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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

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Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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nicht, warum ich mich auf diese Scheiße eingelassen habe, das bringt ja eh nix ein!«
    »Weil du gierig bist«, sagte H.R. Er nahm Karl das Mikrofon weg und drückte beim Kassettenrekorder die beiden Tasten zum Aufnehmen. »Das war doch die Idee dabei.«
    »Idee wobei? Seit wann hast du schon mal eine Idee gehabt, H.R.«
    Frank ging zum Kühlschrank und nahm sich ein Dosenbier heraus.
    »H.R. hat dir die Sache mit dem Bierdosenverkauf zugeschustert, weil das dann Kunst ist«, sagte Karl zu Erwin, wobei H.R. ihm das Mikrofon vor die Nase hielt. »Oder was H.R. dafür hält.«
    »Wo ist denn überhaupt Klaus jetzt mal, und wo ist mein Geld?« sagte Erwin. »Der andere Scheiß interessiert mich nicht, ich will nach Hause, Helga schläft schon!«
    »Verstehe ich nicht«, sagte H.R. in das Mikrofon. »Helga schläft schon? Was hat denn Helga damit zu tun?«
    »Helga ist schwanger, und wir sind jetzt die Obdachlosen von morgen!« sagte Karl und öffnete seine Bierdose. »Da hat Erwin jetzt nicht mehr so viel Sinn für Kunst.«
    »Ach so«, sagte H.R. »Verstehe ich immer noch nicht. Egal, ich nenne es: Zwangsgemeinschaft 1: Der Schwabe und der Eierdieb.«
    »Wer ist der Eierdieb? « sagte Erwin.
    »Warum rede ich überhaupt«, sagte Kar!. »Die Obdachlosen von morgen, H.R.! Du auch!«
    »Klaus natürlich«, sagte H.R. »Klaus ist der Eierdieb.«
    »Wieso das denn?«
    »Was hast du für das Bier pro Dose in der Metro bezahlt?« fragte Kar!.
    »Siebenundvierzig«, sagte Erwin, »netto, dann kommt da noch Mehrwertsteuer drauf!«
    »Also irgendwas um die fünfzig oder was?« sagte Kar!.
    »Etwas mehr, fast fünfundfünfzig.«
    »Sagen wir mal fünfzig«, sagte Kar!. »Und ihr verkauft für zwei Mark und macht mit dem Gewinn halbe-halbe, stimmt’s?«
    »Ja, was soll das, ist doch fair.«
    »Fair wäre es, wenn du auch arbeiten würdest, Erwin, nicht nur Klaus.«
    »Fair wäre es, wenn es kein Schultheiss wäre«, sagte Erwin, und Frank fand, daß das eine gute Antwort war, die hätte er Erwin gar nicht zugetraut. »Das hab ich mich schon die ganze Zeit gefragt, wieso das eigentlich unbedingt Schultheiss sein mußte!« fuhr Erwin fort und sah H.R. dabei vorwurfsvoll an.
    »Wegen Schulti mit Sahne«, sagte H.R., der die ganze Zeit mit dem Mikrofon hin- und herfuchtelte. »Wenn alles getan ist und so.«
    »Ich will auch mal ein Bier«, sagte Chrissie. Karl fummelte eins aus dem Kühlschrank und warf es ihr rüber.
    »Fang!« rief er. Das Bier landete auf dem Boden, blieb aber heil.
    »Arschloch«, riefChrissie. Sie klaubte das Bier vom Boden auf und hielt es beim Öffnen so, daß das herausspritzende Bier auf Karl und den Kassettenrekorder niederging.
    »Sau«, sagte Karl amüsiert, »du kleine Schwabensau, du!«
    »Das war jedenfalls die Eierdiebidee«, sagte H.R.
    »Was?« sagte Erwin gereizt. »Was war die Eierdiebidee?«
    »Klassenkampf mal anders«, sagte H.R. und zündete sich eine Zigarette an. Er hielt sie zwischen kleinem Finger und Ringfinger der rechten Hand und bedeckte beim Rauchen sein Gesicht bis zu den Augen. Außerdem machte er schmatzende Geräusche, wenn er an der Zigarette saugte, und das tat er quasi unaufhörlich, er saugte daran wie ein hungriges Baby an der Flasche. »Das muß jetzt irgendwie mal Karl erklären«, stieß er mit viel Rauch hervor, »ich hab jetzt zu tun, ich rauche! Kann mal einer das Mikro nehmen und das alles aufnehmen?«
    »Also«, sagte Kar!. Er wischte mi t der Hand etwas Bierschaum vom Kassettenrekorder und schaute dann nach, ob der noch lief, er starrte durch das kleine Plastikfenster, hob ihn hoch und hielt ihn sich ans Ohr, »ihr teilt euch pro Dose einen Gewinn von einsfünfzig«, sagte er währenddessen, »das macht pro Nase fünfundsiebzig Pfennig. Und jetzt kommt der Eierdiebeffekt dazu, indem man Klaus, der ja nicht der Hellste ist, ich meine, nichts gegen Klaus, aber den tiefen Teller hat er ja nun wirklich nicht erfunden, erklärt, daß er, wenn er auf eigene Rechnung noch ein paar Biere für eine Mark beim Türken dazukauft, er bei diesen Bieren, die er dann ja mit dir, Onkel Erwin, nicht abrechnen muß, einen Gewinn von einer ganzen Mark für sich alleine hat, also pro Bierdose fünfundzwanzig Pfennig mehr verdient, als wenn er die von dir aus der Metro besorgten verkauft. Soweit mitgekommen?«
    »Ja«, sagte Erwin. »Hatte mich schon gewundert, warum ich das von allen meinen Leuten ausgerechnet mit
    Klaus machen sollte. Hatte mich schon gewundert, daß du den so lieb

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