Der Knochenbrecher
schwer dranzukommen.« Er sprach mit starkem puerto-ricanischem Akzent.
Myers setzte sich ihm gegenüber. »Deswegen bezahle ich dich ja auch so gut, Xavier.« Sie streckte die Hand nach der Mappe aus, aber er zog sie weg.
»Ja, aber an die brisanten Mordfälle kommt man richtig schwer ran, verstehst du? Vielleicht hab ich mir noch ein bisschen Trinkgeld verdient.«
Myers lächelte erneut, aber diesmal lag kein Funken Wärme mehr darin. »Versuch es gar nicht erst, Mäuschen. Wenn du brav bist und dich an die Spielregeln hältst, kann ich sehr nett sein. Du weiÃt genau, dass ich dir mehr als genug zahle. Aber wenn du einen auf dicke Hose machen willst, glaub mir â¦Â« Sie legte ihre Hand auf seine und drückte sie leicht. »⦠dann mache ich einen auf Miststück. Und zwar die Art von Miststück, die du und deine Kumpels nicht mal mit der Kneifzange anfassen würden. Also, willst du es wirklich drauf ankommen lassen?«
Ihr Tonfall und die Berührung ihrer Hand hatten etwas an sich, von dem Nuñez die Kehle ganz trocken wurde.
»Schon gut, hab ja nur Spaà gemacht. Ich weiÃ, dass ich genug Geld von dir kriege. Ich dachte eher an so was wie ⦠du und ich ⦠Abendessen ⦠irgendwann mal ⦠sehen, was so geht â¦Â«
Als Myers jetzt lächelte, war die Wärme wieder da. »So attraktiv du auch bist, Xavier, ich bin leider schon vergeben«, log sie.
Er wiegte den Kopf hin und her. »Ich würd mich auch mit Sex zufriedengeben.«
Myers nahm ihm die Mappe weg. »Wie wäre es, wenn du dich mit dem zufriedengibst, was wir vereinbart haben?« In ihrer Stimme schwang eine unverhohlene Drohung mit.
»Schon gut, ja. Das wäre auch okay.«
Myers schlug die Mappe auf. Zuoberst lag ein Foto von Kelly Jensen. Die Fäden um ihren Mund waren noch nicht entfernt worden. Myers starrte das Bild einige Sekunden lang an. Obwohl Hunter ihr davon erzählt hatte, war es etwas ganz anderes, es mit eigenen Augen zu sehen. Es gab der Brutalität der Tat eine ganz andere Dimension.
Als sie zum nächsten Foto kam, erstarrte sie. Es zeigte Kellys zugenähte Vagina. Das hatte Hunter ihr verschwiegen. Sie musste tief Luft holen, bevor sie weiterblättern konnte. Das dritte Foto war eine Ganzkörperaufnahme. Myers betrachtete sie eingehend.
»Wo sind die Stichverletzungen?«, murmelte sie leise, aber Xavier hörte sie trotzdem.
»Stichverletzungen?«, fragte er. »Es gab keine.«
»Mir wurde gesagt, sie sei mit einem Messer getötet worden.«
»Das stimmt auch, soweit ich weiÃ. Aber der Täter hat es nicht von auÃen benutzt.«
Myers sah ihn fragend an.
»Er hatâs ihr reingesteckt. Da unten.«
Eine Gänsehaut überzog Myersâ gesamten Körper.
»Und so ein Messer hab ich noch nie gesehen. Irgendwo da drin ist ein Foto davon.«
Rasch blätterte Myers durch die Bilder, bis sie das betreffende Foto gefunden hatte.
»Du liebe Zeit ⦠Was um alles in der Welt �«
Sie hatten es mit einem Monster zu tun. Sie musste Katia finden. Schnell.
85
Hunter hob den Kopf. Garcia hatte den Blick auf seinen Monitor gerichtet, seine Stirn war tief gerunzelt.
»Was hast du?«
Es dauerte noch einige Sekunden, bevor Garcia schlieÃlich aufsah. »Einen Artikel von vor zwanzig Jahren.«
»Und worum geht es darin?«
»Um den erweiterten Suizid eines Familienvaters. Der Mann hat herausgefunden, dass seine Frau ein Verhältnis hatte, ist durchgedreht, hat erst den Nebenbuhler getötet, dann seinen zehnjährigen Sohn und seine Frau, bevor er sich schlieÃlich mit einer Schrotflinte in den Kopf geschossen hat.«
Hunter runzelte die Stirn. »Und?«
»Jetzt wird es interessant. Hier steht, dass der Mann seiner Frau, bevor er sie tötete, einige Körperöffnungen zugenäht hat.«
Hunters Augen weiteten sich.
»Aber das war es auch schon. Es steht nicht drin, welche Körperöffnungen es waren.«
»Hat er seine Frau erschossen?«
»Davon steht hier auch nichts, und das hat mich stutzig gemacht. Das ist eine groÃe Story, und trotzdem ist der Artikel ziemlich kurz.«
»Wo ist es passiert?« Hunter stand auf und kam zu Garcia an den Schreibtisch.
»Nordkalifornien. Healdsburg in Sonoma County.«
Hunter schnappte sich Garcias Maus und scrollte durch den Artikel. Er war ungefähr
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