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Der kleine Nadomir

Der kleine Nadomir

Titel: Der kleine Nadomir Kostenlos Bücher Online Lesen
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ließ los. Sofort waren wieder die peinigenden Schmerzen da, die ihn verzweifelt aufschreien ließen.
    Die wilde Fahrt ging nun eine Senke hinunter. Einige der Hunde mussten sich im Geschirr verfangen haben, denn der Fahrer hielt an.
    Das war die Chance, auf die Sadagar gewartet hatte. Sofort kroch er ein paar Schritte vorwärts, setzte sich stöhnend auf und nestelte mit den gefesselten Händen an seinem Umhang herum. Es gelang ihm, einen der Beutel hervorzuziehen, den er mit den Zähnen öffnete. Rasch stülpte er sich den Lederbeutel über die rechte Hand, dann ergriff er die Lederschnur, ließ etwa einen Fuß Spielraum und wickelte sie sich ein paarmal um die geschützte rechte Hand. Keinen Augenblick zu früh, denn der Schlitten ruckte an und er wurde wieder auf den Bauch geschleudert.
    Die Lederschnur fraß sich schmerzhaft in seine Hand, doch der Schmerz war zu ertragen. Aufmerksam beobachtete er den Boden. Bei jeder Bodenschwelle zog er den Bauch ein.
    Endlich wurden die Hunde langsamer. »Ich schaffe es«, flüsterte er. »Ich schaffe es. Kleiner Nadomir, hilf mir.«
    Das Tal wurde enger. Spitze Steine, die seine Kleidung zerrissen, ragten aus dem Boden. Seine Ellbogen, der Bauch und die Schenkel und Knie waren bald blutüberströmt. Seine Arme schienen abgestorben zu sein.
    Er war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Sein Körper bestand nur mehr aus Schmerzen. Irgendwann wurde er auf den Rücken geschleudert, doch er merkte es nicht. Als er einige Zeit später wieder auf den Bauch geworfen wurde, erwachte er aus seiner Erstarrung. Mühsam hob er den Kopf. Sein Blick fiel auf steile eis- und schneebedeckte Wände. Müde schloss er die Augen.
    Als er sie wieder öffnete, war die Landschaft in ein fremdartiges, unheimliches Licht getaucht. Der Himmel hatte sich verfärbt, als wollte die Welt untergehen. Dann hörte er das Trommeln von Tausenden Hufen und das Gebrüll unzähliger Männer.
    Der Kleine Nadomir hat meine Hilferufe erhört , dachte er erleichtert.
    Das Geschrei wurde lauter. Das Hufgetrappel war über ihm und neben ihm, doch er konnte keine Reiter sehen.
    Schneebrocken fielen donnernd von den Felswänden. Die Schreie und das Trommeln der Hufe entfernten sich immer mehr.
    Doch in die Bergwelt war Bewegung gekommen. In den eisbedeckten Felswänden klafften plötzlich Risse. Eisplatten zersprangen, und riesige Schneebretter teilten sich und rutschten talwärts.
    Die Jäger erkannten die Gefahr, die ihnen in diesem engen Tal drohte, und sie trieben die Hunde zu höchster Eile an.
    Ein Knall zerriss die Luft, laut wie ein Donnerschlag. Dann war ein Tosen zu vernehmen, das immer lauter und durchdringender wurde.
    Sadagar drehte erschöpft den Kopf zur Seite und hob ihn. Seine Augen weiteten sich, als er die Lawine sah, die, immer schneller werdend, einen Berghang herunterdonnerte - genau auf sie zu. Schneewolken rasten hoch in den Himmel.
    Jetzt ist alles vorbei, dachte er. Und schon begrub eine Schneeladung den Schlitten, an dem er angebunden war. Er selbst rutschte noch ein Stück vorwärts, bevor ihn die Lawine begrub.
    Vor Jahren hatte ihm ein Barbar in einer Schenke erzählt, wie er in den Karsh-Bergen von einer Lawine verschüttet worden war und wie er es geschafft hatte zu überleben. Mehr konnte er nicht überlegen, denn da rissen ihn schon die Schneemassen zur Seite. Unwillkürlich handelte er jedoch richtig. Er hielt sich die Arme vors Gesicht, um sich so einen Atemraum zu schaffen.
    Endlich kam die Lawine zur Ruhe, und Sadagar wunderte sich, dass er noch lebte. Kein Laut war zu hören. Sollte die Lawine die ganze Schlittenkarawane verschüttet haben, überlegte er, dann war er verloren. Ihm war nur zu deutlich bewusst, dass er sich aus eigener Kraft nicht retten konnte. Vergeblich versuchte er die Beine zu bewegen. Den Kopf jedoch konnte er hin und her drehen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass nicht Dunkelheit um ihn herum war, sondern im Atemraum ein düsteres Licht herrschte. Wahrscheinlich steckte er nicht allzu tief in den Schneemassen. Er spuckte aus und sah dem Speichel zu, wie er nach unten rann. Das bedeutete, dass er nicht auf dem Kopf in der Lawine steckte.
    Er rief sich alle Zaubersprüche in Erinnerung, die er kannte, doch es war kein passender dabei, der ihn aus seiner üblen Lage gerettet hätte. Tiefste Verzweiflung überkam ihn, als er die hoffnungslose Situation erkannte, in der er sich befand. »Kleiner Nadomir, rette mich!« flehte er verzweifelt.
    Später begann er wild zu

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