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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Kopf. Er hatte die lachenden Gesichter der irischen Mädchen in den Gassen rund um die Werft deutlich vor Augen.
    „Ich hatte mich angeboten, mit auf die Jungen aufzupassen, da ich ohnehin nach meinen jüngeren Geschwistern sehe“, erklärte sie und deutete auf ein etwa vierjähriges Mädchen und einen noch kleineren Jungen.
    „Es ist ja nichts passiert“, beschwichtigte Richard und brachte mit zwei Handgriffen den Mechanismus wieder in Ordnung. Anschließend setzte er sich auf den Hocker und ließ probehalber die Finger über die Tasten gleiten.
    „Ich sehe, Sie haben hier alles im Griff“, sagte Mr Andrews lächelnd. Er klopfte Richard anerkennend auf die Schulter und verließ den Speiseraum. Richard begann indessen einen fröhlichen Walzer zu spielen, und das Gesicht des Mädchens hellte sich sofort auf.
    „Wie heißt du denn?“, fragte er sie.
    „Ruth Becker, Sir. Und das sind meine Schwester Marion und mein Bruder Richard. Meine Mutter und wir Kinder sind auf der Heimreise. Richard war zu Beginn des Jahres sehr krank und deshalb reisen wir nach Hause. Unser Vater ist als Missionar in Indien tätig und wird uns im nächsten Jahr folgen.“
    „Sehr erfreut, Ruth. Ich heiße übrigens wie dein kleiner Bruder ebenfalls Richard.“ Er ließ seinen Nachnamen weg, den er sonst immer nannte, und wandte sich, noch immer Klavier spielend, an die Brüder. „Und wer von euch ist James und wer Jonathan?“
    „Ich bin James“, erklärte der Größere.
    „Und ich Paul“, sagte der semmelblonde Junge.
    „Ich heiße Niklas“, erklärte der skandinavische Junge in nahezu akzentfreiem Englisch. Die fünf Kinder blieben während des ganzen Musikstücks am Flügel stehen und beobachteten sein Spiel.
    Plötzlich legte sich eine schwere Hand auf Richards Schulter, und ohne aufzusehen wusste er, dass sich Adam hereingewagt hatte. Er wandte sich auf dem Hocker um und blickte zu Norahs Bruder in seiner stramm sitzenden Matrosenuniform auf.
    „Dylan hat frei und inzwischen ausgeschlafen. Du wolltest dir doch den Maschinenraum ansehen“, lud er ihn ein, den Erkundungsgang durch den Teil des Schiffes nachzuholen, den er noch nicht gesehen hatte.
    „Er ist aber unser Klavierspieler“, begehrte der Hamburger Junge auf, der wohl ahnte, dass der Matrose ihren Pianisten mitnehmen wollte. „Kannst du ihn denn bezahlen?“, fragte Adam ein wenig stockend auf Deutsch.
    „Nee!“, lautete die enttäuschte Antwort.
    „Wenn die Dame mich bitte entschuldigen würde“, wandte sich Richard höflich an Ruth, die kichernd den Kopf senkte. Sorgfältig verschloss er den Tastendeckel, erhob sich, schob den Hocker näher an das Instrument und folgte Adam.
    „Du hast wohl vor, dich hier unentbehrlich zu machen“, lästerte Adam und führte ihn in eins der nur für das Personal zugängigen Treppenhäuser. Schon auf dem weiten Weg nach unten in Richtung G-Deck und Orlopdeck rief er: „Willst du dir hier einen neuen Arbeitsplatz sichern?“
    Richard zuckte mit den Schultern und folgte ihm weiter hinab in den Bauch des Schiffes.

    Ohrenbetäubender Lärm von den gewaltigen Maschinen, die die Turbinen und damit die Außenschrauben der Titanic antrieben, schlug ihnen entgegen. Lange Metallgitterstege überbrückten die über drei Stockwerke hohen mechanischen Anlagen.
    Richard blieb fasziniert stehen. Eine Anlage dieser überdimensionalen Größenordnung hatte er noch nie gesehen. Der Raum, vielmehr die gewaltige Halle aus Stahl, war angefüllt mit den verschiedensten Stahlkonstruktionen und Maschinen, und die zwischen den Gerätschaften herumlaufenden Menschen wirkten im Vergleich zu diesen winzig wie Zinnsoldaten.
    „Hey, Freund!“, begrüßte ihn eine sogar den Lärm der Maschinen übertönende, hohe Männerstimme.
    Dylan, jetzt in seiner freien Zeit gewaschen und ordentlich gekleidet, konnte dennoch nicht verhehlen, dass er als Heizer arbeitete. Das Schwarz der Kohlen saß tief in jeder Pore seiner Haut.
    Adam und Richard folgten Dylan zwischen den gewaltigen Maschinenaufbauten hindurch und stiegen durch eine der Metallschotten hinunter in den heißen, in orangefarbenen Dunst getauchten Kesselraum.
    Dylan stellte ihm einen seiner Kollegen vor, an dem sie vorbeikamen. Er hieß William Nutbeam, war von den anderen „Schwarzen Männern“ kaum zu unterscheiden und schaufelte mit viel Energie die Kohlebrocken in eine der drei runden Öffnungen der Kessel, für die er zuständig war. Als er einen Moment innehielt, wischte er sich mit dem

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