wendepunkt für ihren Sohn bedeutete.
    Und dann passierte die Sache mit den Kaninchen. Sie war oben und hatte sich im halb fertigen Bad die Zähne geputzt, als Kitty plötzlich einen schrillen Schrei ausstieß. Isabel war im Morgenmantel runtergelaufen, den Mund noch voller Zahnpasta. Ihre Tochter stand kreidebleich neben der Hintertür, die

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