Der Knochenbrecher
saà hinter seinem Schreibtisch, stand aber beim Eintreten der Detectives auf. Er war ein drahtiger Mann Anfang dreiÃig mit rotblonden Haaren.
»Meine Herren«, sagte er, als er ihnen beiden mit festem Griff die Hand schüttelte. »Am Telefon sagten Sie, es ginge um Laura Mitchell?« Er wies auf die zwei lederbespannten Stühle vor seinem Schreibtisch und wartete, bis beide sich gesetzt hatten. »Gibt es irgendwelche Probleme mit Bildern von ihr, die von unserer Galerie verkauft wurden?« Er verstummte und musterte rasch die Mienen der beiden Detectives. Dann erinnerte er sich an den Anruf von Lauras Mutter zwei Wochen zuvor. »Geht es ihr gut?«
Hunter sagte es ihm.
Calvin Langes Blick sprang von Hunter zu Garcia und dann zurück zu Hunter. Seine Lippen teilten sich, aber kein Wort kam heraus. Einen Augenblick lang sah er aus wie ein kleines Kind, dem man mitgeteilt hatte, dass die Sache mit dem Weihnachtsmann eine Lüge war. Sprachlos vor Entsetzen ging er zur Minibar, die in einem hohen Holzschrank an der Wand untergebracht war, und streckte eine zitternde Hand nach einem Glas aus. »Kann ich Ihnen was zu trinken anbieten?« Seine Stimme klang wacklig.
»Nein, danke«, sagte Hunter, der jede Bewegung Langes genau beobachtete.
Lange schenkte sich selbst ein groÃes Glas Cognac ein und trank sofort einen Schluck. Das brachte ein wenig Farbe zurück in sein Gesicht.
»Mrs Mitchell hat mir gesagt, dass Sie vermutlich Lauras engster Freund auÃerhalb der Familie waren«, sagte Hunter.
»Vielleicht â¦Â« Lange schüttelte den Kopf, als wüsste er gar nicht, wo er war. »Ich bin mir nicht sicher. Laura war ein sehr verschlossener Mensch, aber wir haben uns gut verstanden. Sie war ⦠einmalig. Lustig, begabt, intelligent, wunÂderschön â¦Â«
»Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte sie hier eine Ausstellung, richtig?«, fragte Garcia.
Lange erzählte ihnen, dass Lauras Ausstellung vom 1. bis zum 28. Februar gedauert habe und ein voller Erfolg gewesen sei: sehr gute Besucherzahlen, und sämtliche der insgesamt dreiundzwanzig ausgestellten Bilder seien verkauft worden. Laura selbst sei nur zur Vernissage und Finissage jeweils für etwa zwei Stunden anwesend gewesen, und Lange versicherte, dass sie dabei kein bisschen erregt, beunruhigt oder nervös gewirkt habe.
»Das war das letzte Mal, dass Sie sie gesehen haben?«, wollte Hunter wissen.
»Ja.«
»Standen Sie normalerweise regelmäÃig in Kontakt? Per Telefon, SMS oder dergleichen?«
Lange wiegte den Kopf hin und her. »RegelmäÃig ist übertrieben. Wir haben vielleicht zwei- oder dreimal im Monat miteinander telefoniert. Es kam ganz darauf an, wie viel wir zu tun hatten. Manchmal haben wir uns auch zum Mittagessen oder Abendessen getroffen oder sind was trinken gegangen, aber nicht regelmäÃig.«
»Mrs Mitchell hat mir auÃerdem noch gesagt, dass Lauras Exverlobter auch auf der Finissage war.«
Langes Blick glitt zu Hunter.
»Wissen Sie vielleicht noch, ob er mit Laura gesprochen hat?«
Lange nahm erneut einen Schluck von seinem Cognac, und Hunter fiel auf, dass seine Hände wieder angefangen hatten zu zittern.
»Stimmt, das hatte ich ganz vergessen. Er hatte ein bisschen zu tief ins Glas geschaut und ihr ziemlich zugesetzt«, erinnerte sich Lange. »Sie haben hinten bei der Treppe gestanden, abseits vom Showroom und der Menge. Ich habe nach ihr gesucht, weil ich sie einem wichtigen Sammler aus der Schweiz vorstellen wollte. Als ich sie sah, bin ich zu ihr rübergegangen, und da ist mir aufgefallen, dass sie ganz aufgelöst wirkte. Als ich kam, ist er wütend abgerauscht.«
»Hat sie Ihnen erzählt, was vorgefallen war?«
»Nein, sie wollte nicht darüber reden. Sie ist auf der Damentoilette verschwunden und ungefähr zehn Minuten später wiedergekommen, aber davor hat sie mich noch geÂbeten, ihn rauszuwerfen. Sie hatte Angst, dass er eine Szene macht.«
»Eine Szene?«, hakte Hunter nach. »Hat sie Ihnen gesagt, warum?«
Lange schüttelte den Kopf. »Aber mir war, als hätte es mit seiner Eifersucht zu tun.«
Garcia reckte den Hals. »Eifersucht auf wen? Hatte Laura an dem Abend jemanden mitgebracht?«
»Nein, aber ich hatte kurz zuvor gesehen, wie sie sich mit jemandem unterhielt. Und ich weiÃ, dass sie mit dem Mann Handynummern ausgetauscht hat, weil
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