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Der Knochendieb

Der Knochendieb

Titel: Der Knochendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas O'Callaghan
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ab.«
    »Tätowierungen an einer Frau.«
    »Tätowierungen an einer Frau?«
    »Ja, Tätowierungen an einer Frau. Das stößt mich total ab.«
    »Ach komm. Ein winziges Tattoo an einer intimen Stelle würde dir nicht gefallen?«

    »Okay, ich korrigiere mich. An der richtigen Stelle könnte mir vielleicht eine kleine Rose oder ein Herzchen gefallen.«
    »Gott sei Dank! Der Mann lebt.«
    Ein Lächeln erschien auf Driscolls Gesicht.
    »Also, und was nun?«, wollte sie wissen.
    »Wie meinst du das?«
    »Eine Rose oder ein Herzchen?«
    Driscolls Lächeln wurde breiter. »Das hängt davon ab, wie diskret es platziert ist.«
    »Ich habe ein Tattoo«, sagte Margaret mit zufriedenem Grinsen.
    »Lass mich raten. Eine Rose. Und nach der Röte zu urteilen, die dir gerade in die Wangen gestiegen ist, hast du dir eine ganz besondere Stelle dafür ausgesucht.«
    »Oh Mann. Du weißt wirklich, wie man jemandem das Flirten vermiesen kann.«
    Sie verfielen erneut in Schweigen. Doch diesmal knüpfte Margaret einen neuen Gesprächsfaden. Margaret, deren Bemühungen um ein Liebesleben immer katastrophal geendet hatten. Also warum fühlte sie sich auf einmal ausgerechnet zu ihrem Vorgesetzten hingezogen? Margaret war als Polizistin hart im Nehmen, doch in puncto Beziehungen fühlte sie sich völlig unfähig. Sie kam sich vor wie ein kleines Mädchen zu Beginn der Pubertät. Beziehungen waren unbedingt zu vermeiden. Doch die Anziehungskraft wirkte trotzdem. Das war unverkennbar. Sie beschloss, es einfach mal zu versuchen und das Beste zu hoffen.
    »Würdest du eigentlich je in Erwägung ziehen, dich mal wieder mit einer Frau zu treffen? Wie zwei Freunde, meine ich.«

    »Ich dachte, das wären wir. Freunde.«
    »Wir sind sogar gute Freunde.« Wollte sie mehr? Der Gedanke machte ihr Angst, euphorisierte sie aber zugleich. Verdammter Mist! Was spielte sich nur in ihrem Gefühlshaushalt ab? Es ließ sich nicht leugnen, dass sie sich mehr und mehr von all den kleinen Dingen angezogen fühlte, die er tat und wie er sie tat. Er ist verheiratet, verflucht noch mal! Das heißt vergeben. Die seltsame Anziehungskraft verschwand dennoch nicht. »Ich dachte nur, wir könnten mal zusammen ausgehen. Wir brauchen es ja kein Date zu nennen. Nur zwei Freunde, die zusammen ausgehen. Weiter nichts.«
    »Ob du das jetzt ein Date nennst oder nicht - ich dachte immer, der Mann muss die Frau fragen, ob sie mit ihm ausgeht.«
    »Das ist seit dem Jahr zweitausend überholt. Außerdem - wenn ich darauf warten würde, bis du mich fragst, hätten wir bis dahin das Jahr dreitausend.«
    »Ah, jetzt hab ich’s kapiert. Das stammt aus dem Beziehungsratgeber fürs einundzwanzigste Jahrhundert, und da hat die Frau die Wahl. Stimmt’s?«
    »Genau. Und was meinst du nun dazu?« So. Jetzt hatte sie’s gesagt.
    »Du kennst meine Lebensumstände.«
    Schon wieder vermintes Gelände. »Sag lieber nichts mehr. Ich weiß Bescheid.« Höchste Zeit, alles ein bisschen lockerer zu sehen. Es auf die leichte Schulter zu nehmen. »Hey, ich hab’s ja nur mal versucht. Aber eines schönen Tages, John Driscoll …«
    »Nur nicht heute. Oder in nächster Zukunft.«
    »Kein Problem. Ich kann warten.« Mein Gott. Hatte sie das tatsächlich gesagt?

18. KAPITEL
    Ein farbenfrohes Wandgemälde zierte die Seite des Wohnwagens in der Houston Street. Es zeigte den heiligen Sebastian an eine korinthische Säule gefesselt und von Pfeilen durchbohrt.
    Über der Tür hing ein Schild:
    BODY-PIERCING. NUR FÜR KENNER
INHABER: JACK THE RIPSTER
    Driscoll stieg hinter Margaret die zwei wackligen Stufen empor, die zum Wohnwagen führten, und zog die Aluminiumtür auf. Nachdem sie sich durch einen Perlenvorhang geschoben hatten, standen die beiden in einem engen Vorraum. Dort wartete ein sehr junges Mädchen mit Irokesenschnitt, das nervös an einem Joint zog. Driscoll musste den Impuls unterdrücken, ihr Handschellen anzulegen.
    »Auch mal ziehen?«, fragte die Kleine und hielt Driscoll den Joint hin.
    »Nein danke«, erwiderte er.
    Der Lieutenant musterte die Wandteppiche mit den Folterszenen, die das Innere des Wohnwagens zierten. Auf einem wurde ein halbnackter, geschorener Mönch auf die Streckbank gespannt. Die Tränen traten dem Mann in die entsetzten Augen, während ein Folterknecht mit Kapuze die glühende Eisenstange schwang. Auf einem zweiten wurde man zum Zeugen einer mittelalterlichen Enthauptung. Ein dritter zeigte ein schönes junges Mädchen, das von der Lanze eines Ritters aufgespießt

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