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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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den Warteraum der dritten Klasse zu gehen. „Ich komme gleich!“, fauchte der sonst so ruhige, freundliche Mann den Angestellten der White Star Line an, und erschrocken zog der sich ein paar Schritte zurück.
    „Warum habe ich dich denn nirgends gefunden? Ich dachte, du bist tot.“
    „Der Bordarzt, Dr. McGhee, hatte mir ein paar Tage absolute Ruhe verordnet. Ich lag mit einigen anderen verletzten Männern, in der Hauptsache Trimmer und Heizer, irgendwo im Bauch der Carpathia . In New York habe ich deinen Namen auf der Liste gesehen, konnte dich aber nicht finden. Ich nahm an, du wärst schon früher dort weggekommen als die Männer, die vor dem Ausschuss aussagen mussten.“
    „Deshalb hast du mich auf der Lapland nicht gesucht? Und ich habe fälschlicherweise gedacht, du wirst unter den Passagieren auf den Listen geführt“, lachte Adam und klopfte ihm mehrmals auf den Rücken. „Ich verschwinde mal, bevor ich doch noch Ärger bekomme. Wir sehen uns später. Ich hoffe, diese Kasernierung dauert nicht so lange.“
    Norah sah ihrem Bruder nach, wie er in dem Gebäude verschwand. „Warum habe ich dich weder auf der Passagierliste noch auf der Besatzungsliste gefunden?“, wandte sie sich an Richard.
    Auf seiner Stirn entstanden die typischen Querfalten und Norah konnte nicht anders: Sie streichelte sie mit allen zehn Fingern weg. Richard griff nach ihren Händen und presste sie gegen seine Brust.
    „Ich hatte meinen Namen aber angegeben. Er steht nicht auf den Listen?“ Richard ergriff sie an den Schultern und sah sie intensiv an. „Du wusstest also nicht, dass … du dachtest, ich sei …?“
    Er zog sie erneut in seine Arme und presste sie fest an sich.

Kapitel 48
    Richard reichte Norah die Hand und half ihr in das Zugabteil. Die letzte Etappe ihrer Reise lag vor ihnen, bevor sie in Freiburg ankommen würden.
    „Hier!“, entschied Norah, huschte an ihm vorbei und setzte sich auf eine der Abteilbänke.
    „Natürlich, hier, gern, Frau Martin“, erwiderte Richard lächelnd und setzte sich neben sie. Er würde sich hüten, einen anderen Sitzplatz vorzuschlagen, schließlich war er nach den fünf Stunden Aufenthalt in Karlsruhe – die sie natürlich im Eilschritt mit Besichtigungen verbracht hatten – froh, nicht den Zug verpasst zu haben und seine Füße ein wenig ausruhen zu können.
    Ihnen gegenüber setzte sich eine junge Mutter mit einem hübschen, etwa vierjährigen Mädchen. Norah begann sofort eine Unterhaltung mit den beiden, und erleichtert lehnte Richard sich zurück.
    Dabei stieß er mit dem Ellenbogen an Norahs Tasche, und ein paar Papiere flatterten raschelnd zu Boden. Ehe er reagieren konnte, bückte sich Norah und hob sie auf, ohne ihr Gespräch dabei zu unterbrechen.
    Neugierig nahm er seiner Frau die seltsam verschmierten, handschriftlichen Listen aus der Hand. Mit einem Blick stellte er fest, dass es sich dabei um die Abschrift dreier Namenslisten von den Überlebenden der Titanic handelte.
    Interessiert und in Erinnerungen versunken ging er die Namen durch und hörte dabei wieder das Stöhnen und Knarren des untergehenden Schiffes und die angstvollen Rufe der Menschen an Bord. Er sah die verschreckten Augen der Passagiere vor sich, die mit ihm im Rettungsboot gewesen waren, und erlebte ein weiteres Mal in Gedanken die unendliche Stille des Ozeans, die keiner der Überlebenden brach, bis die Carpathia sie entdeckt hatte. Noch einmal beobachtete er, wie die Frauen im Rettungsboot Papiere, vielleicht Briefe, aus ihren Taschen holten und anzündeten, damit man ihr Boot zwischen den Eisschollen sehen konnte.
    Ein innerer Schmerz wühlte Richard auf und er konnte nur mühsam ein Seufzen unterdrücken. Der freche, aufgeweckte Paul stand auf keiner der drei Listen. Mrs Hart und ihre Tochter Eva waren gerettet worden, doch ihr Mann war gestorben, ebenso wie Joseph Peruschitz, August Meyer und Pater Thomas Byles. Auch das irische Mädchen, mit dem Dylan sich angefreundet hatte, fehlte, wie Dylan selbst. Dessen Kollege William Nutbeam hingegen hatte überlebt.
    Plötzlich stutzte Richard. Er sah sich alle drei Auflistungen nochmals durch und legte dann, um Aufmerksamkeit bittend, seine Hand auf Norahs.
    Seine Frau, die er vor acht Wochen in Belfast geheiratet hatte, winkte kurz ab und hörte ihrer Gesprächspartnerin weiter zu. Er wartete geduldig, bis sie sich ihm endlich zuwenden würde.
    Chloe und Danny waren inzwischen in New York und glücklich verheiratet. Adam kümmerte sich

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