Der Klient
klopfte heftig. Aber er hatte es einmal getan, und er würde es wieder tun. Er fand die Nummern der Filialen von Pizza Hut, es gab siebzehn in Memphis, und machte sich daran, Bestellungen aufzugeben. Drei sagten, sie wären zu weit von der Innenstadt entfernt. Er legte schnell den Hörer wieder auf. Eine junge Frau war argwöhnisch, sagte, er hörte sich zu jung an, und er legte auch hier schnell den Hörer auf. Aber in den meisten Fällen war es bloße Routine – anrufen, die Bestellung aufgeben, Adresse und Telefonnummer nennen und alles übrige dem freien Unternehmertum überlassen.
Als Doreen zwanzig Minuten später anklopfte, bestellte er gerade für Klickman ein paar chinesische Gerichte von Wong Boys. Er legte schnell auf und setzte sich aufs Bett. Es bereitete ihr große Genugtuung, das Telefon wieder an sich zu nehmen, als wäre es ein Spielzeug, das einem ungezogenen Jungen weggenommen wird. Aber sie war nicht schnell genug gewesen. Detective Klickman hatte an die vierzig große De-luxe-Pizzas bestellt und ungefähr ein Dutzend chinesische Lunches, die alle um zwölf geliefert werden sollten, für einen Preis von ungefähr fünfhundert Dollar.
Um seinen Kater loszuwerden, nippte Gronke an seinem vierten Orangensaft an diesem Vormittag und spülte eine weitere Kopfschmerztablette hinunter. Er stand am Fenster seines Hotelzimmers, auf Strümpfen, mit offenem Gürtel und aufgeknöpftem Hemd, und hörte gequält zu, als Jack Nance ihm die unerfreuliche Neuigkeit mitteilte.
»Es ist vor weniger als einer halben Stunde passiert«, sagte Nance. Er hatte sich auf die Kommode gesetzt, schaute zur Wand und versuchte, den Gangster zu ignorieren, der am Fenster stand und ihm den Rücken zukehrte.
»Warum?« knurrte Gronke.
»Muß das Jugendgericht sein. Sie haben ihn geradewegs ins Gefängnis gebracht. Ich meine, sie können sich doch nicht einfach einen Jungen oder sonst jemanden schnappen und ins Ge fängnis bringen. Da muß vorher irgend etwas beim Jugendgericht eingereicht worden sein. Cal ist gerade dort und geht der Sache nach. Vielleicht erfahren wir bald etwas, ich weiß es nicht. Die Unterlagen des Jugendgerichts werden unter Verschluß gehalten, glaube ich.«
»Besorgen Sie die verdammten Unterlagen, verstanden?«
Nance schäumte, aber er hielt den Mund. Er haßte Gronke und seine kleine Bande von Halsabschneidern, und obwohl er die hundert Dollar pro Stunde brauchte, hatte er es satt, in diesem schmutzigen, verqualmten Zimmer herumzuhängen wie ein Lakai, der nur darauf wartet, angebrüllt zu werden. Er hatte andere Kunden. Cal war ein Nervenbündel.
»Wir versuchen es«, sagte er.
»Versuchen reicht nicht«, sagte Gronke zum Fenster. »Und jetzt muß ich Barry anrufen und ihm sagen, daß der Junge weggeschafft worden ist und wir keine Möglichkeit haben, an ihn heranzukommen. Sie haben ihn irgendwo eingesperrt, und vor der Tür hockt vermutlich ein Bulle.« Er trank den Orangensaft aus und warf die Dose in die ungefähre Richtung des Papierkorbs. Sie fiel daneben und klapperte an der Wand entlang. Er funkelte Nance an. »Barry wird wissen wollen, ob es eine Möglichkeit gibt, an den Jungen ranzukommen. Was schlagen Sie vor?«
»Ich schlage vor, daß Sie den Jungen in Ruhe lassen. Das hier ist nicht New Orleans, und das ist kein Ganove, den Sie so mir nichts dir nichts wegpusten können. Dieser Junge hat eine Menge Anhang. Er wird beobachtet. Wenn Sie irgendeine Dummheit machen, haben Sie hundert FBI-Agenten auf dem Hals. Sie würden keine Luft mehr kriegen, und Sie und Mr. Muldanno würden im Gefängnis verrotten. Hier, nicht in New Orleans.«
»Ja, ja.« Gronke winkte mit beiden Händen angewidert ab und kehrte ans Fenster zurück. »Ich will, daß ihr ihn weiter im Auge behaltet. Wenn sie ihn irgendwo hinbringen, will ich es sofort wissen. Wenn sie ihn vor Gericht bringen, will ich es wissen. Lassen Sie sich was einfallen, Nance. Das ist Ihre Stadt. Sie kennen sämtliche Straßen und Gassen. Sollten Sie jedenfalls. Schließlich werden Sie gut bezahlt.«
»Ja, Sir«, sagte Nance laut, dann verließ er das Zimmer.
23
J eden Donnerstagmorgen saß Reggie für zwei Stunden in der Praxis von Dr. Elliot Levin, ihrem langjährigen Psychiater. Zehn Jahre über hatte Levin nun schon ihre Hand gehalten. Er war der Architekt, der die Teile zusammengeklaubt und ihr geholfen hatte, das Puzzle wieder zusammenzusetzen. Ihre Sitzungen wurden nie gestört.
Clint wanderte nervös in Levins Empfangszimmer
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