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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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verschreckst uns doch die Kunden.»
    Jack beäugte ihn durch die rosa getönten Gläser. «Ich
    verschrecke niemanden. Nein, wahrscheinlich sorge ich für eine
    Umsatzsteigerung von zehn Prozent. Ich kann dir sagen, sie
    brauchen nur einen Kleinen sitzen zu haben, schon kaufen sie
    doppelt so viel. Siehst du den fetten Kerl da drüben, der mit den Schweißflecken auf dem Rücken? Der wollte nur ein paar
    Basilikumpflanzen kaufen, aber nach ein, zwei Bierchen habe ich
    den dämlichen Sack überredet, 'ne ganze Palette zu nehmen, damit er sich Pesto machen kann. Das Tolle ist, ich glaube, er hat keine
    Ahnung, was Pesto ist.»
    «Was machst du hier, Jack?»
    «Tja, Marty, weiß ich eigentlich auch nicht. Ich habe immer
    gedacht, dass Verwandte zusammenstehen und einander stützen,
    wenn sie trauern, aber wenn ich jetzt so drüber nachdenke, war das ziemlich blöd von mir, denn so ist es ja auch beim letzten Mal nicht gewesen, als jemand aus dieser Familie ermordet wurde.»
    Es traf Marty wie ein Schlag in die Magengrube. In jedem
    nüchternen Augenblick jedes einzelnen Tages sah er seine Frau in
    seinen Armen verbluten, aber es vor Augen zu haben oder darüber zu reden, waren zwei verschiedene Dinge.
    Jack registrierte seinen Gesichtsausdruck mit trübem Blick.
    «Scheiße, Marty, was glaubst du denn? Meinst du, wenn wir nie
    erwähnen, dass Hannah ermordet wurde, wird sie weniger tot sein?»
    «Halt den Mund, Jack.»
    «Oh-h, ich verstehe.» Jack gestikulierte mit seiner Dose, aus der das Bier in alle Richtungen spritzte. «Hannah ist eins von den
    Themen, über die diese Familie nie spricht, denn wenn man nicht
    darüber spricht, dann sind sie auch nie geschehen, stimmt's? Aber scheiß drauf. Scheiß auf euch alle, denn Hannah ist geschehen.
    Hannah war hier unter uns, und es kotzt mich an, dass ihr alle sie vergessen wollt, denn sie war die einzige Gilbert, die was taugte.» Er stieß seine alberne rosafarbene Sonnenbrille auf der Nase nach unten und funkelte Marty herausfordernd an. «Und du bist nicht der
    Einzige, dem sie fehlt.»

Und das, dachte Marty, war die eine Eigenschaft Jacks, die man
    nie vergessen durfte. Er war laut, aufdringlich, unangenehm und
    vielleicht das unerträglichste menschliche Wesen auf der Erde, aber er liebte bedingungslos, obwohl nur wenige diese Liebe erwiderten.
    Und Hannah hatte er am meisten geliebt.
    Marty stieß einen langmütigen Seufzer aus. «Wo ist Becky?»
    «Becky, meine Frau? Du sprichst von der, die niemand in dieser
    Familie je kennen gelernt hat? Also, ich glaube, die lässt sich heute Botox in die Achselhöhlen spritzen. Verhindert, dass man da
    schwitzt, wusstest du das?»
    «Du weißt schon, was ich meine. Warum ist sie nicht hier bei
    dir?»
    «Du meinst, bei mir wie eine liebende Ehefrau, die ihrem
    trauernden Mann zur Seite steht, so ähnlich? Nun, erstens sprechen wir nicht mehr miteinander, was sie daran hindert, mich zu trösten, und zweitens würde Lily sie wahrscheinlich erschießen, wenn sie
    einen Fuß auf dieses Grundstück setzte. Und drittens, ehrlich gesagt, kümmert Becky das hier einen Scheißdreck.»
    «Tut mir leid, Jack. Ich wusste nicht, dass ihr es nicht wieder auf die Reihe kriegt.»
    «Scheiße, das braucht dir nicht leidzutun, Marty. Ich habe von
    dieser Ehe das bekommen, was ich wollte. Und Becky ebenfalls. Du
    solltest ihre neuen Titten sehen.» Er riss eine weitere Bierdose auf und trank sie mit einem Zug halb leer.
    «Bist du sicher, dass du das machen solltest, Jack? Ich dachte, du hättest heute Nachmittag einen Gerichtstermin.»
    Er zuckte die Achseln. «Keine große Sache. Nur dieser dämliche
    Fahrradkurier, der sagt, dass er unter einem Schleudertrauma leidet, seit ein UPS-Laster ihn angefahren hat. Diese Ratte ahnt, dass es was zu holen gibt, und plötzlich hat er sich den Hals gebrochen.»
    «Also schwänzt du die Verhandlung? Jack, man wird dich noch
    aus der Anwaltschaft ausschließen.»
    «Das werden sie nicht tun. Können sie nämlich gar nicht. Ich
    habe Urlaub wegen eines Trauerfalls. Mein Vater ist ermordet
    worden, verflucht noch mal… Mann, es ist doch absurd, oder? Ich
    meine, der Alte war fast fünfundachtzig, und irgendwie hatte ich
    schon erwartet, dass er demnächst mal umkippen würde, aber…
    mein Gott! In den Kopf geschossen? Wer hätte das kommen sehen?
    Und was meinst du, Marty? Hast du irgendwelche Ideen,
    irgendwelche Anhaltspunkte? Irgendwas, womit wir arbeiten
    können?»
    «Lass die Cops das machen,

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