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Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Titel: Der kleine Freund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
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Metallstufen hinunterpoltern. Danny richtete sich langsam auf und wollte verstohlen aus dem Bett rutschen, aber Farish wirbelte herum und stieß mit dem Finger nach ihm.
    »Hab ich was von Aufstehen gesagt? Ja? Hab ich?« Sein Gesicht war beinahe violett. »Ich werd dir was erklären.«
    Danny blieb liebenswürdig sitzen.
    »Wir operieren hier mit militärischer Wachsamkeit. Roger? Roger ?«
    »Roger«, sagte Danny, als er begriffen hatte, dass es das war, was von ihm erwartet wurde.
    »Okay. Folgendes sind die vier Level«, Farish zählte sie an
den Fingern ab, »im System. Code Grün. Code Gelb. Code Orange. Code Rot. So.« Farish hielt einen zitternden Zeigefinger in die Höhe. »Was Code Grün ist, kannst du dir vielleicht auf Grund deiner Erfahrung als Führer eines Kraftfahrzeugs denken.«
    »Los?«, sagte Danny nach einer langen, seltsamen, schläfrigen Pause.
    »Positiv. Positiv. Freie Fahrt für alle Systeme. Bei Code Grün bist du entspannt und ruhig, und die Umgebung ist nicht bedrohlich. Und jetzt hör zu«, sagte Farish mit zusammengebissenen Zähnen. »Es gibt keinen Code Grün. Code Grün existiert nicht.«
    Danny starrte auf ein Gewirr von orangegelben und schwarzen Verlängerungskabeln auf dem Boden.
    »Code Grün ist keine Option, und ich sag dir, warum. Ich werd’s nur einmal sagen.« Er ging auf und ab, was bei Farish nichts Gutes bedeutete. »Wenn du auf dem Level von Code Grün angegriffen wirst, ist dein Arsch im Eimer.«
    Aus dem Augenwinkel sah Danny, wie Curtis’ pummelige kleine Pfote hochlangte und eine Packung Biskuitröllchen auf das Sims des offenen Fensters neben seinem Bett legte.
    »Wir operieren derzeit unter Code Orange«, sagte Farish. »Unter Code Orange ist die Gefahr klar und gegenwärtig, und deine Aufmerksamkeit ist in jedem Augenblick darauf konzentriert. Ich wiederhole: in jedem Augenblick.«
    »Immer mit der Ruhe, Mann«, sagte Danny. »Du regst dich auf.« Es hatte... na ja, locker klingen sollen, aber irgendwie tat es das nicht, und Farish fuhr herum. Die Wut war geronnen in seinem Gesicht und ließ es beben, verstopfte es und quetschte es purpurn.
    »Ich sag dir was«, verkündete er unverhofft. »Du und ich, wir werden ’ne kleine Spazierfahrt machen. Ich kann deine Gedanken lesen, Schwachkopf!«, kreischte er und schlug sich mit der Faust an die Schläfe. Danny starrte ihn entsetzt an. »Glaub ja nicht, du kannst mich verarschen!«
    Danny schloss die Augen für einen Moment und öffnete sie wieder. Er musste pissen wie ein Rennpferd. »Hör mal, Mann«,
sagte er flehentlich, während Farish an der Lippe nagte und finster zu Boden starrte, »beruhig dich doch mal für ’ne Sekunde. Easy«, sagte er und hielt die flachen Hände hoch, als Farish aufschaute – ein bisschen zu schnell, und sein Blick war ein bisschen zu flatterig und unscharf.
    Ehe er sich versah, hatte Farish ihn beim Kragen hochgerissen und schlug ihn auf den Mund. »Sieh dich doch an«, zischte er und riss ihn noch einmal am Hemd hoch. »Ich kenn dich innen und außen, motherfucker.«
    »Farish,...« Von Schmerz umnebelt, betastete Danny seinen Unterkiefer und bewegte ihn hin und her. Das war der Punkt, an den du nie kommen wolltest. Farish war mindestens hundert Pfund schwerer als er.
    Farish schleuderte ihn wieder auf das Bett. »Zieh deine Schuhe an. Du fährst.«
    »Okay«, sagte Danny und befingerte seinen Kiefer, »wohin?« Wenn es schnippisch klang (was es tat), dann teilweise deshalb, weil Danny immer fuhr, egal, wohin es gehen sollte.
    »Werd mir ja nicht superschlau.« Ein schallender Schlag mit der Rückhand ins Gesicht. »Wenn auch nur ein Gramm von dem Stoff fehlt – nein, setz dich, hab ich was von Aufstehen gesagt?«
    Danny setzte sich wortlos hin und zog die Motorradstiefel über die nackten, klebrigen Füße.
    »So ist es richtig. Immer schön dahin gucken, wo du jetzt hinguckst.«
    Die Fliegentür an Gums Trailer öffnete sich wimmernd, und einen Augenblick später hörte Danny sie in ihren Hausschuhen über den Kies schlurfen.
    »Farish?«, rief sie mit ihrer dünnen, trockenen Stimme. »Alles okay? Farish?« Typisch, dachte Danny, wirklich typisch, dass er derjenige war, um den sie sich Sorgen machte.
    »Hoch«, sagte Farish. Er packte Danny beim Ellenbogen, schob ihn zur Tür und stieß ihn hinaus.
    Danny flog kopfüber die Treppe hinunter und landete mit dem Gesicht im Dreck. Während er aufstand und sich abklopfte, stand Gum mit ausdrucksloser Miene daneben.

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