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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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wenige Zentimeter von der Wand entfernt waren im Staub Fußabdrücke zu sehen. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass jemand hinter dem Bild gestanden hatte.
    Â»Sieh sie dir genau an«, sagte Hunter. »Kommt dir irgendwas ungewöhnlich vor?«
    Garcia tat wie geheißen. »Nein, aber dir ganz offensichtlich. Verrätst du mir, was?«
    Â»Die Unschärfe der Konturen.«
    Garcia sah zum dritten Mal hin. »Die Konturen sind nicht unscharf.«
    Â»Eben. Ist das nicht seltsam?«
    Endlich fiel bei seinem Partner der Groschen. Wenn man auf engem Raum steht, sei es auch nur für kurze Zeit, wird man früher oder später unruhig und fängt an, das Gewicht von einem Fuß auf den anderen zu verlagern, um sich das Stehen zu erleichtern, sobald einem die Position unbequem wird. Das Ergebnis sind mehrere, einander teilweise überlagernde Fußabdrücke. In diesem Fall jedoch war davon nichts zu sehen. Und das konnte nur eins von zwei Dingen bedeuten: Entweder hatte der Killer nicht lange warten müssen, oder aber – und dies stellte für Hunter die weitaus beunruhigendere Möglichkeit dar – der Mörder verfügte über eine geradezu übermenschliche Geduld und Selbstbeherrschung.
    Hunters Handy klingelte in seiner Tasche.
    Â»Detective Hunter.«
    Â»Detective, hier ist Pam aus der Einsatzzentrale«, kam eine Stimme aus der Leitung. »Ich habe Ihnen alles gemailt, was wir über Patrick Barlett rausfinden konnten. Er ist momentan nicht in der Stadt.«
    Â»Nicht in der Stadt?«
    Â»Er ist seit Dienstagabend auf einer Konferenz in Dallas. Er kommt morgen zurück – irgendwann am Nachmittag. Wir haben alles überprüft.«
    Â»Okay, danke, Pam.«
    Hunter legte auf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Fußabdrücken hinter der Leinwand zu. Ein starker, schneller Täter hätte die Entfernung zwischen seinem Versteck und der Stelle, an der Laura gestanden hatte, im Bruch­teil einer Sekunde überwinden können – sie hätte keine Zeit zum Reagieren gehabt. Doch Hunter glaubte nicht, dass der Angreifer sie auf diese Weise überwältigt hatte. Denn dann wäre es unweigerlich zu einem Gerangel gekommen, wofür es keinerlei Anzeichen gab. Und falls er sich von hinten angeschlichen und sie irgendwie betäubt hätte, hätte Laura Palette und Pinsel einfach fallen lassen, statt sie wegzulegen. Der Boden um die Stelle herum, an der Laura bei der Arbeit gestanden haben musste, war mit kleinen Farbspritzern bedeckt, nicht mit großen Klecksen oder Schmierspuren, wie es der Fall gewesen wäre, wenn ihr die Palette aus der Hand gerutscht wäre.
    Â»Gib mir noch mal die Lampe, Carlos.«
    Garcia reichte sie ihm, und Hunter richtete den Strahl auf eine Stelle an der Wand hinter der großen Leinwand.
    Â»Noch was?«, wollte Garcia wissen.
    Â»Weiß ich noch nicht genau, aber an Mauerwerk bleiben so gut wie immer Fasern haften, wenn man sich dagegenlehnt.« Stück für Stück bewegte Hunter den Strahl der Taschenlampe nach oben. Als er bei einer Höhe von ungefähr einem Meter achtzig angekommen war, hielt er inne und beugte sich vor, bis er nur noch wenige Millimeter von der Wand entfernt war. Dabei achtete er darauf, die Staubspuren am Boden nicht zu verwischen. »Ich glaube, wir haben was.«
    Er zückte sein Handy und wählte die Nummer der Spurensicherung.
    27
    West Hollywood ist berühmt für sein Nachtleben, seine Prominenten und die bunte Atmosphäre. Themenbars, edle Restaurants, futuristische und exotische Clubs, Kunstgalerien, Designerboutiquen, Fitnessclubs und eine breite Palette an Live-Musik-Angeboten sorgen rund um die Uhr für Unterhaltung. Wer sich in »WeHo«, wie die meis­ten Angelinos den Bezirk nennen, nicht amüsieren kann, der ist vermutlich schon tot.
    Es dämmerte bereits, als Hunter und Garcia in der Daniel Rossdale Art Gallery am Wilshire Boulevard eintrafen. Die Galerie war klein, aber stylish. Rauchglas und Stahlbeton formten ein pyramidenartiges Gebilde, das man selbst schon als Skulptur bezeichnen konnte.
    Calvin Lange, der Kurator der Galerie und Laura Mitchells engster Vertrauter, hatte sich bereit erklärt, mit ihnen zu sprechen. In seiner Galerie hatte die letzte Ausstellung von Lauras Bildern stattgefunden.
    Eine attraktive und elegant gekleidete Assistentin führte Hunter und Garcia in Calvin Langes Büro.
    Lange

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