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Der kleine Koenig von Bombay

Der kleine Koenig von Bombay

Titel: Der kleine Koenig von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chandrahas Choudhury
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zahlte die Schulden seines Körpers mit einem Klatschen zurück, das wie ein Pistolenschuss klang. Während seine Hand wieder an seiner Seite heruntersank, ließ Arzee vor lauter Verblüffung die Kinnlade fallen und Monique ebenso. Das Undenkbare war geschehen. Er hatte seinen künftigen Schwiegervater geschlagen!
    »Es tut mir leid, Sir«, sagte er erbleichend. »Ich hoffe, das hat nicht … nicht wehgetan! Sie hätten nicht … wir sollten uns zusammensetzen und miteinander reden … Monique!«
    Und jetzt schien es, als bebte der Boden und die Wände würden jeden Moment zusammenstürzen, Moniques Vater packte ihn am Kragen, und Arzee wurde geschüttelt und gebeutelt, dass ihm die Sinne vergingen. Später erinnerte er sich, dass Monique geschrien und versucht hatte, sie voneinander zu trennen, doch vergebens. Er war erst wieder Herr über seinen Körper, als er vor die Tür gesetzt wurde.
    »Geh zurück in den Zirkus, wo du hergekommen bist!«, schrie Moniques Vater. »Und wag es ja nicht, dich meiner Tochter noch einmal zu nähern, sonst kannst du hinterher deine Knochen zählen!«
    »Ich komme nicht aus dem Zirkus, Sir! Ich bin ein Mann!«, rief Arzee und sprang auf. »Kommen Sie morgen vorbei, und sehen Sie selbst! Ich arbeite im Noor –«
    Die Tür knallte zu. Arzee hämmerte dagegen, rief: »Monique! Monique!« Doch er kam bald zur Besinnung, sah ein, dass es zwecklos war. Der Tag war verloren, es war besser, ihn verloren zu geben. Er sollte gehen. Arzee merkte, dass er nur einen Schuh anhatte. Vielleicht stand Monique mit einem Zeichen für ihn am Fenster? Er hinkte nach unten, hielt sichdie Seite, auf der er gelandet war. Von Monique war nichts zu sehen, aber sein Schuh lag auf der Straße und war schon mehrfach von Autos überrollt worden.
    Beleidigungen. Prügel. Ein Rausschmiss. Aber nichts war einfach im Leben. Er war jetzt ein erwachsener Mann, er wusste, welche Schwierigkeiten ihn erwarteten und wie sie bewältigt werden konnten. Zeit – die Zeit schlichtete Streit und machte Wütende wieder friedlich. Jede Krise erschien einem am Anfang am schlimmsten. Morgen würde sich der alte Mann beruhigt haben und Vernunft annehmen. Monique würde mit ihm reden – mit Monique legte sich keiner an. Und dann würde nicht er sich bei dem Alten entschuldigen, sondern der Alte würde sich bei ihm entschuldigen!
    Arzee ging nach Hause.
    Am nächsten Morgen hielt sich Arzee, dessen eine Wange immer noch feuerrot war, sein Handy an das andere Ohr und rief bei Monique an. Zu seinem Ärger war ihr Telefon jedoch abgestellt. Das war ja wohl die Höhe! Er hatte auch seinen Stolz. Eigentlich hätte
sie ihn
anrufen sollen! Er beschloss, sie bei der Arbeit aufzusuchen, wo nur Tony sich aufregen würde, wenn sie miteinander redeten.
    Aber bei der Arbeit war Monique auch nicht. Sie hatte Urlaub genommen, zum ersten Mal seit sechs Jahren! Der Alte war also immer noch sauer. Vielleicht war er ja auch krank geworden? Arzee entschied sich, noch einen Tag zu warten. Am nächsten Morgen stand er früh auf, fuhr mit dem Bus zum Bahnhof an der Grant Road und dann mit dem Zug nach Khar. Als er sich Moniques Haus näherte, sah er, dass die Fensterläden ihrer Wohnung zugeklappt waren. Ihre Tür war verschlossen.
    Monique war …
    Konnte es sein, dass …
    Monique war weg!
    Ihr Vater war nach Goa zurückgefahren und hatte sie mitgenommen!
    Moniques Nachbarin konnte ihm nicht sagen, was geschehen war. Benommen lief Arzee zum Bahnhof zurück. Konnte etwas so abrupt enden? Konnte jemand einfach so verschwinden, wie ein Geist? Aber es war schon recht – sie würde wiederkommen. Ihre Arbeit war hier. Ihr Leben war hier. Er war hier. Sie hatte ihren Vater bestimmt nur nach Hause gebracht. Am Freitagabend würden sie wieder zusammen mit dem Zug nach Hause fahren.
    Doch der Freitag kam, und immer noch kein Lebenszeichen von Monique. Arzee begann sich wieder Sorgen zu machen. War sie vielleicht böse auf
ihn
? Durchaus möglich. Aber es war ja nicht seine Schuld gewesen – nicht er hatte als Erster die Hand gehoben, außerdem hatte er sich sofort entschuldigt! Er konnte alles erklären, wenn man ihm nur zuhörte. Er würde die Lage wenden, dafür sorgen, dass alle zufrieden waren. Er und ihr Vater würden zusammen trinken, sich dreckige Witze erzählen.
    War ihm irgendetwas entgangen? Hatte Monique ihm eine Botschaft hinterlassen? Mit dieser Frage ging er noch einmal zu Tony, doch der sagte nur, Moniques Vater habe zwei Tage zuvor angerufen

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