Der Knochenbrecher

Blake zu schnappen?« Garcias Blick klebte am Schirm.
    Hunter antwortete nicht.
    Das Video ging weiter.
    Captain Blake hob ganz langsam den Kopf, und Hunter spürte, wie sich sein Herz zusammenkrampfte. Sie blutete aus Nase und Mund, und ihr linkes Auge war fast vollständig zugeschwollen. Sie schien nicht unter Drogen zu stehen, aber es war unschwer zu erkennen, dass sie starke Schmerzen hatte. Das Bild verweilte einige Sekunden lang auf ihrem Gesicht, bevor das Display schwarz wurde.
    Â»Das ist doch Wahnsinn«, sagte Garcia und rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her.
    Erneut klingelte Hunters Handy. Er nahm sofort ab.
    Â»Falls Sie sich das fragen sollten«, meldete sich die Flüsterstimme, »ja, sie lebt noch. An Ihrer Stelle würde ich mir also meine nächsten Schritte gut überlegen. Denn wie lange sie am Leben bleibt, hängt einzig und allein von Ihnen ab. Bleiben Sie mir vom Leib.«
    Damit legte er auf.
    Â»Was hat er gesagt?«
    Hunter wiederholte die Worte.
    Â»Mist, verdammter! Das ergibt doch alles überhaupt keinen Sinn! Wieso hat er Captain Blake entführt? Und wieso hat er uns ein Video von ihr geschickt? Das passt doch überhaupt nicht zu seiner Vorgehensweise. Bei seinen bishe­rigen Opfern hat er so was nicht gemacht.«
    Â»Das liegt daran, dass Captain Blake nicht wie seine bisherigen Opfer ist , Carlos. Er hat sie nicht entführt, weil sie ihn an seine Mutter erinnert, sondern als Sicherheit … Sie ist sein Faustpfand.«
    Â»Was?«
    Â»Am Telefon hat er gesagt: ›An Ihrer Stelle würde ich mir meine nächsten Schritte gut überlegen. Wie lange sie am Leben bleibt, hängt einzig und allein von Ihnen ab. Bleiben Sie mir vom Leib.‹ Er benutzt sie als Druckmittel gegen uns.«
    Â»Aber wieso?«
    Â»Weil wir ihm auf die Schliche gekommen sind, und damit hat er nicht gerechnet. Wir wissen, wer er ist … oder war. Ihm ist klar, dass es nur noch eine Frage von Stunden ist, bis wir ihn finden.«
    Garcia biss sich auf die Unterlippe. »Er gerät in Panik.«
    Â»Ja. Deswegen auch das Video. Und wenn ein Täter in Panik gerät und von seinem eigentlichen Plan abweicht, macht er Fehler.«
    Â»Wir haben aber keine Zeit, darauf zu warten, dass er einen Fehler macht, Robert. Er hat Blake.«
    Â»Er hat bereits einen Fehler gemacht.«
    Â»Was? Welchen denn?«
    Hunter zeigte auf sein Handy. »Er hat uns ein Video geschickt. Wir brauchen Internet.«
    Â»Internet?« Garcia runzelte die Stirn. »Können wir das Video zurückverfolgen?«
    Â»Ich glaube kaum, so dumm wird er nicht sein.«
    Â»Und wieso brauchen wir dann Internet?«
    Hunter sah sich im Café um und erspähte einen Mann Anfang dreißig, der an einem Tisch in der Ecke saß und etwas in seinen Laptop tippte.
    Â»Entschuldigen Sie, sind Sie gerade online?«
    Der Mann sah auf. Sein Blick ging von Hunter zu Garcia, der hinter seinem Partner auftauchte. Er nickte zögerlich. »Ja.«
    Â»Wir müssten uns kurz mal Ihren Rechner ausborgen«, sagte Hunter, setzte sich und zog den Laptop zu sich heran.
    Der Mann wollte Einspruch erheben, doch Garcia legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter und zeigte ihm seine Dienstmarke.
    Â» LAPD , Morddezernat. Es ist wichtig.«
    Der Mann hob in einer Geste der Kapitulation die Hände und räumte seinen Stuhl.
    Â»Ich bin dann solange da hinten.« Er zeigte auf einen anderen Tisch ein Stück entfernt. »Lassen Sie sich ruhig Zeit.«
    Â»Warum brauchst du denn jetzt auf einmal Internet?«, fragte Garcia und setzte sich neben Hunter.
    Â»Warte kurz.« Hunter war damit beschäftigt, etwas zu googeln. Die Liste mit den Suchergebnissen baute sich auf, und er überflog sie hastig.
    Â»Mist!«
    Hunter griff nach dem Handy und sah sich erneut mit zusammengekniffenen Augen das Video an.
    Â»Verdammt.«
    Er startete eine zweite Google-Suche. Eine neue Ergebnisliste wurde geladen, und er überflog auch diese. »Ach du Scheiße«, knurrte er und sah auf die Uhr. »Wir müssen los.« Er sprang auf.
    Â»Wohin denn?«
    Â»Nach Santa Clarita.«
    Â»Was? Wieso denn das?«
    Â»Weil ich weiß, wo er Captain Blake festhält.«
    107
    Dank Blaulicht und Sirene kamen sie zügig voran. Sie bogen auf die Interstate 405 ein, wo Garcia mit fünfundachtzig Meilen pro Stunde auf der linken Spur dahinraste.
    Â»Okay. Woher