Der Köder
Misshandlung. Ihre beiden Enkelinnen, die das College besuchen und in den Frühlingsferien zu Besuch sind, wollten sie
heute Morgen überraschen. Sie stellten fest, dass die Hintertür offen war, und fanden ihre Großmutter tot im Haus. Sie riefen
Neuneinseins an und anschließend ihre Mutter.» Er hielt inne und
holte Luft. «Sie waren reichlich durcheinander, und daher habe ich sie von Berman nach Hause fahren lassen, nachdem wir ihre
Aussagen aufgenommen hatten. Viel hat sich aber daraus nicht
ergeben. Ich meine, sie war eine alte Dame. Sie kümmerte sich um
ihren Garten, sie besuchte das Seniorenzentrum, sie backte Kekse, verflucht… Ach, du Scheiße, die haben ja lange genug gebraucht.»
Gino folgte seinem Blick und sah den Übertragungswagen von
Channel Ten vorfahren und am Bordstein halten. «Vor ungefähr
einer Stunde ist ein Tanklaster auf der 494 umgekippt. Sämtliche
Reporter der Stadt standen mit laufenden Kameras daneben und
haben darauf gewartet, dass der verdammte Laster in die Luft flog.
Schätze, den Gefallen hat er ihnen nicht getan. Blocken Sie alles ab und spielen Sie den Unwissenden, Viegs. Okay?»
«Klar. Sie sollten vielleicht durch die Hintertür hineingehen.
Jimmys Crew arbeitet im Vorderzimmer.»
Kaum waren sie eingetreten, trafen Magozzi und Gino auf Jimmy
Grimm, dessen Miene so düster wie eh und je war.
«He, Jungs. Lange nicht gesehen.»
Magozzi klopfte ihm auf die Schulter. «Und das war gut so.»
Ginos Laune besserte sich ein wenig, denn er war dankbar für die
Ablenkung. «He, Jimmy. Ich dachte, du wolltest dich zur Ruhe
setzen.»
«Stimmt. Aber du hast wohl lange nicht mehr nachgeprüft, was
in deiner Pensionskasse ist.»
Magozzi deutete mit einem Kopfnicken auf die Plastikbeutel mit
Beweismitteln, die Jimmy in der Hand hielt. «Hast du was für uns?»
Seine Schultern schienen unter der Last der Frage nachzugeben,
auf die er keine gute Antwort hatte. «Nicht viel. Keine Hülsen.
Etwas Erde, wahrscheinlich hier aus dem Garten, jede Menge
Katzenhaar und eine 9-mm-Kugel, die sich in ein Sofakissen gebohrt hatte. Die muss glatt durchgegangen sein, die andere steckt
wahrscheinlich noch im Opfer. Sieht so aus, als wäre die in den
Bauch zuerst eingedrungen. Aber wie man aus nächster Entfernung
einen Todesschuss daneben setzen kann, ist mir schleierhaft.»
«Vielleicht war es seine Absicht.»
Jimmy schüttelte den Kopf. «Dann ist der Mistkerl ein echter
Sadist.»
«Viegs sagte, es läge kein gewaltsames Eindringen vor, und
geraubt wurde auch nichts.»
Jimmy schüttelte den Kopf. «Sieht nicht so aus. Ihre Geldbörse
lag offen da mit einem ganzen Bündel Scheine, und wir haben
nirgends Spuren von einem Brecheisen gefunden. Entweder hat sie
ihn reingelassen, oder die Tür stand offen, und er hat sich selbst reingelassen.»
«Vielleicht hatte er auch einen Schlüssel oder wusste, wo sie den Schlüssel verwahrte», fügte Gino hinzu und nahm sich vor, die
Handwerker zu überprüfen, ebenso die Leute, die den Rasen mähten, jeden, der hier Zugang hatte.
Jimmy nickte. «Könnte schon sein. Übrigens, der Fernseher lief
noch, als wir hier ankamen, ich habe ihn abgestellt, nachdem wir
Fingerabdrücke genommen hatten.» Zur Entschuldigung zuckte er
nur die Achseln. «Die Talkshow von Jerry Springer lief, und
irgendwie kam es uns obszön vor, ihn zu hören, während wir den
Tatort untersuchten. Jedenfalls habe ich sie gerade an Anant
weitergereicht, wenn ihr also noch einen Blick auf sie werfen wollt, bevor er sie wegschafft. Ich glaube, er wartet auf euch.»
«Danke, Jimmy. Melde dich.»
Er versuchte ein Lächeln, aber ganz bis zu seinen Lippen kam es
nicht.
Als sie die Küche durchquerten, bemerkte Magozzi einen Teller
mit selbst gebackenen Keksen auf dem Küchentresen. Sie waren
sorgfältig in Plastik gehüllt, das wiederum von einer Staubschicht schwarzen Fingerabdruckpulvers verunziert wurde.
Dr. Anantanand Rambachan stand bewegungslos, fast wie ins
Gebet versunken, über der gekrümmten Leiche von Rose Kleber. Sie
war neben einem blutbespritzten Telefon mit dem Gesicht nach
unten über einem großen rostbraunen Fleck auf dem Boden
zusammengesackt. Sogar Anant schien über das, was er sah, extrem
bestürzt zu sein, was Magozzis Mut sinken ließ, denn wenn es einen Menschen gab, der dem Unsinnigen einen Sinn abringen konnte,
dann war es Dr. Rambachan. Wenn er hier Schwierigkeiten hatte,
dann brauchte sich der Rest von ihnen keine
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