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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Seite einen Mord aufweist? Und das Schlimmste ist, ein Teil von mir sagt, okay, wenn es das war, was er getan hat, ich kann's verstehen. Er war in Auschwitz, Herrgott noch mal! Wer weiß, was er dort durchmachen musste? Vielleicht
    würde ich mich genauso verhalten. Und dann kommt der andere Teil
    in mir – der Detective vom Morddezernat – und kann einfach nicht
    glauben, was der erste Teil gedacht hat.»
    «Im Moment musst du all das beiseite schieben, McLaren», sagte
    Gino. «Wir empfinden alle ähnlich wie du, aber wir müssen
    aufhören, uns um tote Mörder Gedanken zu machen, und stattdessen
    an den lebendigen Mörder denken. Der läuft nämlich noch irgendwo
    da draußen rum.»
    McLaren seufzte und richtete sich dann auf. «Okay. Ich verstehe.
    Wie gehen wir weiter vor?»
    Gloria hatte im Mittelgang gestanden und ihn mit ihrer großen
    schwarzen Gestalt ausgefüllt, aber zum ersten Mal in ihrem Leben
    hatte sie zugehört, ohne einen Kommentar abzugeben. McLaren, der
    bedauernswerte kleine Wicht, hatte sie überrascht. Erstens wirkte er zutiefst unglücklich, was auf echte Gefühle schließen ließ, und
    zweitens hatte er laut über seine Gefühle gesprochen und sich
    dadurch eine Blöße gegeben. Er hat ein so trauriges kleines Gesicht, wenn er niedergeschlagen ist, dachte sie. Sah gar nicht mehr so aus wie ein Kobold in einem Bilderbuch. Sie schlich sich leise zurück zum Empfangstresen, als Magozzi begann, den Schlachtplan zu
    entwerfen.
    «Uns bleiben, soweit ich sehe, drei Möglichkeiten», sagte er.
    «Entweder waren Morey Gilbert, Rose Kleber und Ben Schuler
    Nazi-Killer, Auftragskiller oder vollkommen unschuldige Opfer
    eines Psychopathen aus unserer Gegend, der KZ-Überlebende
    abmurkst, und die Reisen waren nichts als merkwürdige Zufälle.»
    «Verdammt, Magozzi, hör auf, uns zum Narren zu halten», sagte
    McLaren. «Du hast inzwischen jeden von uns überzeugt, dass sie
    Nazis umgebracht haben. Warum gehen wir nicht davon aus?»
    «Weil wir es mit einem Killer zu tun haben, der momentan in den
    Cities sein Unwesen treibt. Unsere vordringliche Aufgabe ist es, ihn zu identifizieren und aufzuhalten, bevor er noch jemanden tötet.
    Wenn das Nazi-Killer-Szenario zutrifft, suchen wir nach einem
    Familienmitglied, das mit angesehen hat, wie unsere alten Leute
    einen seiner Verwandten ermordeten, oder vielleicht nach
    jemandem, hinter dem sie her waren, den sie aber nicht erwischt
    haben, und der ihnen jetzt zuvorkommen will.»
    «Du meinst, zum Beispiel ein alter Nazi?»
    «Warum nicht? Wir haben auf der einen Seite alte Leute, die
    morden, warum also nicht auch auf der anderen?»
    Langer schloss die Augen und dachte, dass sie sich im Kreis
    drehten, immer wieder. Es hörte einfach nicht auf.
    «Aber wenn sie Auftragsmörder waren», warf Gino ein, «sollten
    wir nach einer Verbindung zur Mafia suchen. Sind es jedoch die
    Serientaten eines Psychopathen, müssen wir ganz andere Steine
    umdrehen.»
    «Das stimmt.» Magozzi nickte. «Und da wir weder über die Zeit
    noch die Mittel verfügen, allen drei Möglichkeiten gleichzeitig
    nachzugehen, müssen wir unbedingt sicherstellen, dass wir den
    richtigen Kurs eingeschlagen haben, bevor wir uns mit allen zur
    Verfügung stehenden Mitteln darauf konzentrieren. Sonst geht uns
    dieser Typ durch die Lappen. Da uns allen die Nazi-Verbindung
    plausibel erscheint, nehmen wir sie zuerst in Angriff. Wir müssen sie bestätigen oder widerlegen, und ich denke, es bleiben uns nur ein paar Stunden, um das eine oder das andere herauszufinden, denn
    dieser Junge hat bis jetzt einmal am Tag getötet, und es könnte sein, dass er uns bis zu den Zehn-Uhr-Nachrichten eine weitere Leiche
    liefert.»
    «Und wie sollen wir das fertig bringen», fragte McLaren.
    «Gino und ich fahren mit den Akten rüber zu Grace MacBride.
    Ich habe ihr das Nazi-Szenario gegeben, und sie meinte, sie könne uns dabei helfen. Unterdessen haben wir noch zwei Tatorte, die auf Spuren untersucht werden müssen – die von Rose Kleber und Ben
    Schuler.»
    «Die Kriminaltechnik war schon dort.»
    «Ja, aber zu der Zeit waren unsere Leichen noch Opfer und keine
    potenziellen Mörder. Ihr werdet die Schauplätze aus einem völlig
    anderen Blickwinkel untersuchen müssen. Teilt euch, durchforstet
    den Dienstplan nach ein paar Springern, dann nimmt sich jeder von euch mit einem Team die Häuser vor und stellt alles auf den Kopf. In erster Linie wollen wir die 45er, aber irgendwelche Aufzeichnungen könnten

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