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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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wir die Augen vor der Möglichkeit, dass sie durchaus eine Mörderin sein könnte, die ihr verdammt Möglichstes getan hat, Beweise zu
    vernichten.»
    Malcherson lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und seufzte. «Sie
    haben die Dame befragt, Detective Magozzi, und in Ihrem Bericht
    als nicht verdächtig aufgeführt.»
    «Dazu stehe ich auch, wenigstens im Moment», sagte er und
    dachte dabei über Ginos Interpretation der Ereignisse nach – Lily Gilbert, die ihren Mann durch die Gegend schleifte wie einen Sack Getreide – und dagegen seine eigene Vorstellung von einer
    verwirrten älteren Frau, die sich abmühte, ihren Mann aus dem
    Regen zu schleifen, damit sie ihn «herrichten» konnte. Beide
    Theorien ergaben Sinn. Er war sich nur nicht hundertprozentig
    sicher, welche stimmte. «Aber wie Gino schon sagte, bin ich
    ebenfalls der Meinung, dass da noch irgendwas anderes ist. Sie ist eine ziemlich hartgesottene Dame und verschlossen dazu. Könnte
    sein, dass sie mehr weiß, als sie rauslassen will. Könnte sein, dass sie jemanden deckt. Ich weiß es einfach noch nicht.»
    Ginos Miene erhellte sich augenblicklich. «He, das gefällt mir.
    Vielleicht deckt sie ja ihren Fiesling von Sohn. Klar, sie hasst ihn wie die Pest, aber sie hat eben doch diese mütterliche Ader. Also stellen wir uns vor: Jack Gilbert ist in seinem Club und zieht sich den Scotch rein wie mit einem Saugrüssel. Es dauert nicht lange, da fängt er an, über sein Leben zu grübeln und über den erschreckenden Zustand seiner familiären Bindungen. Er wird rührselig. Der alte
    Herr wird nicht jünger, und Jack denkt sich, endlich sei die Zeit gekommen, den Streit beizulegen. Als die Bar schließt und er
    rausgeschmissen wird, nimmt er sich vor, seinem Vater einen
    Besuch abzustatten und das Kriegsbeil zu begraben. Aber die Sache läuft nicht gut, und ehe er sich's versieht, ist sein Vater tot, und er steht da, die rauchende Waffe in der Hand.»
    Malcherson war an die Theorien gewöhnt, die Gino aus dem
    Ärmel zu schütteln pflegte. «Ich nehme nicht an, dass Sie über
    konkrete Beweise verfügen, um diese Schlussfolgerungen zu
    untermauern.»
    «Auch nicht die geringsten», erwiderte Gino fröhlich. «Ist mir ja alles erst in dieser Minute eingefallen.»
    «Hat Jack Gilbert ein Strafregister?»
    Gino schüttelte den Kopf. «Hat er nicht. Nur zwei Anzeigen
    wegen Trunkenheit am Steuer und etliche Strafzettel wegen
    Geschwindigkeitsübertretung. Weder unter seinem Namen noch
    unter dem seiner Frau ist eine Waffe registriert. Aber das hat ja nichts zu bedeuten. Und er ist Schadenersatzanwalt», fügte er wie aus heiterem Himmel hinzu.
    «Geben Sie mir bitte eine Kurzdarstellung des zeitlichen
    Ablaufs.»
    Magozzi blätterte im Gewusel der von Eselsohren gezierten
    Seiten seines Notizbuchs. «Nach Aussagen von Mrs. Gilbert verlief alles gewohnheitsmäßig – sie ging gleich nach den Nachrichten zu
    Bett, und Morey blieb auf, um Papierkram und ein paar zusätzliche Dinge im Gewächshaus zu erledigen. Sie sagte, dass er in der Regel gegen Mitternacht schlafen ging, aber für die Nacht seines Todes
    kann sie das nicht bestätigen.»
    Malcherson runzelte fragend die Stirn.
    «Sie hatten getrennte Schlafzimmer, Sir. Sie sagte, sie habe
    durchgeschlafen und sei wie immer gegen sechs Uhr dreißig wach
    geworden. Fand ihn kurz darauf vor dem Gewächshaus. Aber der
    Gerichtsmediziner nimmt an, dass der Tod zwischen zwei und vier
    Uhr eingetreten ist.»
    «Für einen älteren Mann ein bisschen spät, um noch im Freien
    Gartenarbeit zu erledigen.»
    Magozzi nickte. «Haben wir auch gedacht, Sir. Entweder gab es
    etwas, das Morey Gilbert über seine Schlafenszeit hinaus wach
    gehalten und vor die Tür gelockt hat, oder da war etwas, das ihn
    später wieder nach draußen holte.»
    «Vielleicht auch jemand, zum Beispiel sein Sohn», wollte Gino
    seiner aktuellen Lieblingstheorie Nachdruck verleihen. «Oder wenn Ihnen das mit dem Sohn nicht gefällt, wie wär's denn mit der
    Ehefrau? Ich könnte mich mit beidem anfreunden.»
    Malcherson schenkte ihm einen jener leidgeprüften Blicke, die
    man bei Eltern sieht, wenn sie sich zum hundertsten Mal einem
    Problemkind zuwenden. «Ihr Mitgefühl für trauernde Verwandte
    weckt in mir Hoffnung für die Menschheit, Detective Rolseth.»
    «Die Sache ist die, dass ich bei dem Personenkreis nicht viel
    Kummer erkennen kann, Chief. Zeigen Sie mir Kummer, dann zeige
    ich Ihnen Mitgefühl.»
    «Alles läuft darauf hinaus», warf

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