Der Klient
es, daß Sie nur Stunden nachdem Mr. Clifford sich erschossen hatte, in Memphis waren?«
»Ja.« Er zuckte die Achseln, als wäre das nicht der Rede wert.
»Den Zeitungen in Memphis zufolge weiß der Junge, der bei Mr. Clifford war, als er sich erschoß, möglicherweise etwas über den Boyette-Fall. Ist da etwas Wahres dran?«
Er lächelte verlegen, ein weiteres Markenzeichen. Wenn die Antwort ja lautete, er es jedoch nicht sagen konnte, aber die Botschaft trotzdem herüberbringen wollte, dann grinste er einfach die Reporter an und sagte: »Dazu kann ich mich nicht äußern.«
»Dazu kann ich mich nicht äußern«, sagte er und schaute sich um, als wäre die Zeit abgelaufen, und seine zahllosen Gerichtstermine drängten.
»Weiß der Junge, wo sich die Leiche befindet?«
»Kein Kommentar«, sagte er gereizt. Der Regen wurde heftiger und spritzte auf seine Schuhe. »Ich muß jetzt gehen.«
Nach einer Stunde im Gefängnis wäre Mark am liebsten ausgebrochen. Er inspizierte beide Fenster. Das über der Toilette hatte Drahtglas, aber das spielte keine Rolle. Unerfreulich dagegen war, daß jedes Objekt, das durch dieses Fenster den Raum verließ, und das galt natürlich auch für einen Jungen, mindestens fünfzehn Meter tief hinabstürzen und sein Fall von einem mit Maschengitter und Stacheldraht gesäumten Gehsteig aus Beton gestoppt werden würde. Außerdem waren beide Fenster zu klein, als daß man durch sie entkommen konnte.
Er würde gezwungen sein, auszubrechen, wenn sie ihn wegtransportierten, und vielleicht mußte er dabei eine Geisel nehmen oder zwei. Er hatte einige großartige Filme über Gefängnisausbrüche gesehen. Am besten war »Flucht aus Alcatraz« mit Clint Eastwood. Er würde sich etwas einfallen lassen.
Doreen klopfte an, rasselte mit ihren Schlüsseln und kam herein. Sie hatte ein Telefonbuch und einen schwarzen Apparat bei sich, den sie in die Wand stöpselte. »Es gehört dir für zehn Minuten. Keine Ferngespräche.« Dann war sie wieder verschwunden, die Tür klickte laut hinter ihr, das billige Parfüm hing schwer in der Luft und brannte in seinen Augen.
Er fand die Nummer von St. Peter’s, verlangte Zimmer 943 und wurde informiert, daß in dieses Zimmer keine Anrufe durchgestellt würden. Ricky schläft, dachte er. Muß ziemlich schlimm sein. Er fand Reggies Nummer und hörte Clints Stimme vom Anrufbeantworter. Er rief Greenways Praxis an und erfuhr, daß der Doktor im Krankenhaus war. Mark erklärte genau, wer er war, und die Sekretärin sagte, sie glaubte, der Doktor wäre bei Ricky. Er rief noch einmal bei Reggie an. Dieselbe Aufzeichnung. Er hinterließ eine dringende Nachricht. »Holen Sie mich hier raus, Reggie!« Er rief in ihrer Wohnung an und hörte eine weitere Aufzeichnung.
Er starrte auf das Telefon. Da er noch ungefähr sieben Minuten hatte, mußte er etwas unternehmen. Er blätterte im Telefonbuch und fand die Nummern der Polizei von Memphis. Er suchte die vom Revier Nord heraus und wählte.
»Detective Klickman«, sagte er.
»Einen Moment, bitte«, sagte die Stimme am anderen Ende. Er wartete ein paar Sekunden, dann sagte eine andere Stimme: »Auf wen warten Sie?«
Er räusperte sich und versuchte, barsch zu klingen. »Detective Klickman.«
»Er ist dienstlich unterwegs.«
»Wann kommt er zurück.«
»Gegen Mittag.«
»Danke.« Mark legte schnell auf und fragte sich, ob die Leitung angezapft war. Wahrscheinlich nicht. Schließlich wurden die Telefone von Verbrechern und Leuten wie ihm dazu benutzt, ihre Anwälte anzurufen und mit ihnen zu reden. Solche Gespräche mußten vertraulich sein.
Er merkte sich die Telefonnummer und die Adresse des Reviers, dann schlug er im Branchenverzeichnis die Restaurants auf. Er wählte eine Nummer, und eine freundliche Stimme sagte: »Domino’s Pizza. Darf ich Ihre Bestellung aufnehmen?«
Er räusperte sich und versuchte, mit rauher Stimme zu sprechen. »Ja, ich möchte vier von Ihren großen Suprêmes bestellen.«
»Ist das alles?«
»Ja. Ich brauche sie gegen zwölf.«
»Ihr Name?«
»Ich bestelle für Detective Klickman, Revier Nord.«
»Wohin sollen wir liefern?«
»Revier Nord – 3633 Allen Road. Fragen Sie einfach nach Klickman.«
»Da waren wir schon öfter, das können Sie mir glauben. Tele fonnummer?«
»555-8989«
Es folgte eine kurze Pause, während die Addiermaschine arbeitete.
»Das macht achtundvierzig Dollar und zehn Cent.«
»In Ordnung. Ich brauche sie nicht vor zwölf.«
Mark legte auf. Sein Herz
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