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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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unbequem im Hosenbund steckte.
    «Nicht gerade das beste Halfter, Sir.»
    «Was Sie nicht sagen. Sie haben Ihren Schichtwechsel verpasst.»
    Der junge Polizist sprach, ohne ihn anzusehen, und seine Blicke
    suchten unaufhörlich die immer dunkler werdenden Schatten auf
    dem Gelände ab. «Ich dachte, ich sorge erst mal dafür, dass Sie Ihr Hotel sicher erreichen, bevor ich meine Ablösung rufe.»
    Marty nickte zufrieden. Ihm gefiel es, wie Becker sich einsetzte
    und seine Aufgabe ernst nahm. «Es freut mich, Sie noch weiter bei uns zu haben.»
    «Danke, Sir. Sind alle so weit?»
    Marty sah hinüber zu Jack, der seinem Drink mehr
    Aufmerksamkeit schenkte als ihrem Gespräch. «Ich würde gern
    einen Moment unter vier Augen mit Jack sprechen, wenn Sie nichts
    dagegen haben.»
    Becker schien darüber nicht besonders glücklich zu sein und
    senkte die Stimme. «Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, Mr. Pullman,
    nach dem Nachmittag mit Mr. Gilbert habe ich mich schon darauf
    gefreut, ihn in ein sicheres Hotelzimmer einzuschließen und einen Mann vor der Tür zu postieren. Er flitzt ständig durch die Gegend, und für einen Mann, der heute Morgen knapp einer Kugel entgangen
    ist, benimmt er sich weitaus sorgloser, als es angebracht wäre.»
    «Entspann dich, Supercop», lallte Jack vom Sofa her.
    Anscheinend hatte er besser zugehört, als Marty dachte. «Dieser Kerl mag kein Publikum. Erschießt alte Frauen, wenn sie allein in ihrem Haus sind, oder versteckt sich hinter Bäumen und schießt aus dem
    Hinterhalt, dieses feige Schwein.»
    Becker, der wahrscheinlich nicht viel mehr wusste, als dass
    jemand auf Jack geschossen hatte, sah Marty fragend an. Der nickte.
    «Das ist bisher die Geschichte.»
    «Na schön. Ich entferne mich von dem Gebäude, damit Sie,
    meine Herren, unter sich sind, aber ich werde die Tür nicht aus den Augen lassen.»
    «Danke, Becker.» Marty sah zu, wie sich der Polizist zwischen
    den Reihen eingetopfter Lebensbäume entfernte, bis er nur noch
    einem Schatten glich. Wenigstens würde er nicht nass werden, denn obgleich die ersten Regentropfen den Eindruck erweckt hatten, es
    könnte zu einem Wolkenbruch kommen, war der Regen fast so
    schnell vorüber gewesen, wie er begonnen hatte.
    Er schloss die Tür, ging an den Schreibtisch und setzte sich auf
    den Stuhl. Mit einem Kopfschütteln reagierte er auf das Glas, das Jack ihm entgegenstreckte und dabei so schräg hielt, dass der
    kostbare Scotch auf den Boden schwappte. «Nein, danke.»
    Jack zuckte die Achseln und trank dann selbst davon, obwohl er
    sein eigenes Glas in der anderen Hand hielt.
    «Hast du Becky angerufen, um ihr zu sagen, wo du bist?»
    «Becky, meine Frau?»
    «Eben die meine ich.»
    «Mensch, Marty, da könnte ich auch gleich Mr. Filcher von der
    Schlachterei anrufen und ihm sagen, wo ich bin. Der würde auch nur antworten, dass es ihn einen Scheiß interessiert. Aber wenn du
    wirklich möchtest, dass ich jemanden anrufe, um mir das anzuhören, dann nehme ich den Schlachter.»
    «Du redest ziemlichen Unsinn.»
    «Kann schon sein. Eine halbe Flasche Scotch bewirkt das
    zuweilen. So wie ich es sehe, bin ich in ungefähr zehn Minuten an Alkoholvergiftung krepiert, und es wird überflüssig sein, mich zu erschießen.»
    «Das ist nicht komisch.»
    «Und wie es das ist. Sei kein Trauerkloß. Die Sache ist doch,
    Becky hat mich schon gestern Abend mit erhobenem Mittelfinger
    verabschiedet – und das war vor der Schießerei. Sayonara, verpiss dich, ich sehe dich vor Gericht. Wollte mich noch nicht mal mehr ins Haus lassen. Also habe ich im Poolhaus geschlafen und mich mit
    dem Gartenschlauch abgeduscht.»
    Marty atmete laut aus und griff nach einem der halb gefüllten
    Gläser, mit denen Jack jonglierte. «Tut mir leid.»
    «Kein Problem. Ich habe das Haus sowieso gehasst. Beckys
    schwuler Innenarchitekt hat das große Bad mit Froschmotiven
    ausgestattet. Kannst du dir das vorstellen? Es ist so, als ob du
    versuchst, mitten in einer Budweiser-Werbung zu scheißen.» Er
    leerte sein Glas und füllte wieder nach. «Soll ich dir auch
    nachschenken?»
    «Nein. Ich möchte, dass du mir sagst, warum Morey nach
    London geflogen ist.»
    Jack sah ihn an. «Wie bitte?»
    «Oder nach Prag. Oder Mailand. Oder Paris.» Er warf ihm
    Moreys Reisepass zu, und Jack fuhr hoch, als das Dokument auf
    seinem Schoß landete.
    «Was zum Teufel ist das?»
    «Das ist Moreys Pass. Ich habe ihn in einer Anglerkiste in einem
    Wandschrank gefunden.»
    «Dad hatte einen

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