Der Knochenbrecher
sie in ihre StraÃe in Toluca Lake im Âsüdöstlichen San Fernando Valley einbog. Sie würde zu spät komÂmen, und sie hasste es, wenn sie zu spät kam.
Die Benefizgala begann in fünfundsiebzig Minuten. Allein die Fahrt von ihrem Haus bis zum Veranstaltungsort würde mindestens eine halbe Stunde dauern. Somit blieben ihr ungefähr fünfundvierzig Minuten, um zu duschen, sich zu frisieren und zu schminken und anzuziehen. Für eine Frau, die so viel Wert auf ihr ÃuÃeres legte wie sie, war das nahezu ein Ding der Unmöglichkeit.
Ihre Sekretärin hatte ihr wie angewiesen rechtzeitig Bescheid gesagt, aber ein Unfall auf dem Hollywood Freeway hatte sie fünfunddreiÃig Minuten gekostet. Dennoch, zu einer Veranstaltung zu spät zu kommen, bei der der Bürgermeister von Los Angeles, der Gouverneur von Kalifornien und diverse A-Prominente erwartet wurden, kam nicht in Frage, daher beschloss sie, die Haare nicht zu waschen, sondern nur hochzustecken. AuÃerdem hatte sie schon eine ziemlich genaue Vorstellung davon, welches Kleid sie anziehen wollte.
Ihr zweigeschossiges Haus lag in einer Sackgasse direkt am Toluca Lake. Es war viel zu groà für eine Person, aber sie hatte sich gleich bei der ersten Besichtigung verliebt.
Sie parkte ihren Dodge Challenger in der Einfahrt, und ihr Blick glitt erneut zur Uhr am Armaturenbrett.
»ScheiÃe, ScheiÃe, ScheiÃe!«
Sie war so in Eile, dass sie den weiÃen Lieferwagen, der vor ihrem Haus an der StraÃe parkte, gar nicht bemerkte.
Sie sprang aus dem Wagen und wühlte in ihrer HandÂtasche nach dem Hausschlüssel, während sie zur Tür eilte. Als sie auf der Veranda stand, hörte sie plötzlich ein Geräusch. Es kam aus den säuberlich gestutzten Büschen in ihrem kleinen Vorgarten. Sie hielt inne und runzelte die Stirn. Wenige Sekunden später war das Geräusch erneut zu hören. Es klang wie ein Scharren.
»O nein, nicht auch noch Ratten«, murmelte sie leise.
Dann hörte sie plötzlich ein ersticktes Winseln, und ein winziges weiÃes Hündchen steckte den Kopf aus dem Gebüsch. Es sah verängstigt und hungrig aus.
»Ach, du liebe Zeit.« Sie ging in die Hocke, stellte ihre Handtasche auf der Veranda ab und streckte eine Hand aus. »Na, komm her, mein Kleiner. Hab keine Angst.« Das Hündchen kam auf sie zugetapst und schnupperte an ihrer Hand.
»Ach, du armes kleines Ding. Du hast bestimmt Hunger, was?« Sie streichelte ihm über den Kopf und lieà die Hand durch sein weiÃes Fell gleiten. Das Tier zitterte. »Möchtest du ein bisschen Milch haben?«
Sie hörte nicht, wie er hinter sie trat. Da sie in der Hocke saÃ, war es ein Leichtes für ihn, sie zu überwältigen. Er versetzte ihr einen StoÃ, so dass sie vornüber ins Gebüsch fiel, während er ihr gleichzeitig ein feuchtes Tuch über den Mund presste. Sie wehrte sich mit aller Macht, lieà den Hund los und versuchte verzweifelt, hinter sich zu greifen, um ihren Angreifer zu fassen zu bekommen. Doch es war zu spät. Er wusste es, und sie wusste es auch.
Innerhalb von Sekunden wurde es schwarz um sie herÂÂum.
99
Garcia fuhr schnurstracks zurück ins Büro und schaltete seinen Computer ein. Er musste im Internet nach Online-Ausgaben von Kunstzeitschriften suchen.
Zwei Stunden später hatte er Kopfschmerzen, weil er so angestrengt auf den Bildschirm gestarrt hatte, und war keinen Schritt weiter. Als er einen Blick auf das Musikmagazin warf, das er aus Jessica Blacks Wohnung mitgenommen hatte, kam ihm eine Idee. Er dachte nicht lange nach, sondern sprang auf, schnappte sich seine Jacke und stürzte zur Tür hinaus.
Garcia kannte sich in der Zentrale der Stadtbücherei von Los Angeles längst nicht so gut aus wie Hunter, aber er wusste, dass es dort ein Mikrofiche-Archiv sämtlicher Magazine und Zeitschriften gab. Er konnte nur hoffen, dass die Kunstabteilung der Bücherei wirklich so gut sortiert war, wie Hunter immer behauptete.
Garcia fand einen freien Arbeitstisch, setzte sich und begann mit der Sichtung des Materials. Er suchte nach Artikeln über Laura Mitchell oder Kelly Jensen, insbesondere Interviews.
Es dauerte knapp zweieinhalb Stunden, bis er fündig wurde: Er stieà auf ein Interview mit Kelly Jensen in Art Today . Er las die Zeilen, nach denen er gesucht hatte, und spürte, wie das Blut plötzlich schneller
Weitere Kostenlose Bücher