Der Knochenmönch
anzutreten.
Alberti hatte gegen den Knochenmönch keine Chance. Der erste Schlag erwischte nur seine Hand, dann aber sprang das alte Monster in die Höhe und packte zu.
Wallraven biß die Lippen hart zusammen, um nicht laut schreien zu müssen. Er sah, in welch einer lebensgefährlichen Lage sein Partner sich befand und schrak dann zusammen, als der Knochenmönch Alberti noch weiter zurücktrieb und ihn mit dem Rücken gegen die Innenseite der Tür hämmerte.
Wallraven wußte nicht, wer geröchelt hatte, ob er oder Alberti es gewesen war.
Es war grauenvoll.
Um ihn kümmerte sich der Knochenmönch nicht, er hätte verschwinden können. Doch er war wie gelähmt. Eine unheimliche Kraft bannte ihn und verhinderte, daß er davonlief.
Wallraven keuchte. Sein Gesicht war schweißnaß, als er den Kopf vorschob, um durch die offene Luke in das Verlies zu schauen. Er wollte das Bild zuerst nicht wahrhaben, denn er konnte Alberti nicht sehen.
Hatte er sich in Luft aufgelöst?
Nein, Wallraven sah die Beine.
Sie zuckten, und die Hacken schlugen einen harten Rhythmus auf den Boden. Der Knochenmönch hatte es mit seiner unmenschlichen Kraft geschafft, Alberti zu Boden zu zwingen. Ein Großteil der Monstergestalt wurde durch die dicke Kutte des Mönchs verdeckt, nur die beiden Füße schauten hervor.
Wallraven litt mit. Er durchlebte einen fürchterlichen Horror, er wußte, daß Alberti verloren war, denn der Knochenmönch hatte seine Arme weit nach unten gestreckt und den Kopf tief gesenkt. Dabei war die Kapuze noch mehr nach vorn gerutscht und ihm über die Stirn gefallen.
Wallraven schaute zu. Er konnte nicht anders. Schlimm für ihn war auch, daß er so gut wie keine Geräusche hörte. Dieser verzweifelte Todeskampf fand praktisch in der Stille statt, jetzt bewegten sich auch Albertis Beine nicht mehr.
Sie lagen still.
Wie der gesamte Körper.
Da wußte Wallraven, daß sein Freund Alberti nicht mehr lebte. Und der Kopf des Knochenmönchs ruckte noch weiter in die Tiefe, bewegte sich zweimal zuckend, dann kam er wieder hoch. Noch in der Bewegung drehte er sich nach rechts, dabei rutschte die Kapuze vom Schädel, und Wallraven sah, daß kein einziges Haar auf der blanken Platte wuchs.
Das aber jagte ihm nicht den tiefen Schrecken ein. Es war etwas anderes, das ihn fast in den Irrsinn trieb.
Die gesamte Mundpartie des Knochenmönchs war blutverschmiert!
Wallraven wußte nicht, was er in diesem Augenblick dachte. Es reagierte etwas in ihm, das allerdings nicht von seinem Bewußtsein gesteuert wurde.
Bisher war er nur Beobachter gewisser Vorgänge gewesen. Alles war nur Theorie gewesen, sie hatte ihn nie direkt berührt. Nun aber wurde er mit dem Grauen und einer unwahrscheinlichen Menschenverachtung der anderen Seite konfrontiert. Er war nicht die Person, die so etwas einfach wegstecken konnte. Es gab nichts für ihn, für das es sich lohnte, sein Leben zu opfern. Er hatte nur an Macht und an Geld gedacht und dabei die Realitäten aus den Augen verloren.
Ein blutiges Maul…
Hatte der andere zugebissen?
Dieser Gedanke war wieder normal, und er trieb dem Mann Schauer der Angst über den Rücken. Er bemerkte den Druck in seinen Augenhöhlen, er verspürte auch das Zittern seiner Glieder und fühlte sich, als würde er von gewaltigen Kräften gepackt werden und einfach fortgetragen.
Lebten die Augen des Knochenmönchs?
Eine Zunge jedenfalls war noch vorhanden. Sie drang durch den Mundspalt und begann mit ihrer Wanderung, denn sie leckte das Blut aus der Umgebung der Lippen weg, um es zu schlürfen.
Dann schnellte die rechte Hand hoch und gleichzeitig vor. Sie zielte durch die Luke, weil sie ein zweites Mal den Hals eines Menschen umklammern wollte.
War es Glück oder Schicksal, daß ihn die Finger nicht voll erwischten?
Sie streiften über die dünne Haut an der Vorderseite von Wallravens Hals hinweg und hinterließen dort brennende Streifen. Blutige Schrammen, die brannten. Wallraven merkte kaum, daß er zurücktaumelte, immer weiter ging, bis er gegen die unterste Kante der Treppenstufe stieß und das Gleichgewicht verlor.
Er kippte nach hinten.
Mit dem Rücken schlug er auf. Ein heißer Schmerz durchzuckte seine Wirbelsäule als würde sie an verschiedenen Stellen einfach gesprengt werden. Aber der Mann biß die Zähne zusammen. Er hielt sich, er wollte nicht aufgeben, er wollte hier nicht liegen und sterben, er mußte weg, bevor der Knochenmönch seine wahre Macht ausspielte.
Noch rücklings auf der
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