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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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entweder hat Jessica seine Illusion sehr schnell zerstört, oder aber er verliert die Kontrolle über sich.«
    Hunter schwieg.
    Garcia lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und knetete nachdenklich sein Kinn. »Ich war gerade dabei, die Ergebnisse deiner landesweiten Suchanfrage nach weiblichen dunkelhaarigen Mordopfern mit zugenähten Lippen und/oder Geschlechtsteilen durchzugehen.«
    Â»Und?«
    Â»Ãœberhaupt nichts. Die meisten Akten gehen nur vierzehn bis fünfzehn Jahre zurück. Ältere Fälle haben wir so gut wie keine.«
    Hunter überlegte kurz. »Verdammt.«
    Â»Was denn?«
    Â»Die Polizeiakten werden erst seit … was? – vielleicht seit zehn oder zwölf Jahren systematisch digitalisiert?«
    Â»So ungefähr.«
    Â»Das Problem ist, dass auf den meisten Polizeidienststellen das Tagesgeschäft so viel Zeit in Anspruch nimmt, dass niemand dazu kommt, sich um die Digitalisierung der alten Fälle zu kümmern. Die meisten Akten, die älter sind als fünfzehn Jahre, liegen wahrscheinlich in Kartons in irgendwelchen Kellern rum und setzen Staub an. Nach denen können wir in der Datenbank suchen, bis wir schwarz werden.«
    Â»Prima. Soll heißen, selbst wenn wir mit unserer Vermutung recht haben, werden wir es nie erfahren, falls die Sache mehr als fünfzehn Jahre zurückliegt?«
    Hunter war bereits dabei, etwas in seinen Computer einzutippen. »Vielleicht sind die Akten und Datenbanken bei der Polizei noch nicht vollständig elektronisch verfügbar, aber …«
    Garcia wartete, aber mehr kam nicht von Hunter. »Aber was?«
    Â»Aber die der Zeitungen schon. Es war dumm von mir, dass ich nicht gleich daran gedacht habe, die nationalen Zeitungsarchive zusammen mit den Polizeidatenbanken zu durchsuchen.«
    Die nächsten dreieinhalb Stunden suchten Hunter und Garcia gemeinsam im Internet. Sie durchforsteten die Archive der Tageszeitungen und lasen jeden Artikel, der ihre Schlagwörter enthielt. Garcia hatte sich gerade einen zwanzig Jahre alten Zeitungsartikel vorgenommen, als ihm ein Schauer über den Rücken lief.
    Â»Robert«, rief er, stützte die Ellbogen auf den Tisch, verschränkte die Finger ineinander und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf seinen Bildschirm. »Ich glaube, ich habe da was.«
    84
    Als trendiges Nachtclub-Mekka war Los Angeles voll von Lokalitäten, in denen es darum ging, zu sehen und gesehen zu werden. Daher war es ein Segen, dass es kleine Eckkneipen wie den Alibi Room gab, ein Überbleibsel aus der guten alten Zeit verräucherter Hinterzimmer und betrunkener Partien Pool. Die Kneipe, die nur aus einem ­einzigen Raum bestand, verfügte über verschossenen Tep­pichboden, eine Reihe Stammgäste, die fest am Tresen installiert zu sein schienen, einen einzigen Pooltisch mit fragwürdiger Geometrie und ausgeleierten Bandengummis, einer Jukebox, die ausschließlich Rockmusik spielte – und über das, was in einer Eckkneipe für gewöhnlich die größte Attraktion darstellte: billigen Alkohol.
    Whitney Myers sah Xavier Nuñez, kaum dass sie einen Fuß über die Schwelle gesetzt hatte. Er saß an einem der wenigen Eichenholztische am Fenster links neben der Theke. Vor ihm standen zwei Flaschen Bier und ein Korb mit Tortillachips.
    Nuñez war eine merkwürdige Erscheinung. Er war Mitte dreißig, hatte einen kahlrasierten Schädel, ein langes spitzes Gesicht, große dunkle Augen, Segelohren, eine kleine schief gewachsene Nase, pockennarbige Haut und Lippen, die so dünn waren, dass sie aussahen, als wären sie ihm mit einem Filzstift ins Gesicht gemalt worden. Auf seinem T-Shirt prangte der Spruch: Sag deinen Titten, sie sollen nicht so glotzen.
    Nuñez war einer von Myers’ Informanten, den sie fürstlich für seine Dienste entlohnte. Er arbeitete im Rechtsmedizinischen Institut von Los Angeles.
    Â»Wie originell«, kommentierte Myers mit Blick auf sein Shirt, als sie zu ihm an den Tisch kam. »Damit schleppst du bestimmt massenweise Frauen ab.«
    Nuñez trank einen Schluck aus seiner Bierflasche und sah dann zu Myers auf. Er wollte etwas auf ihre Bemerkung erwidern, aber dann lächelte Myers, und das Einzige, wozu er sich noch in der Lage sah, war, auf seinem Stuhl zu zerfließen.
    Â»Also, was hast du für mich?«
    Nuñez nahm eine Plastikmappe vom Stuhl neben sich.
    Â»Da war echt

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