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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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die Hände zur Wehr, die sie gewaltsam von Adam fortziehen wollten.
    „Einer der Heizer sagte mir, er hat bis zuletzt in einem der letzten zugänglichen Kesselräume geackert. Er soll Hymnen gesungen haben.“
    Wieder schossen Norah die Tränen in die Augen, und sie biss sich so fest auf die Unterlippe, dass es schmerzte.
    „Es tut mir so leid, Norah. Ich konnte nichts für sie tun. Ich weiß nicht, was mit Rick geschehen ist.“
    „Kommen Sie endlich!“, fuhr der Mann nun Adam an.
    Norah hob den Kopf und schaute mit verschleiertem Blick an Adam vorbei. Es waren so wenige, die noch auf der Gangway standen und darauf warteten, an Land gehen zu können. So schrecklich wenige!
    Plötzlich riss sie ihre Augen weit auf. Eine winzige, nebensächliche Bewegung hatte sie aufmerken lassen. Ein Passagier hatte nach Verlassen des Ausgangs mit einer schnellen Bewegung sein Jackett gerade gezogen und sorgsam einen Knopf daran geschlossen.
    „Richard?“, murmelte sie verwirrt, obwohl sie das Gesicht des Mannes nicht sehen konnte, da er sich nochmals umgedreht hatte.
    „Er ist nicht an Bord, Norah. Ich habe ihn auf der Carpathia gesucht. Er war nicht da. Verzeih mir.“
    Sie nickte. Vermutlich war es reines Wunschdenken, das sie glauben ließ, der Mann dort oben könne Richard sein. Es gab ja durchaus noch mehr Männer, denen es wichtig war, in der Öffentlichkeit korrekt gekleidet zu sein.
    Als sie erneut zu ihm hinsah, drehte der Mann sich um.
    „Richard!!!“, stieß sie aus und kämpfte sich aus Adams Armen.
    „Gehen Sie endlich zurück hinter die Absperrung“, fuhr der Mann neben ihr sie erneut an.
    Norah drückte ihren Bruder beiseite und lief die Gangway hinauf. Sie drängte sich energisch durch die ihr entgegenstrebenden Menschen.
    „Norah! Norah, er ist nicht da!“, hörte sie Adam verzweifelt hinter ihr herrufen.
    Sie schüttelte den Kopf, lachte und umarmte im Vorbeigehen nacheinander ihre Kolleginnen Violet Jessop, Elizabeth Leather und Annie Martin.
    Dann stand sie vor ihm. Mit seinen ruhigen, freundlichen blauen Augen schaute er auf sie hinab. Ein beinahe schüchternes Lächeln legte sich auf seine frisch rasierten Gesichtszüge, als er fürsorglich nach ihrem Ellenbogen griff, um sie zu stützen.
    Norah stieß einen Freudenschrei aus und fiel ihm ungestüm um den Hals. Sein Hut fiel von seinem Kopf und kullerte die abschüssige Gangway hinab. Sie wollte jubeln, singen und tanzen zugleich, ließ sich aber lieber einfach nur fest in die Arme schließen und genoss die Nähe des Mannes, den sie liebte und den sie eben noch für tot gehalten hatte.
    Richard fühlte sich so wunderbar warm und stark an. Er roch nach Rasierwasser und Meer zugleich, und obwohl er sich rasiert hatte, kratzte seine Wange leicht an der ihren.
    „Ich dachte, ich sehe dich nie wieder“, sagte er heiser und reizte sie dadurch zum Lachen. Glaubte er denn, ihr sei es anders ergangen? Aber jetzt war er hier. Er lebte!
    Sie zerzauste sein sorgsam gekämmtes Haar und küsste ihn voll auf den Mund.
    „Norah, die Leute“, murmelte er, und es gelang ihm, zumindest eine ihrer Hände zu ergreifen. Mit seiner anderen hielt er sie lieber noch ein wenig an sich gedrückt. Dies reizte sie erneut zum Lachen.
    Norah spürte, wie Richard zusammenfuhr, als sich eine Hand schwer auf seine Schulter legte.
    „Junge! Wo hast du dich herumgetrieben? Ich habe alle Passagiere nach dir befragt und dich überall auf der Carpathia gesucht.“
    „Adam!“ Richard ließ Norah los, und sie beobachtete unter fröhlichem Lachen, während noch immer die Tränen über ihre Wangen liefen, wie Richard ihren Bruder umarmte.
    Schließlich nahm er seinen Hut von Adam entgegen und berichtete knapp: „Ich schwamm im Wasser und habe vermutlich einen der Deckstühle auf den Kopf bekommen. Mehr weiß ich nicht. Ich kam zu mir, als ich auf dem Boden in einem Rettungsboot lag. Zwei Frauen, denen ich den Weg zu den Rettungsbooten gezeigt hatte, haben darauf bestanden, dass man mich aus dem Wasser fischte.“
    Norah griff nach Richards Hand. Sie wollte sich seiner Gegenwart versichern, seine Nähe spüren. Ihm ging es wohl nicht anders, denn sein Händedruck war fest wie ein Schraubstock.
    „Ich habe die ganze Nacht die Sterne angesehen. Wusstest du, dass Norahs Augen und ihre Grübchen wie Sterne sind? Der Gedanke daran hat mich warm gehalten.“
    Adam grinste und wehrte mit einer Handbewegung und einem grimmigen Blick den Mann ab, der ihn schon wieder dazu bewegen wollte, in

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