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Der kleine Nadomir

Der kleine Nadomir

Titel: Der kleine Nadomir Kostenlos Bücher Online Lesen
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fluchen, und noch später versank er in einen dämmerartigen Schlummer, der durch die Unterkühlung und den Luftmangel ausgelöst wurde.
    *
    Olinga sah das Unglück auf sich zukommen, und sie wusste, dass der Stamm verloren war. Die Lawine überraschte sie an einer Stelle, an der das Tal nur etwa zwanzig Schritt breit war.
    Die vordersten Schlitten konnten vielleicht der Lawine entkommen, für die hinteren gab es keine Rettung. Und damit würden vermutlich die Gefangenen überleben, da sie an die ersten drei Schlitten gebunden waren.
    Schreie waren zu hören, die vom Krachen der herniederdonnernden Lawine verschluckt wurden.
    Olinga blickte der Lawine gefasst entgegen. Sie konnte ihr nicht entfliehen. Der Schneeberg erreichte sie und schleuderte sie hoch. Sie steckte bis zur Brust im Schnee und wurde auf eine der Felswände zugetragen. Ohne zu denken, begann sie Schwimmbewegungen zu machen, und kurz bevor die Schneemassen zum Stillstand kamen, riss sie sich die Arme vors Gesicht. Mit dem Hinterkopf schlug sie gegen die Wand und wurde bewusstlos .
    Ihr Kopf dröhnte, als sie erwachte. Olinga bewegte die Hände und bohrte den rechten Arm durch den Schnee. Erleichtert atmete sie auf, als sie die Schneedecke durchstieß. Sie hatte großes Glück gehabt, denn sie war sicher, dass sie sich aus eigener Kraft befreien konnte.
    Nach und nach erweiterte sie das Loch über ihrem Kopf, warf den Schnee hoch und schaffte einen Hohlraum um ihren Oberkörper. Schließlich gelang es ihr, sich hochzuziehen.
    Entsetzt blickte sie sich um. Der Schnee und die Eisbrocken hinter ihr türmten sich bis zu dreißig Fuß auf. Da kommt wohl jede Rettung zu spät, dachte sie verzweifelt. Vermutlich waren die meisten Stammesmitglieder sofort tot gewesen, und die anderen waren wahrscheinlich bereits erstickt.
    Einer der Hunde kam laut kläffend auf sie zugelaufen und sprang an ihr hoch. Sie tätschelte seinen Kopf.
    Sie sah die vier schneebedeckten Gestalten, die auf sie zukamen. Vom Stamm hatten Tordo und Retto überlebt, von den Gefangenen waren Nottr und Selamy am Leben. Ein Dutzend Hunde liefen laut winselnd hin und her. Einige gruben im Schnee.
    In Olinga war alles erstorben. Sie bemerkte, dass die Gefangenen ungefesselt waren. Das war auch gut so, denn angesichts der Vernichtung ihres Stammes war Rache sinnlos.
    »Wir müssen nach Überlebenden suchen«, sagte Selamy.
    »Uns fehlt das notwendige Werkzeug dazu«, stellte Tordo fest, der bleich wie Schnee war.
    Retto, ein etwa dreißig Winter alter Jäger, schluchzte und fing an zu weinen.
    Einige der Hunde begannen durchdringend zu bellen und stellten die Haare auf. Drei Hundeschlitten näherten sich rasch.
    »Das sind Jäger vom Stamm der Heusen«, sagte Olinga. »Sie sind uns feindlich gesinnt.«
    »Bist du sicher, dass es die Heusen sind?« fragte Tordo.
    Olinga nickte. »Ich erkenne Guravo und Dörövo. Es sind die Heusen, und bei ihnen ist der Gnom, den sie als Gott verehren.«
    Die Schlitten hielten an, und etwa fünfzehn Jäger näherten sich ihnen. Die Heusen unterschieden sich äußerlich und auch in ihren Sitten und Gebräuchen kaum von den Cherebern. Nur ihr Glaube war anders.
    Guravo, ein kräftiger, bärtiger Mann, hob die rechte Hand und ballte sie zur Faust, und die linke legte er auf sein Herz. Das bedeutete, dass er nicht in feindlicher Absicht kam.
    Olinga starrte den drei Fuß hohen Gnomen an, über den sie schon einiges gehört hatte. Die Heusen hatten schaufelartige Werkzeuge bei sich.
    »Das ist das Werk des Großen Albs«, sagte der Troll mit seiner nuschelnden Stimme und zeigte auf die Lawine.
    Olinga schwieg. Sie glaubte dem Gnomen nicht, denn sie vermutete, dass er die Lawine ausgelöst habe.
    Der Troll kümmerte sich nicht weiter um sie. Die Hunde wichen winselnd vor ihm zurück. Der kugelrunde Gnom stapfte auf und ab und blickte dabei forschend den Boden an. Schließlich blieb er stehen, und Dampfwolken stiegen auf. »Grabt hier!«
    Drei der Jäger begannen zu graben, während der Troll weiterging. Die anderen Jäger folgten ihm. Zweimal noch befahl er ihnen zu graben, dann kam der Gnom zu den Überlebenden zurück.
    »Du bist Olinga«, sagte er und musterte die junge Frau. »Du warst Chwums Gehilfin.«
    Olinga nickte zustimmend.
    »Du weißt, wer ich bin?«
    »Man nennt dich den Troll«, antwortete sie leise.
    »Den Schönen Troll«, verbesserte er sie. »Ich bin aber auch unter dem Namen Nadomir bekannt.«
    »Der Kleine Nadomir!« rief Nottr aus und starrte den

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