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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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trat einen kleinen Stein beiseite. »Ich habe noch nicht mit Helena gesprochen«, begann sie, »aber mir ist auch aufgefallen, dass sie heute die Schwächste war. Erst wenn man sich ganz auf das Zuhören konzentrieren kann, erfasst man das vollständige Klangbild.«
    Ihm fiel ein Stein vom Herzen, und er hätte jubeln können. Aber sofort tauchte ein neuer Schatten auf. Er verfluchte sich, nicht einmal die grundlegendsten Überlegungen angestellt zu haben. So sehr hatte es ihn erwischt. Er hatte sich in eine idiotische Sackgasse manövriert. Wie bedeutsam der Umstand war, dass Caroline Helenas Schwester war, erkannte er erst jetzt. Er konnte sie unten am Landungssteg sehen. Sie saßen auf einer Bank, steckten die Köpfe zusammen und unterhielten sich. Sprachen sie über ihn? Lachten sie über sein pathetisches Schmachten? Helena machte ihm Angst. Sie erregte ihn, und er pflegte sich einzureden, dass er die Oberhand hatte, weil sie ihn liebte, während er sich eigentlich nur oberflächlich von ihr angezogen fühlte. Etwas anderes hätte er sich nie eingestehen können. Es bereitete ihm eine fast sadistische Lust, sie zur Unterwerfung zu zwingen und sie, wenn auch unausgesprochen, um Sex betteln zu lassen. Er behandelte sie ruppiger als andere Frauen. Aber daran war Helena selbst schuld. Warum gab sie ihm immer das Gefühl, so armselig zu sein? Sie besaß eine scharfe, kühle Intelligenz. Hätte sie nicht einfach wie alle anderen dankbar sein können? Sosehr er auch versuchte, ihr Selbstbewusstsein zu zerstören, so richtete sie sich doch wieder in all ihrer Pracht auf, er hingegen blieb anschließend mit einem leeren Gefühl zurück. Wenn sie ihm doch nur ihre Schwäche eingestanden hätte, dann hätte er sie schon lange verlassen können. Dann wäre sie eine von vielen gewesen. Aber seine Sehnsucht nach Helena war so unbegreiflich, so glatt. Selbst in absurdesten Situationen empfand er sie manchmal so stark, dass sein ganzer Körper pulsierte. Wie beispielsweise jetzt. Jetzt begehrte er sie. Er wollte ihre Ekstase erleben, ihre halb geschlossenen Augen sehen, ihren geschmeidigen Körper in seinen Armen fühlen und ihr dann geben, was sie verdiente. Eine Lektion wollte er ihr erteilen, einen Schlag in die Magengrube, wenn er ihr ins Ohr flüsterte, dass er Caroline liebte. Nichts würde Helena härter treffen als das Bewusstsein, dass er ihre Schwester wählte. Vor Erregung und Grauen lief es ihm kalt den Rücken herunter. Sofort schüttelte er den Gedanken ab und schämte sich. Wie konnte er nur so grausam sein? Helena war unschuldig, es lag nicht an ihr, dass er sich in Caroline verliebt hatte. Natürlich würde sie am Boden zerstört sein, wenn sie es erfuhr. Das war nichts, worauf er stolz sein konnte. Und wie sollte er nur Caroline beichten können, dass er eine sexuelle Beziehung zu Helena unterhalten hatte, seit, ja, meine Güte, wie alt war das Mädchen eigentlich? Vermutlich existierte diese Affäre mit Helena bereits bei Carolines Geburt. Jetzt ergriff die Sorge erst richtig von ihm Besitz. Lähmend und alle Vorstellungen über Richtig und Falsch, Wahrheit und Einbildung verzerrend.
    Raoul rieb sich die Stirn und versuchte, gleichmäßig zu atmen. Er musste zu irgendeiner Art Gleichgewicht zurückfinden. Er musste sein Leben und sein Tun wieder in den Griff bekommen und vor allem wieder zur Besinnung kommen. In seiner totalen Verwirrung war ihm nur eines klar, und das beruhigte ihn im Augenblick. Nichts durfte sich zwischen ihn und seine Liebe zu Caroline stellen, denn diese war heilig.
    Louise wartete mit leicht gerunzelter Stirn und besorgter Miene auf seine Antwort. Sie erwartete seine unverbrüchliche Loyalität, und er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis er gezwungen war, sie mit der Wahrheit zu konfrontieren. Aber noch war es zu früh.
    Er musste sich erst sicher sein.
    Er musste mit Caroline ein Kind zeugen.
    »W arte damit, Helena zu feuern«, erwiderte er mit trockenem Mund. »Das ist nicht der richtige Augenblick. Leg dir zuerst eine Strategie zurecht.«
    »W as du da sagst, klingt sehr berechnend«, erwiderte Louise. »Ich muss sie auf den Schock vorbereiten. Denn es wird einer sein. In ihrem Innersten weiß sie natürlich, dass sie den Anforderungen nicht genügt, da bin ich mir sicher, aber sie kämpft und wünscht es sich so sehr. Ich sehe doch, wie sehr sie es genießt, mit dem Quartett zu spielen. Das ist ihr Ventil. Helena ist eine meiner besten Freundinnen. Sie wird so

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