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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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klopfte sich dabei mit dem Kugelschreiber gegen die Schneidezähne. »Haben diese piekfeinen Apartmentblocks in West Hollywood nicht jede Menge Sicherheits-Schnickschnack? Überwachungskameras und so weiter? Falls jemand diese Katia aus ihrer Wohnung verschleppt hat, dann muss es doch eine Aufzeichnung davon geben.«
    Â»Würde man meinen. Du hast recht, es gibt eine Kamera im Aufzug, zwei am Empfang, eine auf dem Treppenabsatz vor dem Penthouse und eine in der Tiefgarage. Aber wie es der Zufall wollte, gab es an dem Abend, als Katia zurückgekommen ist, einen Kurzschluss, und die Sicherungen im Hauptverteiler sind durchgebrannt. Sämtliche Kameras waren für mehrere Stunden außer Betrieb. Es gibt keinerlei Aufzeichnungen.«
    Â»Ãœberhaupt nichts?«
    Â»Ãœberhaupt nichts. Ihr Vater hatte gar nicht daran gedacht, den Portier nach den Kameras zu fragen, deshalb hat er es bei unserem Gespräch auch nicht erwähnt.«
    Cohen verzog das Gesicht.
    Â»Ich weiß. Sieht nach professionellem Kidnapping aus, oder?«
    Â»Hat schon jemand Kontakt zur Familie aufgenommen? Gab es eine Lösegeldforderung?«
    Myers schüttelte den Kopf und kehrte an ihren Schreibtisch zurück. »Nichts. Das ist es ja gerade, was mir Sorgen macht. Bis jetzt deutet alles auf eine professionelle Entführung hin. Und Profis haben es immer aufs Geld abgesehen. Katia und ihre Familie sind so reich, dass ein Lösegeld in Millionenhöhe rausspringen könnte. Sie ist seit über achtundvierzig Stunden verschwunden, und es gab bisher nichts – keine wie auch immer geartete Kontaktaufnahme.«
    Erneut klopfte sich Cohen mit dem Kugelschreiber gegen die Zähne. Er arbeitete schon lange genug für Myers, um zu wissen, dass bei einem Kidnapping die Kontaktaufnahme zwischen Entführern und Angehörigen in der Regel sehr schnell erfolgte – falls möglich, noch bevor die Betroffenen Gelegenheit hatten, die Polizei einzuschalten. Wenn der Entführer also nicht hinter Geld her war, dann hatten sie es nicht mit einem Kidnapper, sondern mit einem Gewaltverbrecher zu tun.
    Â»Aber es kommt noch schlimmer«, sagte Myers und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Unser Entführer spielt gerne Spielchen.«
    Cohen hörte mit dem Klopfen auf. »Was soll das denn heißen?«
    Â»Sie hatte einen Anrufbeantworter in der Küche.«
    Â»Ja und?«
    Myers machte eine spannungsgeladene Pause. »Er war komplett voll. Sechzig Nachrichten.«
    Cohens linkes Auge zuckte. »Sechzig?«
    Myers nickte. »Ich habe mir jede einzelne angehört.« Sie hielt inne und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. »Kein Wort, nichts, absolute Stille. Nicht mal ein Stöhnen.«
    Â»Keine einzige Nachricht?«
    Â»Zumindest klang es so. Erst dachte ich, dass vielleicht das Telefon oder der Anrufbeantworter kaputt ist, bis ich zur letzten Nachricht gekommen bin.«
    Â»Und …?« Cohens Augen wurden groß vor Neugier.
    Â»Hör’s dir an.« Myers kramte in ihrer Handtasche nach ihrem digitalen Diktiergerät und warf es Cohen zu.
    Der stellte das Gerät vor sich auf den Schreibtisch, rückte noch einmal seine Brille zurecht und drückte auf Play. Mehrere Sekunden der Stille folgten. Dann drang ein leises Rauschen aus dem winzigen Lautsprecher. Es dauerte einige Sekunden an.
    Â»Störgeräusche?«
    Â»Das dachte ich zuerst auch«, gab Myers zurück. »Aber hör noch mal genauer hin. Konzentrier dich.«
    Cohen nahm das Diktiergerät, spulte zurück und hob es dicht ans rechte Ohr, um erneut, diesmal noch aufmerksamer, zu lauschen.
    Ihm gefror das Blut in den Adern.
    Â»Was ist denn das für ein kranker Mist?«
    Ganz leise und fast vollständig vom Rauschen übertönt, war noch etwas anderes zu hören – eine Art Flüstern. Cohen hörte sich die Aufnahme noch mehrere Male an. Es gab keinen Zweifel: Da war definitiv eine Stimme, auch wenn er nicht verstehen konnte, was sie sagte.
    Â»Spricht da jemand, oder atmet er nur?«
    Â»Keine Ahnung.« Myers hob die Schultern. »Ich habe genau dasselbe gemacht wie du gerade. Es mir tausendmal angehört. Und ich habe immer noch keinen Schimmer. Aber eins sage ich dir: Wenn derjenige, der die Nachricht hinterlassen hat, Katia Angst einjagen wollte, dann hätte er es damit garantiert geschafft. Das klingt, als wäre da ein Poltergeist am anderen Ende. Ich habe

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