Der Klient
an die Gruppe. »Das hört sich gut an. Im Augenblick denken der Junge und seine Anwältin vermutlich, es wäre alles vorüber. Dies wird ein Weckruf sein. Sie werden wissen, daß wir es ernst meinen. Sie werden wissen, daß ihnen ein Gerichtsverfahren bevorsteht. Wir werden seiner Anwältin klarmachen, daß wir keine Ruhe geben werden, bis uns der Junge die Wahrheit gesagt hat. Das gefällt mir. Das Risiko ist gering. Das Verfahren findet dreihundert Meilen von hier entfernt statt, weit weg von den Fernseh-Affen, die hier herumlungern. Wenn wir es versuchen, und es geht schief, dann macht uns das nicht viel aus. Niemand wird es erfahren. Mir gefällt diese Idee – keine Kameras und keine Reporter.« Er hielt inne, als wäre er tief in Gedanken versunken, der Feldmarschall, der die Ebene überschaut und entscheidet, wo er seine Panzer einsetzen soll.
Für jedermann außer Boxx und Foltrigg waren diese Worte ein köstlicher Witz. Die Vorstellung, daß der Reverend Strategien plante, bei denen Kameras keine Rolle spielten, war einfach absurd. Ihm natürlich war das nicht bewußt. Er biß sich auf die Lippe und nickte. Ja, das war der beste Kurs. Das würde funktionieren.
Bobby räusperte sich. »Es gibt noch eine zweite Möglichkeit, und sie gefällt mir nicht, aber ich sollte sie zumindest erwähnen. Die Chancen sind allerdings sehr gering. Wenn Sie davon ausgehen, daß der Junge Bescheid weiß …«
»Er weiß Bescheid.«
»Danke. Das vorausgesetzt, und vorausgesetzt, er hat sich seiner Anwältin anvertraut, dann besteht die Möglichkeit einer Bundesanklage gegen sie wegen Behinderung der Justiz. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie schwierig es ist, die Vertraulichkeit der Gespräche zwischen Anwalt und Mandant außer Kraft zu setzen; es ist praktisch unmöglich. Die Anklage hätte natürlich den Zweck, ihr einen solchen Schrecken einzujagen, daß sie auf einen Handel eingeht. Aber ich weiß nicht recht. Wie ich bereits sagte, die Chancen sind sehr gering.«
»Eine Verurteilung könnte schwer zu erreichen sein«, sagte Fink.
»Ja«, pflichtete Bobby ihm bei. »Aber eine Verurteilung wäre auch nicht das Ziel. Sie würde hier angeklagt, weit weg von zu Hause, und ich glaube, das wäre ziemlich einschüchternd. Massenhaft schlechte Presse. Sie wäre gezwungen, einen Anwalt zu engagieren. Wir könnten es monatelang hinziehen, mit allem, was so dazugehört. Wir könnten sogar erwägen, eine Verurteilung zu erreichen, sie unter Verschluß halten, sie darüber informieren und einen Handel anbieten, als Gegenleistung dafür, daß wir die Anklage zurückziehen. Nur so ein Gedanke.«
»Er gefällt mir«, sagte Foltrigg zu niemandes Überraschung. Es stank nach dem Militärstiefel der Regierung, und solche Strategien gefielen ihm immer. »Und außerdem können wir, wenn wir wollen, die Anklage jederzeit zurückziehen.«
Ah ja! Das Roy-Foltrigg-Special. Erhebe Anklage, halte eine Pressekonferenz ab, schlag den Angeklagten mit allen möglichen Drohungen zu Boden, schließ den Handel ab und zieh dann ein Jahr später die Anklage in aller Stille zurück. Das hatte er im Verlauf von sieben Jahren hundertmal gemacht. Er war auch ein paarmal dabei aufs Kreuz gefallen, weil der Angeklagte und/oder sein Anwalt sich weigerten, auf einen Handel einzugehen, und auf einer Verhandlung bestanden. Aber wenn das passierte, war Foltrigg immer mit wichtigeren Verfahren überlastet gewesen, und die Akte wurde einem der jüngeren Assistenten zugeworfen, der unfehlbar einen Tritt in den Hintern einstecken mußte. Und ebenso unfehlbar gab Foltrigg dem Assistenten die Alleinschuld an der Niederlage. Er hatte einen sogar entlassen, weil er den mit einem Roy-Foltrigg-Special provozierten Prozeß verloren hatte.
»Das ist Plan B, fürs erste aufs Eis gelegt«, sagte er, ganz Herr der Lage. »Plan A besteht darin, gleich morgen früh eine Eingabe beim Jugendgericht zu machen. Wie lange dauert es, sie vorzubereiten?«
»Eine Stunde«, erwiderte Tank Mozingo, ein bulliger Assistent mit dem umständlichen Namen Thurston Alomar Mozingo, deshalb kurz Tank genannt. »Die Eingabe ist im Gesetz vorformuliert. Wir brauchen nur den Vordruck auszufüllen und die Beschuldigungen einzusetzen.«
»Tun Sie das.« Er wendete sich an Fink. »Thomas, das weitere übernehmen Sie. Rufen Sie Ord an und bitten Sie ihn, uns zu helfen. Fliegen Sie noch heute abend nach Memphis. Ich will, daß die Eingabe gleich morgen früh registriert wird, nachdem Sie mit dem
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