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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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die Füße und verschwand dann flugs wieder in Richtung Kohlebunker.
    Dylan hatte seine Vierstundenschicht vor einer Stunde begonnen und musste demnach noch einiges abarbeiten, um seinen Teil der 600 Tonnen Kohle zu verfeuern, die das Schiff tagtäglich benötigte. Seine Haare standen ihm wild vom Kopf ab und der Schweiß lief ihm in Bächen am Körper hinunter und durchtränkte sein einfaches Baumwollhemd.
    Der orangefarbene Feuerschein beleuchtete den hintersten der acht Maschinen- und Kesselräume. Kohlenstaub hing schwer in der Luft und das Zischen und Fauchen der Anlagen klang übermächtig in seinen Ohren. Dennoch hörte er, wie weiter vorne im Bug des Schiffes weitere Schotte knallend wie Schafotte in ihren Verankerungen einrasteten.
    Die armen Kollegen, die da vorne jetzt gefangen sind! , ging es ihm durch den Kopf, während er mit der Schaufel in den Kohleberg stach und eine neue Ladung in einen der drei feurigen Schlunde warf, für die er zuständig war.
    Hinter ihm wollte einer der Ingenieure vorbeieilen. Dylan richtete sich auf und sprach ihn an: „Hey, wie sieht’s aus?“
    Das Gesicht des Mannes wirkte versteinert. „Wassereinbrüche in mehreren Abteilungen. Aber die Schotten sind dicht und die Pumpen arbeiten.“ Er wandte sich an die umstehenden Heizer und Trimmer. Sie alle hatten aufmerksam seinem knappen Bericht gelauscht. „Macht weiter, Jungs. Ihr seid jetzt die wichtigsten Leute hier.“
    „Das sind wir immer! Sag das mal denen da oben mit den goldenen Litzen an den Ärmeln“, brummte einer der Heizer und drehte sich wieder seinem Kohlehaufen zu.
    „Die goldenen Streifen müssten sie dir ja auf den Arm malen. Ob das deine Süße nicht albern finden würde?“, spottete Dylan und erntete Gelächter.
    Einzig der Ingenieur blieb ernst, doch das sahen die Männer bei ihrer heißen, schweren Arbeit nicht mehr.
    „Also schuften wir weiter, damit die da oben in der ersten Klasse ihre gekühlten Drinks genießen können und ausreichend Licht in den vergoldeten Lampen haben“, schimpfte ein anderer Heizer.
    „Es geht doch wohl eher darum, den normalen Betrieb aufrechtzuerhalten. Wenn die Stromversorgung zusammenbricht, könnte Panik ausbrechen, und damit wäre niemandem geholfen“, warf der Jüngste von ihnen ein.
    „Na dann, machen wir weiter. Beim Rumstehen wird mir kalt“, scherzte Dylan und hatte die Lacher wieder auf seiner Seite. Er schaufelte die schwarze Kohle in das Feuer und dachte dabei an das lustige irische Mädchen aus der dritten Klasse, mit dem er heute Morgen gesprochen hatte. Seine Gedanken wanderten zu Richard und dessen vier kleinen Freunden und zu der jungen Ruth, die sich immer so rührend um ihre jüngeren Geschwister kümmerte. Er rackerte auch für Adam weiter. Sein Freund war jetzt sicherlich bis aufs Äußerste angespannt. Schließlich galt es als Matrose auf einem leckgeschlagenen Schiff die Passagiere höflich, aber deutlich anzuleiten und darauf zu achten, dass es keine Panik gab, die für alle böse enden konnte.
    Breitbeinig stand Dylan da und gewann zunehmend den Eindruck, das eine Bein mehr belasten zu müssen als das andere. Krängte die Titanic etwa in Richtung Bug?
    Mehrere Erste-Klasse-Passagiere spazierten noch immer gemessenen Schrittes durch den Korridor. Adam machte ihnen Platz, dann eilte er weiter und knöpfte sich im Rennen seine Matrosenjacke zu. Er war wie seine Kollegen nach nur zwei Stunden Schlaf aus der Koje geworfen worden und noch immer nicht ganz wach. Gerade kam er an dem beengten kleinen Funkraum vorbei, in dem die beiden Funker, Philips und Bride, die Kopfhörer auf den Ohren hatten und hektisch Notrufe abgaben.
    Adam erreichte das Bootsdeck und meldete sich zum Dienst. Dort herrschte helle Aufregung unter seinen Kollegen, da sie glaubten, in der Ferne die Topplichter eines Schiffes erkannt zu haben. Mit der Morselampe wurden Lichtsignale gegeben, und der Leitende Offizier Henry T. Wilde bat einige weibliche Passagiere der ersten Klasse, trotz des wenig vorteilhaften Aussehens doch ihre Schwimmwesten anzulegen. Die Damen zogen es jedoch vor, ohne die Westen in das wärmere Innere des Schiffes zurückzukehren, wo sie die Klänge des Orchesters begrüßten.
    Adam blickte an den Aufbauten vorbei und kniff die Augen zusammen. Die See lag unschuldig und glatt da, die Titanic war jedoch eindeutig buglastig. Der Liner lief, den 16 schließbaren Abteilungen zum Trotz, in rasanter Geschwindigkeit mit Wasser voll!
    Ob es ihnen gelingen würde,

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