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Der Knochenmönch

Der Knochenmönch

Titel: Der Knochenmönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hervorgebracht hat, und sie sind es heute noch.«
    »Tatsächlich?«
    »Sie staunen, Mr. Sinclair.«
    »Bitte, sagen Sie John.«
    »Okay, John. Wie gesagt, Sie staunen, aber die Borgias sind nicht ausgestorben. Es gibt noch heute zahlreiche Adelige in Italien, die stolz darauf sind, von den Borgias abzustammen.«
    »Das habe ich gehört.«
    »Wir aber wollen uns mit den Borgias aus der Vergangenheit beschäftigen, John. Viele von ihnen waren unersättlich. Sie strebten nach der Macht, sie strebten nach dem Geld und dem Gold. Sie gingen dabei über Leichen, und sie wußten, daß weltliche Macht nicht alles ist. So weit hatten sie schon gedacht. Wem die weltliche Macht nicht reicht, der strebt nach der anderen, der kirchlichen, und damit sind wir beim Thema. Es gab einen Menschen, sage ich mal, der zu dem Geschlecht gehörte und auch von ihm gefördert wurde. Er hieß Verginius. Dieser Verginius sollte auf den Thron des Papstes gesetzt werden. Es klappte nicht. Ich will nicht auf die einzelnen Gründe eingehen, aber da spielten noch norditalienische Adelige eine Rolle, vor allen Dingen der Doge von Venedig stemmte sich dagegen. Wie dem auch sei, Verginius schaffte es nicht. Er wurde kein Papst.«
    »Was das Geschlecht ärgerte.«
    »Und wie es das ärgerte«, flüsterte Driscoll mir zu. »Heute würde man sagen, sie zogen diesen Verginius aus dem Verkehr. Einfach so, er war plötzlich weg vom Fenster. Nach Monaten hieß es, es sei gestorben, aber das stimmte nicht. Er war nur weggeschafft worden und lebte fortan in einem versteckten Kloster in den Bergen, wo Alchimisten ihre Werkstätten hatten, die versuchten, aus unedlen Metallen Gold herzustellen. Sie standen unter Erfolgszwang. Es war ihnen jedes Mittel recht, und wenn ich davon spreche, ist der Weg zur Schwarzen Magie nicht weit. Es geht das Gerücht, daß sie mit dem Teufel einen Bund schlossen, um sich das Gold zu beschaffen. Ich weiß nicht, ob sich der Reichtum der Borgias dadurch vermehrt hat, aber Verginius, der als Papst vorgesehen war, hat sehr genau zugehört. Er wurde von der Kunst der dunklen, magischen Kräfte fasziniert. Er wollte nichts anderes mehr, als dem Satan zu Willen sein. Der Teufel war für ihn jetzt Alpha und Omega. Er liebte das Böse, er suchte den Weg zu Luzifer und, verdammt noch mal, er fand ihn. Er und ein Getreuer weihten sich – ich weiß nicht, wie sie es taten – dem Teufel, und seinen Plan, auf den Thron der katholischen Kirche zu steigen, hat er niemals aufgegeben. Auch wenn Jahrhunderte ins Land gingen, er hat es nicht vergessen.«
    Father Driscoll mußte eine Pause einlegen. Er hatte sich zwischendurch eine Flasche Wasser bestellt, trank jetzt einen Schluck und nickte uns zu.
    Suko sprach weiter.
    »Können wir aus Ihren Berichten folgern, Father, daß es diesen Verginius noch gibt?«
    Hart stellte der Mann sein Glas ab. »Ja, meine Freunde, es gibt ihn. Er hat überlebt.«
    »Und er hat seinen ursprünglichen Plan, Papst zu werden, nicht aufgegeben?«
    »So ist es.«
    Father Driscolls Gesicht war angespannt. Er lauerte auf unsere Antwort oder auf unsere Bemerkungen, die auch nicht lange auf sich warten ließen.
    »Nach dem, was Sie uns erzählt haben, kann ich mir vorstellen, daß diese Verschwörung tatsächlich im Gang ist.«
    »Es stimmt!«
    »Und was ist das genaue Ziel?«
    Driscolls Gesicht blieb eine kantige Maske, als er die Antwort gab. »Die Verschwörer sind angetreten, den Papst zu töten!«
    ***
    Ein Verlies…
    Stockfinster normalerweise, ohne ein Fenster, nur eingerahmt von sehr dicken Mauern und von einer Luft erfüllt, die nach Moder stank, als lägen dort Körper, die allmählich vor sich hin verwesten.
    Aber diese Körper gab es nicht. Das Verlies war trotzdem nicht leer, denn sein Inhalt bestand aus vier verschiedenen Dingen. Da war zum einen der Ständer mit der dicken Kerze, auf deren Docht eine breite Flamme tanzte. Da war zum zweiten der staubige, uralte Sessel, auf dessen Rückenlehne ein bleicher Totenschädel lag, und da befand sich letztendlich als vierter Gegenstand eine Gestalt in diesem Verlies, die auf dem zerschlissenen Stoff des Sessels hockte, als hätte man sie dort festgenagelt. Es war eine Gestalt, die jeder Beschreibung spottete.
    Früher mochte sie einmal ein Mensch gewesen sein, aber dieser Ausdruck traf längst nicht mehr auf sie zu. Sie war inzwischen verwest, nicht ganz zerfallen, wie es eigentlich hätte sein müssen. Es gab da noch eine Haut, die sogar relativ glatt über den

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