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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Richter gesprochen haben. Sagen Sie ihm, wie eilig es ist.« Papiere raschelten auf dem Schreibtisch – die Rechercheure räumten auf. Ihre Arbeit war getan. Fink machte sich Notizen, und Boxx griff nach einem Block. Foltrigg spie Anweisungen heraus wie ein seinen Schreibern diktierender König Salomo. »Bitten Sie den Richter um möglichst schnelle Anhörung. Erklären Sie ihm, unter welchem Druck wir stehen. Bitten Sie um absolute Vertraulichkeit, einschließlich der Geheimhaltung der Eingabe und sämtlicher anderer Schriftsätze. Und zwar mit allem Nachdruck, Sie verstehen schon. Ich bleibe in der Nähe des Telefons für den Fall, daß ich gebraucht werde.«
    Bobby knöpfte seine Manschetten zu. »Hören Sie, Roy, da ist noch etwas, das nicht unerwähnt bleiben sollte.«
    »Und was?«
    »Wir kommen dem Jungen auf die rauhe Tour. Aber wir sollten nicht vergessen, in welcher Gefahr er schwebt. Muldanno pfeift auf dem letzten Loch. Überall schwirren Reporter herum. Eine undichte Stelle hier und eine undichte Stelle dort, und die Mafia könnte den Jungen zum Schweigen bringen, bevor er redet. Da steht eine Menge auf dem Spiel.«
    Roy bedachte ihn mit einem zuversichtlichen Lächeln. »Das weiß ich, Bobby. Muldanno hat sogar schon seine Leute nach Memphis geschickt. Die Leute vom dortigen FBI versuchen, sie aufzuspüren, außerdem überwachen sie den Jungen. Ich persönlich glaube nicht, daß Muldanno so blöd ist, etwas zu versuchen, aber wir gehen keinerlei Risiken ein.« Roy stand auf und lächelte in die Runde. »Gute Arbeit, Leute. Ich weiß es zu würdigen.«
    Sie murmelten ihre Dankeschöns und verließen die Bibliothek.
    Im vierten Stock des Radisson Hotels in der Innenstadt von Memphis, zwei Blocks vom Sterick Building und fünf Blocks vom St. Peter’s entfernt, spielte Paul Gronke ein monotones Gin Rommé mit Mack Bono, einem von Muldannos Handlangern aus New Orleans. Auf dem Fußboden lag ein weggeworfenes Blatt mit einem Haufen Spielergebnissen. Anfangs hatten sie um einen Dollar gespielt, aber jetzt war es ihnen egal. Gronkes Schuhe lagen auf dem Bett. Sein Hemd war aufgeknöpft. Dichter Zigarettenrauch hing unter der Decke. Sie tranken Mineralwasser, weil es noch nicht fünf Uhr war; wenn die magische Stunde schlug, würden sie den Zimmerservice anrufen. Gronke sah auf die Uhr. Er schaute durchs Fenster auf die Gebäude an der anderen Seite der Union Avenue. Er spielte eine Karte aus.
    Gronke war ein Jugendfreund von Muldanno, ein vertrauenswürdiger Partner bei vielen seiner Geschäfte. Er besaß ein paar Lokale und einen T-Shirt-Laden für Touristen im French Quarter. Er hatte seinen Teil an Beinen gebrochen und dem Messer geholfen, dasselbe zu tun. Er wußte nicht, wo Boyd Boyette vergraben war, und er wollte auch nicht danach fragen, aber wenn er es darauf anlegte, würde sein Freund es ihm wahrscheinlich verraten. Sie standen sich sehr nahe.
    Gronke war in Memphis, weil das Messer ihn darum gebeten hatte. Und er war zu Tode gelangweilt, weil er hier in diesem Hotelzimmer saß, Karten spielend, ohne Schuhe, Wasser trank und Sandwiches aß, Camels rauchte, und darauf wartete, daß ein elfjähriger Junge den nächsten Schritt tat.
    Auf der anderen Seite des Doppelbetts führte eine offene Tür ins Nebenzimmer. Auch in ihm gab es zwei Betten und eine Rauchwolke, die unter dem Deckenventilator herumwirbelte. Jack Nance stand am Fenster und beobachtete, wie der nachmittägliche Stoßverkehr in der Innenstadt abnahm. Ein Funkgerät und ein Digitaltelefon standen griffbereit auf einem Tisch. Jede Minute konnte Cal Sisson aus dem Krankenhaus anrufen mit den neuesten Nachrichten über Mark Sway. Ein dicker Aktenkoffer lag geöffnet auf einem der Betten. Vor lauter Langeweile hatte Nance den größten Teil des Nachmittags damit verbracht, mit seinen Abhörgeräten herumzuspielen.
    Er hatte über die Chancen nachgedacht, in Zimmer 943 eine Wanze anzubringen. Er hatte das Büro der Anwältin gesehen, in dem es keine Spezialschlösser gab, keine Überwachungskameras, keine Sicherheitseinrichtungen. Typisch Anwalt. Das zu verwanzen würde ein Kinderspiel sein. Cal Sisson war in der Praxis des Doktors gewesen, und dort sah es fast genau so aus. Eine Helferin am Schreibtisch im Empfang. Sofas und Stühle für die Patienten, die auf ihren Seelenklempner warteten. Ein paar schäbige Büros, die vom Flur abgingen. Keinerlei spezielle Sicherheitsvorkehrungen. Der Kunde, dieser Typ, der es liebte, wenn man ihn das

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