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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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erklärte Danny und grinste seine beiden Begleiterinnen dreist an. „Wenn ich sie fotografiere, habt ihr ein paar Sekunden, um in den Zug zu steigen.“
    Damit ging er davon und packte schon einmal seine wertvolle Kamera aus seiner Schultertasche.
    Norah und Chloe ergriffen sich an den Händen und blieben hinter der schützenden Holzverkleidung der Gepäckaufbewahrung stehen. Dank ihrer Größe konnte Norah über die Wand hinwegsehen, wenn sie sich auf Zehenspitzen stellte.
    Danny begrüßte die beiden Polizisten, und tatsächlich ließen sie sich in ein Gespräch verwickeln. Norah lächelte. Dieser Mann verstand sein Handwerk. Vermutlich könnte er jedem Menschen sein dunkelstes Geheimnis entlocken.
    „Er hebt die Kamera, Chloe“, warnte Norah. Ihre Freundin bestätigte mit einem Händedruck, dass sie begriffen hatte, und starrte auf die einladend offen stehende Waggontür.
    Danny winkte den Polizisten, damit sie sich für eine Fotografie günstiger positionierten, und somit wandten die beiden den wartenden Frauen nahezu vollständig den Rücken zu. Der Magnesiumblitz flammte grell auf. Gemeinsam liefen Chloe und Norah über den freien Platz in Richtung Zug. Chloe wuchtete sich auf den Tritt und in das Innere des Abteils. Norah nahm sich nicht die Zeit, einen Blick hinüber zu Danny zu werfen. Sie fiel hinter Chloe auf die Knie, da sie so schneller aus dem Blickwinkel der Polizisten verschwand, und robbte sich noch vollständig in den Zug hinein, kam dort wieder auf die Beine und drängte ihre Freundin in einen toten Winkel zwischen den ersten Fenstern und dem Einstieg.
    „Bete, Chloe, dass die nicht zur Kontrolle der Waggons in den Zug steigen“, flüsterte sie ihr zu. Heftig atmend lehnte sie sich an das einfache, dünne Holz des Abteils und wartete.
    Die Zeit verstrich quälend langsam, doch endlich stieß die Lokomotive laut zischend Dampf aus. Ein gellender Pfiff ertönte, und ein erster Ruck ging durch das Abteil.
    „Wo ist Danny?“, flüsterte Chloe besorgt.
    „Ruhig, Chloe. Er wird vermutlich weiter vorne einsteigen.“
    Chloe nickte und lächelte nervös. Norah erwiderte das Lächeln, drückte ihr die Hand und konzentrierte sich dann wieder auf ihre Umgebung.
    In dem Waggon, an dessen Ende sie standen, befanden sich nur zwei weit voneinander entfernt sitzende Männer. Nacheinander wurden die Abteiltüren mit lautem Krach geschlossen. Auch bei ihnen verriegelte jemand von außen die Tür, und beide Frauen zuckten erschrocken zusammen.
    Schließlich setzte sich das Gefährt dröhnend, fauchend und stampfend in Bewegung.
    „Warten wir, bis wir das Bahnhofsgelände verlassen haben, bevor wir uns setzen“, entschied Norah und kämpfte einen Moment um ihr Gleichgewicht.
    Kaum dass sie sich auf die hölzerne, abgeschabte Bank gesetzt hatten, stieß auch schon Danny zu ihnen. Er reichte ihnen ihre Fahrscheine.
    „Sie suchen tatsächlich nach euch.“
    „Aber warum sind wir so wichtig? Oder vielmehr diese getöteten Männer? Wer waren sie, dass so ein Aufwand um sie betrieben wird?“ Norah hob in einer verzweifelt anmutenden Geste beide Hände.
    „Die Männer sind unwichtig“, erklärte Danny, was er von den Polizisten an Neuigkeiten über den Fall erfahren hatte. „Bei dem Diebesgut handelt es sich um Statuen und Gemälde aus einem Privathaushalt. Die gestohlenen Gegenstände sollen einen unschätzbaren Wert haben.“
    „Und weiter?“
    „Mehr konnte ich in der Kürze nicht herausfinden. Aber wenn ich euch sicher auf einem Schiff in Richtung New York weiß, fahre ich zurück nach Belfast. Ich werde meine Sachen holen und Nachforschungen über den Diebstahl anstellen.“
    „Wäre es nicht viel lukrativer für dich, aus Southampton über die Folgen des Titanic -Untergangs zu berichten?“, fragte Norah.
    „Doch. Aber ihr zwei seid mir wichtiger. Also geht das vor.“ Bei diesen Worten lächelte Danny die errötende Chloe an.
    Norah freute sich über Chloes Glück, doch in diese Freude mischte sich der Schmerz um das ungeklärte Schicksal von Adam, Dylan und Richard. Sie wandte sich ab, blickte aus dem Fenster und beobachtete die vorbeihuschenden Lichter einiger Häuser oder kleinerer Städte in der Dunkelheit. Ihr Magen rumorte, weil sie seit Tagen kaum etwas zu sich genommen hatte. Ebenso machte sich ihr Schlafmangel bemerkbar, und so dauerte es nicht lange, bis sie, den Kopf gegen die kühle Scheibe gelehnt, eingedöst war. Eine einzelne Träne, die sich aus ihrem Augenwinkel gelöst hatte,

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