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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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ihn zu holen. Er war auf der Stelle tot, so auf den bedrohlichen Tornado fixiert, dass er das Auto nicht gesehen hatte.
    Genauso kam sich Magozzi vor. Auf der Jagd nach dem Killer
    seiner Opfer wurde er mit voller Wucht auf die Tatsache gestoßen, dass seine Opfer Killer waren. Er hatte den Laster nicht kommen
    sehen, der ihn über den Haufen fuhr.
    Im Raum des Morddezernats war es still. Alle waren zum
    Mittagessen gegangen. Gloria hatte das Telefon umgestellt, damit die Anrufe in der Zentrale aufliefen. So konnte sie mit den Kollegen
    essen gehen, angeblich, um Gino und Magozzi etwas Ruhe zu
    gönnen, wahrscheinlich aber, weil sie den Unglücklichen
    Informationen entlocken wollte.
    «Du hast doch dafür gesorgt, dass ein Wagen zum Schutz von
    Jack Gilbert abkommandiert ist, oder?»
    «Becker war in der Nähe. Er ist jetzt bei der Gärtnerei. Marty ist bewaffnet und lässt Lily und Jack keine Sekunde aus den Augen. Er hat Jack gesagt, dass er ihn auf der Stelle erschießt, wenn er versucht abzuhauen. Also wird auf Becker wahrscheinlich keine schwierige
    Verfolgungsjagd zukommen.»
    «Was hat Marty sonst noch gesagt?»
    «Dass er Jack mit allen Tricks bearbeitet, seit wir weggefahren
    sind. Rausbekommen hat er aber nichts. Er will die Gärtnerei früh schließen, Jack betrunken machen und die Wahrheit aus ihm
    rausprügeln, wenn sonst nichts hilft.»
    «Wir haben alles unter Kontrolle?»
    «Mehr geht nicht. Wir haben einen Ex-Polizisten an Ort und
    Stelle, einen Streifenwagen in Lauerstellung und einen
    übersichtlichen Schauplatz. Und weißt du was? Wir machen uns hier kaputt, und das blöde Arschloch sitzt da und kriegt das Maul nicht auf, während irgend so ein Psychopath ihn aufspürt und ins
    Fadenkreuz nimmt. Aber vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Ich würde das zwar nie vorsätzlich arrangieren, aber möglicherweise
    können wir unseren Mann nur so schnappen.»
    Magozzi hob die Augenbrauen. «Einen Lebendköder?»
    Gino zuckte die Achseln. «Nicht auf unser Betreiben. Aber wir
    sind bereit. Echt sauer bin ich jedenfalls darüber, dass wir gerade Langers und McLarens Fall gelöst haben, weil ihr Opfer von unseren Opfern umgebracht worden ist. Wahrscheinlich prosten sie sich jetzt beim Mittagessen zu, während Wühler sitzen und rauszufinden
    versuchen, wer unsere Mörder ermordet hat. Es ist, als wollte man Nebel mit den Fingern fangen.»
    Magozzi rieb sich den Nacken und sah auf seinen leeren
    Schreibblock. «Es muss hier sein. Ich habe das Gefühl, dass es die ganze Zeit direkt vor unserer Nase liegt und wir es nur noch nicht entdeckt haben.»
    Magozzis und Ginos Schreibtische standen immer
    zusammengeschoben einander gegenüber. Das erleichterte zum
    einen den Austausch von Papierkram, zum anderen hatte Gino
    einmal verkündet, dass sich Gedanken in gerader Linie von der Stirn aus im Raum verbreiteten und Magozzi so in der Lage sein würde,
    alles aufzufangen, was er vergessen hatte, laut auszusprechen. Es war das Erschreckendste, was Magozzi seinen Partner je hatte sagen hören.
    Sie hatten ungefähr zwei Minuten schweigend dagesessen, als
    Gino fragte: «Was machst du eigentlich?»
    Magozzi sah von seinem Block auf. «Dasselbe wie du. Ich mache
    mir Notizen, ordne sie und plane unseren nächsten Schritt.»
    «Und was ist dabei rausgekommen?»
    Magozzi sah hinunter auf das sinnlose Gekritzel, das ihm beim
    Nachdenken half. «Zwei Sonnenblumen und ein Schmetterling. Und
    bei dir?»
    Gino hielt ein Blatt in die Höhe, auf dem eine große,
    unidentifizierbare Strichzeichnung zu sehen war. «Pferd.» Er drehte das Blatt um und betrachtete es missmutig. «Weißt du, wir sollten männlichere Sachen kritzeln, wenn es schon sein muss. Pistolen,
    Autos, solchen Scheiß. Das hier sieht albern aus.»
    «In den Schredder damit.»
    «Gute Idee.» Gino warf sein Blatt Papier in den Schredderkorb
    und blickte auf eine leere Seite. «Ich glaube, mein Gehirn weigert sich mitzumachen. Ich will es mir ausmalen, aber ich sehe nur ein Rudel von Greisen mit Halftern an ihren kleinen knochigen Hüften.
    Ich gehe am Einkaufstag für Senioren nie wieder auf den Markt. Die Geschichte schafft mich irgendwie.»
    «Es sind bisher nur Indizien, Gino.»
    «Mag ja sein. Aber weißt du was, Leo? Ich habe das Gefühl, es
    stimmt.»
    Magozzi nickte. «Ja. Geht mir auch so. Aber es bleibt verdammt
    unglaublich.»
    Gino rieb sich nachdenklich das Kinn. «Ich konnte nicht einmal
    jemanden finden, der meine Dachrinnen reinigt – wie

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