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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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sinken.“
    „Tatsächlich?“ Ricks Blick war ebenso zweifelnd, ja fast arglos wie der vieler anderer Passagiere.
    Adam packte ihn an seinem Mantel und zog ihn ein paar Schritte hinter sich her. „Schau da, nach vorne. Vergleiche den Horizont mit der Lage des Vordecks. Was siehst du?“
    „Ich habe die Schräglage schon gespürt, Adam. Aber ich hatte nicht angenommen, dass die Situation bedrohlich sei. Das Schiff wird sich doch über Wasser halten können?!“
    „Es sind bereits mehr Abteilungen vollgelaufen, als gut für uns ist. Begib dich also besser in eines der Rettungsboote.“
    „Was ist mit Dylan?“
    „Ich habe keine Ahnung. Er wird sich um sich selbst kümmern müssen.“
    „Kann ich etwas tun?“
    Adam ließ seine Arbeit einen Moment ruhen, um Rick ernst anschauen zu können. Mit eindringlicher Stimme beschwor er ihn: „Du kannst einen Platz in einem Rettungsboot ergattern.“
    „Das hat doch noch Zeit.“
    „Du hast doch die Schiffspläne in London gesehen, Rick. Dieses Schiff hat zwar einen zusätzlichen Schornstein und schützende Verglasungen auf dem Deck der ersten Klasse. Was ihm dafür aber leider fehlt, sind eine ganze Reihe Rettungsboote auf beiden Seiten des Decks. Dadurch sollte mehr Platz für die Spaziergänge der Passagiere geschaffen werden“, zischte Adam ungeduldig.
    Wenigstens Rick sollte verstehen, welches Drama nur darauf wartete, sich vollständig zu entfalten. Zwar verspürte Adam eine gewisse Erleichterung darüber, dass sich unter den Passagieren keine Panik ausbreitete, doch die auffällige Gelassenheit so mancher Personen war ihm nicht geheuer. Andererseits machte diese anerzogene Folgsamkeit einer Obrigkeit gegenüber es den wenigen Offizieren leichter, auf der insgesamt über drei Kilometer langen Deckfläche die Ordnung aufrechtzuerhalten und ein Beladen der Rettungsboote überhaupt zu gewährleisten. Eine Panik unter den Passagieren hätte sich verheerend ausgewirkt.
    Adam packte Rick mit festem Griff am Arm und ermahnte ihn nochmals mit eindrücklicher, fast drohender Stimme: „Bring dich in Sicherheit, Rick!“ Dann drehte er sich um und ging an seine Arbeit zurück.
    Eine weitere Rakete schoss unter lautem Zischen in die Höhe und explodierte mit einem funkelnden Leuchtschweif. Die Tatsache, dass das Schiff nur etwa zur Hälfte gebucht worden war, empfand Adam jetzt als großen Vorteil. Ansonsten hätten noch weitaus weniger Plätze in den Rettungsbooten zur Verfügung gestanden, als es ohnehin schon der Fall war.
    Als Adam sich wieder umdrehte, war Rick verschwunden. Erleichtert atmete der Matrose auf. Rick wusste jetzt um den Ernst der Lage und würde überleben! Er selbst hatte seine Verantwortung gegenüber den ihm anvertrauten Passagieren wahrzunehmen.

Kapitel 37
    Dylan blickte auf seine bereits von eiskaltem Wasser umspülten Füße hinunter. Sein erhitzter Körper reagierte mit einem Frösteln, und er schubste den vor ihm gehenden Heizer an, damit der ein wenig schneller machte. Hier konnten sie ohnehin nichts mehr tun.
    Er verließ als Letzter die Abteilung und erhaschte noch einen Blick auf das plötzlich sehr schnell hereinströmende, wild wirbelnde Wasser. Es riss unbarmherzig alles mit sich, was nicht befestigt war. Das war der Augenblick, in dem Dylan klar wurde, dass die Titanic innerhalb kürzester Zeit sinken würde.
    Von links kamen ihnen andere Heizer entgegen. Sie hatten ihre Schicht längst beendet, trugen ihre Seesäcke über den Schultern und drängten sich schweigend an ihnen vorbei.
    Einer zischte ihnen zu: „Sie haben uns wieder runtergeschickt. Die Passagiere sollen zuerst in die Rettungsboote.“
    Plötzlich drängten Techniker und Ingenieure an Dylan vorbei. Einer von ihnen, Dylan erkannte in ihm den Chefingenieur Bell, rief: „Auf, Männer, die Kesselräume 2 und 3 müssen weiterbetrieben werden. Wir brauchen Dampf für die Stromgeneratoren, damit die Pumpen arbeiten. Wir müssen die Schlagseite der Titanic minimal halten, indem wir das Wasser gezielt ab- und umpumpen, damit auf beiden Seiten die Rettungsboote abgefiert werden können. Zudem brauchen wir Strom für den Funk und für die Beleuchtung. Es sind noch Hunderte von Menschen im Rumpf des Schiffes. Sie werden nicht nach oben finden, wenn das Licht ausgeht. Außerdem werden wir von anderen Schiffen besser gesehen, wenn die Lichter brennen.“ Bell musterte die verrußten Gestalten vor sich und fügte ruhig hinzu: „Lasst uns Menschenleben retten, Männer!“
    Dylan sah,

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