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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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wanderte gemächlich die Magazine Street zwischen Canal und Poydras entlang. Die Luft war dick. Cliffords Kanzlei war vier Blocks entfernt. Sein Anwalt wollte eine schnelle Verhandlung! So ein Idiot! Niemand in diesem Rechtsstaat wollte eine schnelle Verhandlung, aber dann kam W. Jerome Clifford und drängte darauf. Noch keine drei Wochen zuvor hatte Clifford erklärt, sie sollten zusehen, daß der Prozeß so schnell wie möglich stattfände, weil sie keine Leiche hatten und damit keinen Fall, und so weiter und so weiter. Und wenn sie abwarteten, würde die Leiche vielleicht gefunden werden, und weil Barry so ein hübscher Tatverdächtiger war und es sich um einen Sensationsprozeß handelte, bei dem die Anklagevertretung tonnenschwer unter Druck stand, und da Barry den Mord tatsächlich begangen hatte und ganz eindeutig schuldig war, sollten sie unverzüglich vor Gericht gehen. Das hatte Barry schockiert. Sie hatten hitzig diskutiert in Romeys Büro, und seither war es nicht mehr so wie früher gewesen.
    Im Verlauf dieser Diskussion vor drei Wochen war ein ruhiger Moment eingetreten, und Barry hatte sich seinem Anwalt gegenüber damit gebrüstet, daß die Leiche nie gefunden werden würde. Er war schon eine Menge Leichen losgeworden und wußte, wie man sie versteckte. Boyette war ziemlich schnell versteckt worden, und obwohl Barry den kleinen Kerl gern irgendwoanders hingebracht hätte, war er dennoch guter Dinge und hegte nicht die geringsten Befürchtungen, daß Roy und die Fibbies ihm in die Quere kommen könnten.
    Barry kicherte leise vor sich hin, während er die Poydras entlangschlenderte.
    »Und wo ist die Leiche?« hatte Clifford gefragt. »Das wollen Sie bestimmt nicht wissen«, hatte Barry erwidert. »Doch, ich will es wissen. Die ganze Welt will es wissen. Also los, verraten Sie es mir, wenn Sie den Mumm dazu haben.«
    »Das wollen Sie nicht wissen.«
    »Doch. Los, sagen Sie es mir.«
    »Es wird Ihnen nicht gefallen.«
    »Sagen Sie es mir.«
    Barry warf seinen Zigarettenstummel auf den Gehsteig und hätte beinahe laut herausgelacht. Er hätte es Jerome Clifford nicht sagen sollen. Es war kindisch gewesen, es zu tun, aber er war harmlos. Dem Mann konnte man Geheimnisse anvertrauen, anwaltliche Schweigepflicht und dieser ganze Kram, und er war verletzt gewesen, als Barry anfangs nicht mit sämtlichen blutigen Details herausrücken wollte. Jerome Clifford war ein ebenso niederträchtiger Gauner wie seine Klienten, und wenn sie Blut an den Händen hatten, wollte er es sehen.
    »Erinnern Sie sich, an welchem Tag Boyette verschwand?«
    »Natürlich. Am 16. Januar.«
    »Wissen Sie noch, wo Sie am 16. Januar waren?«
    Daraufhin war Romey zur Wand hinter seinem Schreibtisch gegangen und hatte nachgesehen, was er auf seinen Monats Terminkalender gekritzelt hatte. »In Colorado. Skilaufen.«
    »Und ich hatte mir Ihr Haus ausgeliehen?«
    »Ja, Sie wollten sich dort mit der Frau irgendeines Arztes treffen.«
    »Stimmt. Aber sie konnte nicht kommen. Dafür habe ich den Senator zu Ihrem Haus gebracht.«
    Daraufhin war Romey erstarrt und hatte seinen Klienten fas sungslos und mit offenem Mund angesehen.
    Barry hatte weitergeredet. »Er kam im Kofferraum an, und ich habe ihn bei Ihnen deponiert.«
    »Wo?« hatte Romey ungläubig gefragt.
    »In der Garage.«
    »Sie lügen.«
    »Unter dem Boot, das seit zehn Jahren nicht mehr von der Stelle bewegt worden ist.«
    »Sie lügen.«
    Die Eingangstür zu Cliffords Kanzlei war verschlossen. Barry rüttelte daran und fluchte durch die Fenster. Er zündete sich eine weitere Zigarette an und suchte auf den üblichen Parkplätzen nach dem schwarzen Lincoln. Er würde das fette Schwein finden, und wenn es ihn die ganze Nacht kostete. Barry hatte einen Freund in Miami, der einmal wegen einer Reihe von Drogenvergehen angeklagt worden war. Sein Anwalt war ziemlich gut gewesen und hatte es fertiggebracht, die Sache zweieinhalb Jahre hinauszuzögern, bis schließlich der Richter die Geduld verlor und eine Verhandlung ansetzte. Am Tag vor der Auswahl der Geschworenen hatte sein Freund seinen tüchtigen Anwalt umgebracht, und der Richter war gezwungen gewesen, eine weitere Vertagung zu verfügen. Der Prozeß hatte nie stattgefunden.
    Wenn Romey jetzt plötzlich starb, würden bis zum Prozeß Monate, vielleicht sogar Jahre vergehen.
3
    R icky wich von dem Baum zurück, bis er ins tiefe Unkraut geriet, dann fand er den schmalen Pfad und begann zu rennen. »Ricky«, rief Mark. »He, Ricky, warte

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