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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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nicht nachgedacht, sondern bin einfach weggerannt. Und bevor ich Zeit hatte, es mir anders zu überlegen, war schon mein Bild in allen Zeitungen. Da wusste ich, dass irgendwas nicht stimmt. Deswegen habe ich Sie angerufen.«
    Hunter schwieg. Er sah Smith ins Gesicht. Dieser hatte seine Geschichte ohne zu zögern erzählt, ohne unruhig zu werden oder den Blickkontakt mit Hunter zu unterbrechen. Falls er log, war er ein Meister darin.
    Â» Sie hat mich doch an dem Abend angesprochen«, sagte Smith erneut. » Sie hat mir zugelächelt. Sie hat mit mir geflirtet. Sie hat mir ihre Nummer gegeben und mir gesagt, ich soll sie anrufen. Sie wollte mit mir essen gehen …« Smith starrte in den Spiegel. »Ich habe seit Jahren davon geträumt, ihr endlich aufzufallen. Mein Traum war gerade in Erfüllung gegangen. Warum um alles in der Welt hätte ich ihr etwas antun sollen?«
    83
    Hunter spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und starrte sein müdes Spiegelbild an. James Smith hatte nach einem Anwalt verlangt. Ohne stichhaltige Beweise, dass er und Laura Mitchell tatsächlich etwas miteinander zu tun gehabt hatten, konnte das LAPD ihn höchstens achtundvierzig Stunden lang festhalten, bevor sie ihn entweder laufenlassen oder Anklage erheben mussten. Captain Blake hatte sich bereits an das Büro des Bezirksstaatsanwalts gewandt, dort erwog man eine Anklage wegen betrügerischen Annehmens einer falschen Identität. Auf diese Weise würden sie ihn noch ein wenig länger aus dem Verkehr ziehen können, wenigstens bis sie mehr über ihn, seinen Hintergrund und seine Aktivitäten an allen drei Mordabenden in Erfahrung gebracht hatten.
    Nach der Vernehmung war es Hunter endlich gelungen, Mark Stratton, Jessica Blacks Freund, telefonisch zu erreichen. In solchen Situationen konnte einem auch jahrelange Erfahrung nicht helfen. Es gab kein Patentrezept dafür, jemandem zu erklären, dass sich sein Leben in einen Scherbenhaufen verwandelt hatte. Dass die Person, die er am meisten liebte, von einem Killer brutal getötet worden war. Jeder Mensch ging anders mit Schmerz und Trauer um, aber einfach war es für niemanden.
    Am Telefon nannte Hunter keine Einzelheiten, sondern beschränkte sich auf das Allernötigste. Verständlicherweise glaubte Stratton zunächst, dass sich einer seiner Freunde einen – wenngleich ziemlich geschmacklosen – Scherz erlaubt hatte. Viele in seiner Szene waren bekannt für ihren schwarzen und nicht immer feinsinnigen Humor. Hunter wusste, dass Nicht-wahrhaben-Wollen häufig die erste Reaktion auf eine Schreckensnachricht war. Als Stratton schließlich klarwurde, dass es sich nicht um einen Scherz handelte, brach er zusammen – auch darin unterschied er sich nicht von anderen. Auch Hunter selbst war zusammengebrochen, als vor all den Jahren ein Detective vom Raub- und Morddezernat bei ihm vor der Tür gestanden und ihm eröffnet hatte, dass sein Vater von einem Bankräuber in die Brust geschossen worden war.
    Hunter spritzte sich eine zweite Ladung Wasser ins Gesicht, diesmal benetzte er sich auch die Haare. Die Dunkelheit in seinem Innern machte sich bemerkbar. Sie war trübe und tief.
    Stratton hatte versichert, dass er noch am selben Tag nach L. A. zurückfliegen und sich gleich nach Ankunft melden würde. Jessicas Leiche musste noch offiziell identifiziert werden.
    Als Hunter ins Büro kam, las Garcia gerade etwas auf dem Bildschirm. »Alles klar?«, fragte er seinen Partner. Er wusste genau, wie belastend solche Anrufe waren.
    Hunter nickte. »Es geht schon. Brauchte bloß ein bisschen Abkühlung.«
    Â»Bist du sicher? Du siehst ziemlich fertig aus.«
    Hunter ging zur Magnetwand und betrachtete die Fotos der drei Opfer.
    Â»Robert«, rief Garcia etwas lauter.
    Hunter drehte sich zu ihm um. »Die Zeitspanne zwischen Entführung und Mord wird immer kürzer.«
    Â»Ja, ist mir auch aufgefallen«, meinte Garcia. »Kelly Jensen wurde als Erste entführt. Getötet wurde sie fast drei Wochen später. Laura Mitchell wurde ungefähr eine Woche nach Kelly entführt, starb aber als Erste. Wir wissen es ja noch nicht genau, aber so wie es aussieht, ist Jessica Black vor maximal fünf Tagen verschwunden, und ihre Leiche wurde gestern gefunden. Er hat mit einem Abstand von mehreren Wochen angefangen, und jetzt ist dieser Abstand auf wenige Tage geschrumpft. Das heißt,

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