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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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Problem«, erwiderte Caroline gähnend. Sie setzte sich auf einen Stuhl, zog ihre Knie geschmeidig ans Kinn und hielt ihre Kaffeetasse in beiden Händen. Durch den Dampf des Kaffees hindurch ahnte sie Raouls offenes Gesicht. Er konnte sie nicht anschauen, ohne Herzklopfen zu bekommen, und wandte sich deswegen Helena zu.
    »Hast du gebacken?«, fragte er und nahm eine Zimtschnecke.
    »Du solltest mich besser kennen«, antwortete Helena. »Ich bin natürlich zwei Stunden vor allen anderen aufgestanden, um euch alle mit frisch gebackenen Zimtschnecken zu überraschen.«
    Raoul zerteilte das Gebäck mit den Daumen und schob ein Stück in den Mund. »Bei dir weiß man nie«, meinte er nachdenklich kauend, »du bist eine Frau voller Überraschungen.«
    »Ha! Helena tut nie etwas Unerwartetes«, sagte Caroline verächtlich. »Entschuldige, Melkersson, aber so ist das einfach. Du lebst dein Djursholm-Leben so verdammt vorhersehbar. Das ist natürlich vollkommen okay, aber sonderlich überraschend ist das nicht.«
    »Und was soll an deinem Leben so überraschend sein? Dein ständiges Bedürfnis, zu überraschen, ist sehr vorhersehbar, Caro«, erwiderte Helena kühl.
    Raoul ließ den Blick zwischen den beiden Schwestern hin- und herschweifen. »Dass ihr fast denselben Nachnamen habt, Melkersson und af Melchior.«
    »Für Mama war die zweite Ehe einfach ein Upgrade. Sie fuhr als Frau Melkersson mit der Klinik auf eine Tagung, traf dort einen Baron an der Bar und kehrte als Freiherrin af Melchior in spe nach Hause zurück.« Helena hob das Kinn und fuhr fort: »Ich bin im Übrigen seit zwölf Jahren verheiratete Andermyr, Raoul. Ich dachte, du wüsstest das.«
    Dann betrachtete sie ihre Schwester. »Caroline gefällt es, auf unserer unterschiedlichen Abstammung herumzureiten. Diese verschafft ihrem kindischen Benehmen adlige Legitimität.« Caroline lächelte säuerlich.
    Die Tür des Studios wurde geöffnet, und Anna kam mit drei raschen Schritten die Treppe hinunter. Sie trug einen engen Pullover, der ihr imposantes Dekolleté zur Geltung brachte. Raoul warf ihr ein Küsschen zu, und sie lächelte ihm mit ihren roten Lippen zufrieden zu.
    »Stellt euch vor, was ich unten in dem Notenschrank gefunden habe. Brahms’ zweites Streichquartett. Das können wir heute spielen, falls wir Zeit übrig haben. Das habe ich bereits entschieden.«
    Anna stellte sich neben Raoul und ließ ihren Unterarm auf seiner Schulter ruhen. »Das war nämlich das erste Quartett, das ich vor tausend Jahren zusammen mit Raoul gespielt habe.« Sie fuhr ihm durchs Haar, und er beugte sich zur Seite. »Mal sehen, ob du seitdem deine Stimme in den Griff bekommen hast.«
    »Brahms? Das kannst du vergessen!«, sagte Caroline unwillig, ehe er noch antworten konnte. Sie lehnte sich mit rastlos hin- und herschwingenden Armen zurück. Anna tat überrascht und wandte sich an Raoul.
    »W as denn? Mir fehlt die Kraft dazu«, fauchte Caroline, als sie sein nachsichtiges Lächeln sah. Sie war sich nicht sicher, ob es Anna oder ihr galt.
    »W arum bist du denn heute so müde?« Louise fing Carolines Hand auf. Diese erstarrte sofort, was niemandem außer Louise auffiel. »W as ist los?«, flüsterte sie Caroline ins Ohr. »Hast du wieder die ganze Nacht geübt? Du musst mehr auf dich achten. Der Körper braucht jetzt viel … «
    »Hör auf, mich zu bemuttern!«, zischte Caroline ironisch. Die Ironie war jedoch nur gespielt, eigentlich meinte sie es ernst.
    »Es ist nicht gut, zu viel Cello zu üben, Caroline. Pass auf, sonst bekommst du noch Blasen zwischen den Beinen«, ermahnte sie Anna. Caroline errötete sofort.
    »Das war doch nur ein Witz! Hast du denn überhaupt keinen Sinn für Humor?«, fuhr Anna fort, um die Situation zu entschärfen. Raoul betrachtete schweigend die Auseinandersetzung der beiden Frauen. Caroline in ihrer prekären Situation tat ihm immer mehr leid. Er ahnte, dass es einen tieferen Grund für ihre Verzweiflung gab, wagte jedoch nicht, irgendwelche Schlüsse zu ziehen.
    »W as hast du gegen Brahms?«, fragte Helena amüsiert. »Nicht solistisch genug für dich?«
    Plötzlich wurde Caroline ernst. »Ich … ich habe das noch nie gespielt. Können wir, wenn es unbedingt sein muss, nicht einfach ein Haydn-Quartett nehmen?«
    »Oh«, rief Louise, »hast du Brahm’ Zweites noch nie gespielt? Das wusste ich nicht. Da musst du es einfach erleben. Besonders jetzt, wo wir Raoul hier haben. Spiel Brahms, meine Liebe. Meinetwegen. Mach mich

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