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Der Knochendieb

Der Knochendieb

Titel: Der Knochendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas O'Callaghan
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spiralförmigen Kopfsprung auf dem langflorigen Wollteppich landete.
    »Zieh ihn aus dem Verkehr«, rief Driscoll.

    Das Mädchen hob den betrunkenen Vogel auf und hielt ihn schützend im Arm.
    »Ich bin Moira«, erklärte sie. »Benannt nach einer irischen Prinzessin, die furchtlos gegen die Wikinger gekämpft hat. Doch nun bin ich von meiner Mutter zu der niederen Tätigkeit abkommandiert worden, ihr bei den Recherchen für ihren großen amerikanischen Krimi über einen Psychopathen zu helfen, der hübschen Teenagermädchen aus der Vorstadt nachstellt.«
    »Sie sind Schriftstellerin?«, fragte Margaret, indem sie sich Mrs. Tiernan zuwandte.
    »Ich versuch’s.«
    »Lassen Sie sich von dem Anschein von Harmonie nicht täuschen, der diesen Haushalt durchdringt, Lieutenant Driscoll. Dämonen wohnen mitten unter uns«, warnte Moira.
    »Moira!«, schimpfte Mrs. Tiernan.
    »Meine sanftmütige Mutter träumt die unglaublichsten Sachen. Blutbäder verfolgen sie in ihren Tagträumen. Sie ist eine geborene Mörderin in Hausfrauengestalt.«
    »Bitte entschuldigen Sie meine Tochter. Sie ist zwar schon vierzehn, aber ich fürchte, sie hat die Trotzphase nie wirklich hinter sich gelassen.«
    »Achtzehntes Kapitel, Seite 192«, säuselte Moira. »Mutter probiert ihre Dialoge gern an ahnungslosen Gästen aus.«
    »Die Wikinger hatten keine Chance«, murmelte Margaret.
    »Und Sie sind?«, wollte Moira wissen.
    »Sergeant Margaret Marie Aligante«, antwortete Driscoll.
    »So ein langer Name«, meinte Moira achselzuckend.

    »Sergeant Aligante, es ist uns eine Ehre, Sie als Gast in unserem Haus zu haben«, erklärte Mrs. Tiernan.
    »Bitte sagen Sie Margaret.«
    »Sie haben es geschafft, meine Mutter zu beeindrucken, Sergeant Margaret Marie Aligante.«
    »Achten Sie gar nicht auf Moira. Sie hört sich gern selbst reden«, sagte Seamus Tiernan.
    »Sergeant Margaret Marie Aligante, würden Sie mich eventuell protegieren?«
    »Dein Vogel braucht einen Beschützer, nicht du. Bring ihn doch mal zu den Anonymen Alkoholikern.« Margaret hatte eine instinktive Abneigung gegen das Mädchen gefasst.
    »Ich spreche aber nicht von Chester, sondern von mir«, erwiderte Moira scharf. »Ich würde gern Detective bei der Polizei werden.«
    »Dann wäre das John Jay College für Strafrecht vielleicht die richtige Adresse für dich«, empfahl Driscoll.
    »Ein College ist was für Bücherwürmer und Streber. Ich möchte unter Cops sein. Ich will den Herzschlag der täglichen Polizeiarbeit spüren.«
    »Die Polizei ist doch sicher auch schon im elektronischen Zeitalter angekommen, oder? Sie brauchen Moira nur auf einen Computer loszulassen, Lieutenant, und schon macht er Männchen«, sagte Mrs. Tiernan.
    »Kennst du dich mit dem Pentium Pro XPS 200 aus?«, fragte Driscoll das Mädchen.
    »Dem könnte ich locker noch ein paar Tricks beibringen.«
    »Tatsächlich?« Auf einmal sah Driscoll Nicoles Lächeln auf Moiras Gesicht.
    Er fühlte sich zu dem Mädchen hingezogen. Je länger er
sie betrachtete, desto mehr sah er Nicole, die etwa in Moiras Alter gewesen war, als sie umkam. Der Anblick des jungen Mädchens schmerzte ihn. So viele Erinnerungen kamen dabei hoch. Am liebsten hätte er sich irgendwohin verkrochen, an einen Ort, wo er allein sein und seinen Kummer mit sich selbst ausmachen konnte. Im Moment hatte er das Gefühl, vor einem vollbesetzten Haus auf der Bühne zu stehen, wo alle ihn anstarrten.
    »Lieutenant, alles in Ordnung?«
    »Ja, Moira, alles bestens«, versicherte er hastig.
    »Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen ein Programm liefern, das Ihr gesamtes System vor Viren aller Art schützt. Es ist ein virtueller Impfstoff für gefährdete Computer.«
    »Das müssten wir aus Sicherheitsgründen erst mit dem Captain absprechen.«
    »Ist klar!« Moira rannte hinaus. »Ich hole nur schnell die CD.«
    »Das wird Higgins aber nicht gefallen«, warnte Margaret, ehe sie das Glas an die Lippen setzte und Driscoll über den Rand hinweg ansah.
    »Keine Sorge, von Wunderkindern wie Moira könnte Higgins noch einiges lernen«, flüsterte er. »Und außerdem - was kann sie schon anrichten? Schließlich beauftragen wir sie nicht offiziell, an unseren Ermittlungen mitzuarbeiten. Aber vielleicht bekommen wir ein paar Tipps dafür, wie wir unsere Computer besser einsetzen können.«
    »Und was kommt als Nächstes? Direkte Mitarbeiterwerbung im Kindergarten?«
    Driscoll musste grinsen.
    Moira kehrte mit der Anti-Viren-CD zurück und schob
sie Driscoll in die

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