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Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition)

Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition)

Titel: Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz , Joja Wendt
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froh darüber», sagte Strato fröstelnd. «Lass uns schnell den Weg zur Lyra finden. Das gefällt mir hier irgendwie gar nicht.»
    «Warum sind die Wände so komisch?», fragte Tri.
    «Wir stehen in einem Oktogon, einem achteckigen Raum», antwortete die Celesta. «Jede Wand steht für ein Intervall, also den Abstand zweier Töne zueinander. Die Intervalle sind die Grundbausteine aller Melodien und Akkorde.»
    Die Instrumente sahen sich interessiert um. Links von ihnen war in der Mitte einer Marmorwand deutlich das Wort «Prime» eingraviert.
    «Die Prime?», murmelte Moog. «Das ist doch gar kein Intervall. Ist doch zweimal der gleiche Ton.»
    «Kein Abstand ist streng mathematisch auch ein Abstand, nämlich der Abstand null», dozierte die Celesta. «Schaut mal, hier geht es weiter mit der Sekunde für den zweiten Tonschritt, der Terz für den dritten, der Quarte für den vierten …» Vorsichtig schlichen sie im Uhrzeigersinn von Wand zu Wand und begutachteten die kunstvollen Gravuren der Wandintervalle. Keiner wollte unnötigen Lärm machen. Jeder hatte Angst, dass sie hier unten entdeckt werden könnten.
    «Hmm …», murmelte der Flügel. «Ich erkenne das System. In den Wänden sind jeweils gegenüberliegend die Intervalle eingraviert, die zueinander komplementär sind, also zusammen wieder eine Oktave ergeben. Die Prime und die Oktave liegen sich gegenüber, dann Sekunde und Septime, Terz und Sexte und Quarte und Quinte.»
    «Ich verstehe nur Bahnhof», sagte Strato. «Quanten, Sekunden, Stunden und Quitten. Das kapier ich nicht.»
    «Macht nichts, Kumpel», sagte Moog. «Das ist Musiktheorie. Das lernst du schon noch, wenn …»
    Ein lautes Knallen unterbrach den kleinen Synthesizer. Es kam aus der Richtung des Eingangs. Die Gefährten und die Celesta fuhren erschrocken herum.
    Die Tür war zugefallen. Und vor ihr stand die Guarneri!
    Neben ihr schwebte nicht nur ihr Bogen, sondern auch der magische Schlägel. Ein sonderbarer rötlicher Schimmer umgab die Violine. «Pure Macht», dachte der Flügel und wunderte sich über die Ruhe, die er in sich spürte. Er wusste: Jetzt galt es. Etwas Entscheidendes würde nun passieren, und er hatte keine Wahl. Er musste sich dem stärksten und virtuosesten Instrument, das die Orgel beherrschte, stellen.

    «Da schau mal einer an! Da ist ja unser verlorener Sohn», zischte die Guarneri und schwebte langsam auf die Gruppe der Gefährten zu. Ihre schneidende Stimme füllte den gesamten Raum. «Und deine jämmerlichen Kumpane hast du auch gleich mitgebracht. Die knöpfe ich mir später vor!»
    Ihr Blick streifte die Gefährten des Flügels und hielt plötzlich inne. «Celesta?», sagte sie mit gespielt resigniertem Ton. «Ich hatte dich immer im Verdacht, dass du dich nicht ganz unserer Sache verschrieben hast. Aber dieser Verrat enttäuscht mich dann doch – ein für dich tödlicher Verrat.»
    Sie schwebte näher. Die Celesta und die Gefährten wichen zurück, nur der Flügel blieb, wo er war.
    «Wollen wir uns zusammen auf sie stürzen?», fragte Strato leise. «Verdammt, das ist bloß eine Geige.»
    Aber schon während die Gitarre diese Worte aussprach, wusste sie, dass es nicht funktionieren würde. Alle waren wie erstarrt. Die Guarneri wusste um ihre bedrohliche Ausstrahlung, ihre Kraft, und der magische Schlägel in ihrem Besitz schien diese ins Unermessliche wachsen zu lassen.
    Etwa zehn Meter vor dem Flügel stoppte die Guarneri.
    «Dauernd musste ich mir anhören, was du für ein besonderes Instrument bist, Flügel», sprach sie. «Selbst die Erhabene lobte dein Spiel, deine Virtuosität. Es wird Zeit zu klären, wer der Bessere von uns beiden ist. Ich betrachte das Ganze mittlerweile als eine persönliche Angelegenheit zwischen uns beiden. Und ich freue mich, dass ich jetzt die Gelegenheit habe, dem so hochgejubelten Flügel zu zeigen, wo sein Platz ist. Auf dem Schrotthaufen der Musikgeschichte. Oben steht längst ein neuer Flügel, ein gehorsamer Knabe und echter Könner. Dich braucht niemand mehr. Erst werde ich dich zerstören und dann deine Freunde. Und dafür brauche ich nicht einmal die Hilfe dieses magischen Schlägels.»
    Sie sah zur Seite, und der Schlägel fiel zu Boden.
    «Mit dir, du tapferer kleiner Narr, werde ich hier, in meiner Halle, ganz allein fertig.»
    Und noch während sie sprach, schwang die Guarneri ihren Bogen wie ein Magier seinen Zauberstab, setzte den Bogen auf die Saite und strich sie kraftvoll an. Die Saite schnellte entgegen

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