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Der Knochenmönch

Der Knochenmönch

Titel: Der Knochenmönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hervor.
    Das Kinn unter den dünnen Lippen war eckig. Der Mann hatte das Haar streichholzkurz schneiden lassen, so daß es wie eine Bürste auf seinem Kopf lag.
    Er saß auf dem Sitz, als hätte er einen Ladestock verschluckt. Wäre der Innenraum höher gewesen, hätte er sicherlich seinen Bowler noch aufgesetzt, so aber lag der Hut auf seinen Knien und wurde durch den Druck der Finger an seinem Rand festgehalten.
    Der Fahrer hielt sich an die Regeln. Er fuhr auf dem direkten Weg in die City, und als er sie erreicht hatte, wobei schon die Engelsburg in Sicht war, fragte er, wo er die Herren absetzen sollte.
    Der Italiener antwortete: »Fahren Sie zum Hotel Hassler.«
    »Gern.«
    Roms teuerster Luxusschuppen erstrahlte in einem goldenen Lichterglanz, als der Wagen vor dem Entree hielt und sofort jemand erschien, um die Türen zu öffnen.
    »Gepäck, Signori?«
    »Nur zwei Taschen.«
    Aus dem Koffenaum wurden die beiden großen, weichen Kalbsledertaschen geholt und in die Halle gebracht. Der Italiener beglich die Rechnung, während der Mann aus London vom Licht des Eingangs gebadet wurde und sich umschaute.
    Er schien zufrieden zu sein, zumindest zeigte sich auf seinem Gesicht ein beruhigtes Lächeln. Beide betraten die Lobby.
    An der Rezeption wurden sie freundlich begrüßt. Die beiden Zimmer waren reserviert. Man trug sich ein.
    Der Italiener schrieb den Namen Alberti.
    Der Engländer schrieb Wallraven.
    »Die Zimmer sind mit Blick auf die Spanische Treppe, wenn es Ihnen recht ist, Signori.«
    »Grazie, das ist nett«, sagte Alberti.
    Der Lift brachte sie hoch in den vierten Stock. Die Zimmer lagen nebeneinander, Einzelzimmer, für den hohen Preis relativ klein, aber der Blick entschädigte.
    Nur schauten weder Alberti noch sein englischer Freund aus dem Fenster. Wallraven zog nur seinen Mantel aus, dann begab er sich in das Nebenzimmer, wo Alberti bereits wartete und nervös an einer Zigarette nuckelte. »Was ist los?« fragte Wallraven, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Alberti warf einen Blick auf das Bett, als könnte er dort die Lösung ablesen. »Ich weiß es nicht. Aber ich habe ein ungutes Gefühl, ein schlechtes Fluidum.«
    »Weshalb?«
    Der Gefragte drückte die Zigarette aus. »Ich kann es dir nicht sagen. Ich glaube einfach, daß etwas schiefgegangen ist.«
    »Der Venäter ist tot.«
    »Ja, Cartland, dieser Hund. Er hat sein Versprechen gebrochen. Aber er wurde zu früh gefunden, und ich denke mir, daß er möglicherweise noch geredet hat.«
    »Sicher bist du dir nicht?«
    Alberti nickte.
    »Tja, dann hängen wir etwas in der Luft. Hast du deshalb den Plan um eine Woche vorgezogen?«
    »Das habe ich.«
    »Wann findet die Tat statt? Du hast mich ja leider nicht genau eingeweiht, mein Freund.«
    »Morgen. Morgen nacht. Je früher wir es hinter uns gebracht haben, um so besser ist es.«
    »Da stimme ich dir zu. Wann fahren wir hin?«
    »Schon sehr früh. Ich habe das Sesam-öffne-Dich für die Katakomben. In England wird man sich die Köpfe über die beiden Morde zerrbrechen. Es kann sein, daß sie auch eine Spur finden, aber das wäre nicht tragisch, denn es ist schon zuviel zeit vergangen. Wenn sie auf uns stoßen, können wir bereits den Sieg feiern.«
    Wallraven lächelte. »Darauf habe ich gewartet. All die Jahre. All die Zeit, in der wir uns verstecken mußten. Dabei muß die Kurie gewiißt haben, daß es uns gibt. Sie hat es gewußt, aber sie wollte uns nicht akzeptieren. Sie hat uns abgewiesen, wir durften den inneren Zirkel nicht betreten.«
    »Das ist vorbei!« sagte Albert.
    Sein englischer Freund lächelte. »Und wie es vorbei ist. Was sagst du? Sollten wir es feiern?«
    »Ich denke schon.«
    »Gut, wir werden im Restaurant das herrliche Essen genießen und dazu einen wunderbaren Wein trinken.« Seine Augen strahlten, alter der Blick verdunkelte sich rasch. »Hast du etwas von ihm gehört?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Das ist nicht gut.«
    »Er muß diesen Jesuiten noch töten. Er- er- hat Blut geleckt, und er wird nicht zu stoppen sein, denn niemand rechnet damit, daß es ihn gibt, verstehst du?«
    »Natürlich. Erwartest du eine Nachricht?«
    »Er weiß, wo wir abgestiegen sind. Ich erwarte spätestens in der folgenden Nacht seinen Bescheid.«
    »Dann sollten wir alles auf uns zukommen lassen und hoch ins Restaurant fahren. Ich möchte mir den Blick über Rom nicht entgehen lassen.«
    »Immer noch der Genießer?«
    Wallraven lächelte süffisant. »Das Essen, der Wein und

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