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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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herum. Dianne hatte bereits zweimal angerufen. Sie hatte ihm die Vorladung und die Eingabe am Telefon vorgelesen. Er hatte Richter Roosevelt und die Haftanstalt angerufen und Levins Praxis, und jetzt wartete er ungeduldig darauf, daß es elf Uhr wurde. Die Empfangsdame versuchte, ihn zu ignorieren.
    Reggie lächelte, als Dr. Levin mit ihr fertig war. Sie küßte ihn leicht auf die Wange, und sie gingen Hand in Hand in sein elegantes Empfangszimmer, wo Clint wartete. Sie hörte auf zu lächeln. »Was ist los?« fragte sie, ganz sicher, daß etwas Schreckliches passiert war.
    »Wir müssen gehen«, sagte Clint, ergriff ihren Arm und steuerte sie durch die Tür. Sie nickte Levin zum Abschied zu, der ihr interessiert und besorgt nachschaute.
    Sie waren auf dem Gehsteig vor einem kleinen Parkplatz. »Sie haben Mark Sway abgeholt und in Gewahrsam genommen.«
    »Was? Wer?«
    »Polizisten. Heute morgen ist eine Eingabe gemacht worden, in der behauptet wird, Mark hätte sich strafbar gemacht, und Roosevelt hat Anweisung gegeben, ihn in Gewahrsam zu nehmen.« Clint deutete auf ein Auto. »Nehmen wir deinen Wagen. Ich fahre.«
    »Wer hat die Eingabe gemacht?«
    »Foltrigg. Dianne hat aus dem Krankenhaus angerufen, von dort haben sie ihn abgeholt. Sie hat sich mit den Polizisten angelegt und Ricky wieder verängstigt. Ich habe mit ihr gesprochen und ihr versichert, daß du Mark herausholen wirst.«
    Sie stiegen in Reggies Wagen, schlugen die Türen zu und verließen eilig den Parkplatz. »Roosevelt hat für zwölf Uhr eine Anhörung angesetzt«, erklärte Clint.
    »Für zwölf? Soll das ein Witz sein? Das ist in sechsundfünfzig Minuten!«
    »Die Sache läuft im Schnellverfahren. Ich habe vor einer Stunde mit ihm gesprochen, und er wollte sich zu der Eingabe nicht äußern. Hatte im Grunde sehr wenig zu sagen. Wo fahren wir hin?«
    Sie dachte einen Moment darüber nach. »Er ist in der Haftanstalt, und ich kann ihn nicht herausbekommen. Fahren wir zum Jugendgericht. Ich will die Eingabe sehen, und ich will mit Harry Roosevelt sprechen. Das ist absurd, eine Anhörung nur wenige Stunden nach Einreichen der Eingabe! Das Gesetz sagt zwischen drei und sieben Tagen, nicht Stunden.«
    »Aber sieht das Gesetz nicht auch beschleunigte Anhörungen vor?«
    »Ja, aber nur in Extremfällen. Die haben Harry einen Haufen Bockmist aufgetischt. Strafbar! Was hat der Junge denn verbrochen? Das ist Irrsinn. Sie versuchen, ihn zum Reden zu zwingen, Clint, darum geht es.«
    »Du hast also nicht damit gerechnet?«
    »Natürlich nicht. Nicht hier, nicht vor dem Jugendgericht. Ich habe an eine Vorladung vor die Anklagejury in New Orleans gedacht, aber nicht an das Jugendgericht. Er hat keine strafbare Handlung begangen. Er hat es nicht verdient, in Gewahrsam genommen zu werden.«
    »Nun, sie haben es getan.«
    Jason McThune zog den Reißverschluß an seiner Hose zu und drückte dreimal auf den Knopf, bis die uralte Spülung funktionierte. Das Becken hatte braune Streifen, der Fußboden war naß, und er dankte Gott, daß er im Federal Building arbeitete, wo alles auf Hochglanz poliert und in bester Verfassung war. Er würde lieber Straßen teeren als im Jugendgericht arbeiten.
    Aber ob es ihm gefiel oder nicht, er war jetzt hier und verschwendete Zeit auf den Boyette-Fall, weil K. O. Lewis es so wollte. Und K. O. erhielt seine Anweisungen von Mr. F. Denton Voyles, dem Direktor des FBI seit jetzt zweiundvierzig Jahren. In diesen zweiundvierzig Jahren war kein Mitglied des Kongresses und schon gar kein Senator der Vereinigten Staaten ermordet worden. Boyd Boyette war so gründlich versteckt worden, daß einem die Galle hochkommen konnte. Voyles war stocksauer, nicht wegen des Mordes an sich, sondern wegen der Unfähigkeit des FBI, den Fall endgültig aufzuklären.
    McThune hatte den starken Verdacht, daß Ms. Reggie Love in Kürze eintreffen würde, weil man ihr ihren Klienten praktisch vor der Nase weggeschnappt hatte, und er rechnete damit, daß sie wütend sein würde, wenn sie sich begegneten. Vielleicht würde sie verstehen, daß diese juristischen Strategien in New Orleans ausgeheckt worden waren, nicht in Memphis und schon gar nicht in seinem Büro. Bestimmt würde sie verstehen, daß er, McThune, nur ein bescheidener FBI-Agent war, der seine Befehle von oben erhielt und tat, was die Anwälte von ihm verlangten. Vielleicht konnte er ihr aus dem Wege gehen, bis sie alle im Gerichtssaal waren.
    Aber vielleicht auch nicht. Als McThune die

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