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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

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Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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»Immer schön sachlich bleiben, Dr. Votz!«
    »Das ist doch wohl schon mal der Punkt, wo sind denn unsere Stromzähler? Im Vorderhaus! Und wer hat die Bewag da reingelassen?«
    »Nein, Martin, stimmt das? Habt ihr die Bewag da reingelassen?« fragte Karl streng. »Antworte schnell und antworte gut!«
    »Wir haben denen doch angeboten, daß sie da mit reinkönnen bei der Bewag, wir brauchten doch den Strom, die hätten ja bezahlen können, und wenn wir die Bewag nicht reingelassen hätten, hätten die den Strom von der Straße aus abgestellt, und dann würden wir genauso im Dunkeln sitzen wie die, also was soll’s!«
    »Ihr seid totale Verräter, ihr seid überhaupt keine Besetzer, ihr seid Verräterschweine, ihr habt unsere Zähler absichtlich lahmgelegt, weil ihr nicht für uns mitbezahlen wolltet!« riefPunk-Martin mit lauter, dünner Stimme und zeigte dabei anklagend mit einem ausgestreckten Zeigefinger auf Dr.- Votz-Martin.
    Der hatte schon das Interesse verloren. »Wo ist eigentlich mein Baß?« fragte er. »Und wieso sind wir eigentlich in dieser Stinkekneipe, wie bin ich denn hier eigentlich reingekommen? Was ist das, das Honka? Und wo ist Pim-mel, die alte Sau?! Mit dem muß ich mal ein Wörtchen reden!«
    »So ist das mit euch Koma-Patienten! Erst stellt ihr euch tot und schnarcht, und dann wacht ihr auf und labert einem die Taschen voll!« sagte Karl. »Müßtest du nicht wenigstens lallen oder sowas?!«
    »Weiß ich auch nicht«, sagte Martin. »Irgendwas muß mich umgehauen haben, vielleicht der Tequila-Slammer, das ist aber auch ein Scheißzeug!«
    »Hey«, schrie einer vom Tresen, »hauen die Arschlöcher jetzt bald mal ab?!«
    »Was machen wir eigentlich in dieser Stinkekneipe?« wiederholte Martin seine Frage an Karl. »Seit wann gehst du denn in so was?«
    »Die war um die Ecke, und du warst mir zu schwer bis zum Einfall.«
    »Es gibt ja wohl noch was anderes als das Einfall oder die Stinkekneipe hier!«
    »Haut endlich ab, ihr Arschlöcher, oder wir hauen euch was auf die Fresse!« sagte Punk-Martin und erhielt dafür ein zustimmendes Gebrumm seiner Leute.
    »Eigentlich hatte ich überlegt, dich hier liegenzulassen, du hättest mit deinen Punk-Klamotten hier ganz gut reingepaßt«, sagte Karl. »Aber das geht jetzt ja wohl nicht mehr!«
    »Wieso habt ihr mich denn nicht nach Hause gebracht, das ist doch gleich um die Ecke!«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Die würde ich aber gerne mal hören.«
    »Ich will meine Kassette wiederhaben«, redete Wolli dazwischen.
    »Dann hol sie dir doch«, giftete Frank. »Du undankbares Arschloch, ich hab dir noch nicht mal Geld für’s Benzin abgenommen, und jetzt sowas.«
    »Was kann ich dafür, wenn du mit dem Typen hier reinkommst.«
    »Das würde ich auch gern mal wissen, wieso wir hier reingegangen sind«, sagte Martin.
    »Du bist überhaupt nicht gegangen, Dr. Votz«, sagte Karl, »du hast dich tragen lassen. Wenn du dich rumtragen läßt, dann kannst du dich nicht auch noch beschweren.«
    »Ja, aber warum? Und nenn mich nicht Dr. Votz!«
    Am Tresen fiel polternd ein Barhocker um, als einige der Punks aufstanden und zu ihnen herüberkamen. Sie bauten sich hinter Punk-Martin auf und schauten ihm über die Schulter.
    »Wann hauen die Schweine endlich ab!« rief einer.
    »Schon gut, wir gehen ja schon«, sagte Karl und stand auf. Auch Frank und Woll i standen auf, nur Dr.-Votz-Martin blieb sitzen.
    »Kann man mal auf eine einfache Frage eine einfache Antwort haben?« sagte er.
    »Nein, kann man nicht, man geht jetzt, du auch!« sagte Karl. Er streckte Martin die Hand hin und zog ihn von der Bank hoch. Dann faßte er ihn an der Schulter und führte ihn an Punk-Martin und dessen Freunden vorbei zum Ausgang.
    »Schwaches Bild, Wolli!« sagte Frank und ging hinterher.
    »Was kann ich dafür, wenn du mit so einem Typen hier reinkommst!« rief Woll i ihm nach.
    In der Tür drehte sich Frank noch einmal um. »Schwaches Bild, Wolli!« sagte er und ging hinaus. Das war ein gutes Wort zum Schluß, fand er.
    Sie standen auf der Straße.
    »Geht ihr mit mir ins Honka!« sagte Martin empört. »Seid ihr völlig bescheuert, oder was?«
    »Jetzt hör mal mit deiner Punk-Paranoia auf«, sagte Karl.
    »Was heißt eigentlich Paranoia genau?« sagte Frank.
    »Wie, was das heißt?«
    »Naja, so wörtlich, was heißt Paranoia wörtlich?«
    »Keine Ahnung, ist doch scheißegal«, sagte Kar!. »Hauptsache, der hört endlich mal mit seiner PunkParanoia auf.«
    »Aber ich habe

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