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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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wandte sich Captain Blake an Garcia. »Wir brauchen eine Liste mit Namen und Fotos von allen Kollegen in Laura Mitchells Abteilung während ihrer letzten sechs Arbeitsmonate.«
    Garcia war bereits am Telefon. »Ich kümmere mich dar­um.«
    Auf der anderen Seite des Spiegels entkrampften sich Smith’ ineinander verschlungene Finger, und das Blut kehrte in seine Knöchel zurück. »Nachdem sie weggegangen ist, habe ich noch zwei Jahre bei der Bank gearbeitet. Aber ich habe ihre Karriere von Anfang an verfolgt. Ich habe jeden Artikel über sie gelesen, war auf jeder Ausstellung. Ich habe sogar angefangen, mich für Kunst zu interessieren.« Seine Stimme wurde allmählich selbstbewusster. »Und dann habe ich eines Tages in den Spiegel geschaut und beschlossen, dass ich nicht länger schwach sein wollte. Ich habe beschlossen, dass ich sehr wohl wichtig und attraktiv genug war, um von ihr beachtet zu werden, ich musste bloß noch an ein paar Feinheiten arbeiten.«
    Â»Also haben Sie sich eine neue Identität geschaffen«, stellte Hunter fest.
    Â»Mehr als nur eine Identität. Ich habe einen ganz neuen Menschen aus mir gemacht. Ich habe meine Ernährung umgestellt, habe angefangen, Sport zu treiben, mir einen neuen Haarschnitt zugelegt, eine neue Haarfarbe, farbige Kontaktlinsen, neue Kleider, neues Auftreten, neue Ausdrucksweise – alles neu. Ich habe mich in jemanden verwandelt, den sie nicht so leicht übersehen würde. Jemand, mit dem sie sich gerne unterhalten, mit dem sie sogar flirten würde. Jemand, den sie interessant finden würde. James Smith.«
    Hunter konnte nicht umhin, Smith für seine Entschlossenheit zu bewundern.
    Â»Ich bin zu jeder ihrer Ausstellungen gegangen. Aber ich hatte immer noch nicht den Mut, sie anzusprechen. Ich hatte Angst, dass sie mich wiedererkennen würde. Dass sie mich durchschaut … und auslacht.«
    Hunter wusste genau, warum. Sich äußerlich zu verwandeln ist leicht – dazu braucht man nur einen Nachmittag oder, wenn man auch die Figur verändern will, die richtige Ernährung, Fitnesstraining und ein paar Monate Zeit. Die eigene Persönlichkeit zu verändern ist dagegen ungleich schwerer. Man braucht Entschlossenheit und Willenskraft dazu, und es ist ein Prozess, der sich über Jahre hinziehen kann. Smith war früher ein schüchterner Mann mit geringem Selbstwertgefühl gewesen, der in ständiger Angst vor Zurückweisung lebte, und obwohl er mittlerweile vollkommen anders aussah, hatte er seine alten Schwä­chen längst nicht überwunden.
    Â»Laura hat Sie an dem Abend angesprochen, stimmt’s?«, sagte Hunter.
    Smith nickte. »Ich war so überrascht, dass ich zu stottern anfing.« Bei der Erinnerung umspielte das Gespenst eines Lächelns seine Lippen.
    Â»Hat sie Ihnen ihre Telefonnummer gegeben?«
    Â»Ja.«
    Â»Und haben Sie sie angerufen?«
    Â»Ja.«
    Â»Wissen Sie noch, wann das war?« Hunter beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch.
    Â»Ich weiß noch den Tag, die Stunde und jedes Wort, das gesprochen wurde.«
    Hunter wartete.
    Â»Es war am 4. März um halb fünf. Ich habe sie von einem Münztelefon aus auf ihrem Handy angerufen. Sie war gerade auf dem Weg ins Atelier. Wir haben uns eine Weile unterhalten, und sie hat mich gefragt, ob ich sie kurz vor dem Wochenende noch einmal anrufen könnte. Sie meinte, wir könnten ja zusammen was trinken gehen oder vielleicht sogar zu Abend essen. Sie hat mich praktisch um ein Date gebeten.« Smith wandte den Blick von Hunters Gesicht ab und starrte lange Zeit die Wand an. Als er danach wieder zu Hunter sah, glänzten Tränen in seinen Augen. »Sie sind der Detective. Glauben Sie ernsthaft, dass ich nach allem, was ich getan habe, nach all den Jahren, die ich darauf gewartet habe, von ihr wahrgenommen zu werden, mit ihr ins Gespräch zu kommen … Glauben Sie, dass ich, wenn es dann endlich so weit war, ihr irgendetwas antun würde?«
    Â»Warum sind Sie geflohen, als wir bei Ihnen vor der Tür standen?«
    Â»Ich bin in Panik geraten«, antwortete Smith bereitwillig. »Ich wusste doch, dass es illegal ist, unter falschem Namen zu leben. Dafür kann man mehrere Jahre ins Gefängnis kommen. Auf einmal stand die Polizei vor meiner Tür, und ich habe das getan, was die meisten in meiner Situation getan hätten. Ich habe gar

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