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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Kleiderschrank. Darin hingen mehrere Kleider, darunter einige Designerstücke, Jeans, T-Shirts, Blusen, Jacken und eine beachtliche Anzahl von Schuhen und Handtaschen. In der Küche warf Hunter einen Blick in den Kühlschrank, dann in die Schränke und den Mülleimer. Nichts Außergewöhnliches. Sie gingen weiter ins Wohnzimmer, wo Hunter ein paar Minuten damit verbrachte, sich die Fotos und die Titel der Bücher im Regal neben dem Sofa anzusehen, bevor er ins Atelier weiterging.
    Laura Mitchells Stilrichtung war die Lyrische Abstraktion, und ihre Arbeiten bestanden zum größten Teil aus Formen und Farbflächen, die nach keinem erkennbaren Muster auf die Leinwände verteilt waren. Der Boden des Ateliers, der mit Klecksen in allen Farben des Regenbogens bedeckt war, stellte fast ein eigenes modernes Kunstwerk dar. Dutzende fertige Bilder lehnten, in mehreren Gruppen geordnet, an der westlichen Wand. Insgesamt drei Staffeleien waren an unterschiedlichen Stellen im Raum aufgestellt, zwei von ihnen mit weißen Tüchern verhängt. Auf der dritten, mittleren Staffelei stand ein sechzig mal neunzig Zenti­meter großes halbfertiges Bild. Hunter betrachtete es einen Moment lang, bevor er die Tücher über den anderen beiden Staffeleien lüftete. Die Bilder darunter schienen ebenfalls noch in Arbeit zu sein.
    Garcia ging indes einige der fertigen Gemälde an der Wand durch.
    Â»Ich habe es ja nicht so mit moderner Kunst.«
    Â»Was meinst du damit?«, wollte Hunter wissen.
    Â»Das hier zum Beispiel.« Er trat beiseite, damit Hunter sich das betreffende Bild ansehen konnte. Es war ein weiteres sechzig mal neunzig Zentimeter großes Gemälde, in dem pastellgrüne und orangefarbene Töne vorherrschten, umgeben von leuchtendem Rot und einigen Akzenten in Blau und Gelb. Soweit Garcia erkennen konnte, war die Verteilung der Farben vollkommen willkürlich.
    Â»Was ist damit?«
    Â»Es heißt ›Männer verirrt im Wald der Riesenbäume‹.«
    Hunter hob eine Braue.
    Â»Eben. Ich sehe keine Männer, ich sehe keinen Wald, und ich sehe auch nichts, was annähernd wie ein Baum aussieht.« Er schüttelte den Kopf. »Versteh einer die Künstler.«
    Hunter schmunzelte und trat zu einem der großen Fenster. Es war von innen verriegelt. Erneut ließ er den Blick durch den Raum schweifen, bevor er die Stirn runzelte und ins Schlafzimmer zurückkehrte, wo er ein zweites Mal Lau­ras Garderobe in Augenschein nahm.
    Â»Hast du was gefunden?«, fragte Garcia, der zusah, wie Hunter entschlossenen Schrittes im Bad verschwand.
    Â»Noch nicht.« Er durchwühlte den Korb mit Schmutz­wäsche.
    Â»Wonach suchst du denn?«
    Â»Nach ihrer Arbeitskleidung.«
    Â»Was?«
    Â»Im Wohnzimmer stehen drei Fotos von Laura bei der Arbeit. Auf allen dreien trägt sie dasselbe grüne Oberteil und dieselben Jogginghosen, beide voller Farbspritzer.« Er warf einen Blick hinter die Tür. »Und alte Tennisschuhe. Hast du die hier irgendwo gesehen?«
    Instinktiv sah Garcia sich um. »Nein.« Verwirrung spiegelte sich auf seinem Gesicht. »Was willst du mit ihren Arbeitskleidern?«
    Â»Gar nichts, ich will bloß wissen, ob sie weg sind.« Hunter kehrte ins Atelier zurück und deutete auf die Staffelei mit dem halbfertigen Bild. »Es sieht so aus, als hätte Laura zuletzt an dem Bild da gearbeitet. Und jetzt pass auf.« Er zeigte auf eine Palette voller eingetrockneter Farbreste in verschiedenen Tönen. Sie lag auf einer hölzernen Ablage neben der Staffelei. Rechts daneben stand ein Glas mit vier Pinseln in verschiedenen Größen. Die Flüssigkeit im Glas war trübe und ölig. Auf der Palette lag ein weiterer Pinsel, der in einem dicken angetrockneten Farbklecks festklebte. Die Borsten waren steif von leuchtend gelber Farbe. »Und jetzt sieh dich mal in ihrem Atelier um«, fuhr Hunter fort. »Sie scheint mir ein ziemlich ordentlicher Mensch gewesen zu sein. Aber selbst wenn nicht – Maler lassen nicht einfach den Pinsel, den sie gerade benutzen, irgendwo liegen, so dass die Farbe eintrocknet. Sie hätte ihn ja bloß ins Terpentinglas stellen müssen.«
    Garcia überlegte kurz. »Irgendwas hat sie abgelenkt, während sie gearbeitet hat. Vielleicht ein Geräusch, ein Klop­fen an der Tür …«, sagte er, indem er Hunters Gedankengang fortsetzte. »Sie hat den

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