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Der Knochenmönch

Der Knochenmönch

Titel: Der Knochenmönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Frauen. Was gibt es Schöneres im Leben?«
    Alberti streckte den rechten Zeigefinger hoch. »Die Macht, mein Freund, die Macht über Leben und Tod.« Der kleine Italiener lachte. »Keine Sorge, du wirst es erleben…«
    ***
    Wir waren wieder in das Café zurückgekehrt, hatten einen freien Tisch gefunden, der ziemlich einsam stand, und Father Driscoll hatte sich zunächst einen doppelten Cognac bestellt. »Den brauche ich jetzt einfach«, hatte er gesagt und dabei wie entschuldigend gelächelt.
    »Ich ebenfalls«, gab ich ihm recht.
    Suko blieb bei seinem Tee.
    Erst als die Getränke gebracht worden waren und wir genippt hatten, begann Driscoll zu reden.
    »Darf ich davon ausgehen«, sagte er, »daß Sie beide noch relativ wenig wissen?«
    Ich nickte. »Das dürfen Sie.«
    »Dann wäre es wohl sinnvoll, wenn Sie mir erzählen, was Sie bisher erfahren haben.«
    Wir hatten nichts dagegen, und Suko überließ mir das Wort. Ich hatte beschlossen, Father Driscoll voll und ganz zu vertrauen, und wollte bei ihm mit offenen Karten spielen. Deshalb verschwieg ich nichts, auch nicht den Angriff des Höllengeschöpfs auf meinen Vater.
    Der Jesuit hatte gelernt, zuzuhören. Er unterbrach mich nicht, saß still auf seinem Platz, beide Hände um den bauchigen Cognacschwenker geschlungen. Nur hin und wieder zuckten seine Lippen oder legte er für einen kurzen Moment die Stirn in Falten. Als ich dann geendet hatte, atmete er tief durch, trank sein Glas leer und stellte eine einzige Frage:
    »Mehr wissen Sie nicht, Mr. Sinclair?«
    »Nein.«
    »Das ist wenig.«
    »Ich weiß.«
    Suko meinte: »Wir stehen erst am Anfang, das müssen Sie bedenken, Father.«
    »Selbstverständlich. Es sollte auch kein Vorwurf sein. Also haben Sie noch nichts von dieser gigantischen Verschwörung gehört?«
    Wir sahen uns an und staunten.
    »Nein«, murmelte ich. »Von welcher Verschwörung sprechen Sie?«
    »Sie betrifft die katholische Kirche.«
    Ich klapperte mit den Augendeckeln. »Moment mal, eine Verschwörung gegen die Kirche? Aus welchen Kreisen? Hängt es mit einem Religionskrieg zusammen? Moslems oder…«
    »Nein, nein, das ist es nicht. Wenn es so wäre, dann wäre es ja einfach. Diese Verschwörung, von der ich gesprochen habe, hängt mit der Kirche selbst zusammen. Sie ist praktisch aus ihr geboren worden, und die Gründe liegen in der Vergangenheit begraben. Einige Jahrhunderte zurück. Das kann ich behaupten.«
    »Und welche Rolle haben Sie in diesem Spiel übernommen?« erkundigte sich Suko.
    »Ich«, murmelte der Mann, »bin der Sammler. Ich bin der Collector, denn ich sammle Beweise.«
    »Für die Verschwörung.«
    »So ist es.«
    »Und wie weit sind Sie dabei gekommen?«
    Driscoll lächelte etwas verloren. »Nicht sehr weit, wenn ich ehrlich sein soll. Ich hatte mir eigentlich mehr zugetraut, aber es ist nicht so gelaufen, wie ich es erhoffte.«
    »Moment mal.« Ich hob einen Finger. »Sie waren immerhin so weit, daß man einen Mordanschlag auf Sie verübt hat.«
    »Das ist richtig.«
    »Da haben wir es doch.«
    »Wer war diese Person?« fragte Suko.
    »Ein Geschöpf des Teufels!« flüsterte der Jesuit.
    »Stimmt, das nehmen wir Ihnen ab. Aber einfach so? Wie ist das möglich, Father?«
    »Das Böse hat nie geschlafen – nie! Und es hat bis zum heutigen Tag gewartet, um zuschlagen zu können. Wir stehen dicht davor, sehr dicht sogar.« Seine Stimme klang drängend. »Noch einen Schritt weiter, und wir können die Tür öffnen.«
    »Die zur Verschwörung?«
    »Natürlich.«
    Ich kam wieder zum Thema. »Wer hat sich nun gegen wen verschworen, Father Driscoll?«
    Der Mann holte ein Tuch aus der Tasche und wischte über seine Stirn.
    Er sah müde aus. Die Bräune aus seinem Gesicht war verschwunden.
    Die dunklen Augen hatten einen unruhigen Blick angenommen, der Mund mit den schmalen Lippen war geöffnet. Bartschatten auf den Wangen ließen das Gesicht noch düsterer erscheinen, als es in Wirklichkeit war. Er räusperte sich, bevor er flüsternd fragte: »Sie kennen das Geschlecht der Borgias?«
    »Das ist uns bekannt.« Ich sprach für Suko mit, dabei dachte ich an Nostradamus, der von diesem Geschlecht gefördert worden war. »Es war ein spanisch-italienisches Adelsgeschlecht, aus dem die unterschiedlichsten – ich sage es mal salopp – Typen hervorgegangen sind, unter anderem zwei Päpste.«
    Driscoll nickte uns zu. »Damit liegen Sie mitten im Ziel. Die Borgias waren wohl das mächtigste Geschlecht, das Italien jemals

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