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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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die
    Schulter hinweg, während er geradewegs auf Langers Schreibtisch
    zueilte.
    Gino sprach ein paar Worte ins Telefon, legte auf und hastete
    hinter ihm her.
    Magozzi stieß wie ein Raubvogel auf den verblüfften Langer
    hinab, griff sich dessen Telefon und drückte auf den rot blinkenden Knopf. «Grace, bist du noch da? Bleib dran… Langer, gib mir das
    Blatt mit den Interpol-Morden.»
    Gino entging nicht die Aufregung, die in der Stimme seines
    Partners mitschwang, und er sah die Anspannung in dessen Gesicht.
    Er machte einen Schritt nach vorn, um über Magozzis Schulter zu
    sehen, als der sich zum Schreibtisch beugte und über dem Blatt
    Papier, das Langer ihm eben zugeschoben hatte, einen
    Kugelschreiber bereithielt.
    «Okay, Grace. Sag sie mir bitte noch mal.» Sein Kuli glitt über
    das Blatt Papier. Gino und Langer beobachteten Magozzi beim
    Schreiben.
    «Was geht hier vor?», flüsterte McLaren und rollte mit seinem
    Stuhl von seinem Schreibtisch dicht an Magozzi heran. Langer
    zuckte die Achseln, daher sah McLaren wie die anderen zu, wie
    Magozzi schrieb. Bei jedem Strich zogen sich die roten Augenbrauen enger zusammen.
    Er malte Kreise um die Städte der Interpol-Morde – London,
    Mailand, dann Genf und die restlichen –, und neben jeden Kreis
    schrieb er in Druckbuchstaben «MRB» sowie eine Zahlenreihe. «Ich
    hab's», sagte er in den Hörer. «Danke, Grace. Ich werde deswegen
    noch mal auf dich zurückkommen müssen.»
    Gino deutete mit seinem Wurstfinger auf das, was Magozzi
    geschrieben hatte. «Was soll das? Was heißt MRB?»
    Magozzi nahm den Kuli und tippte nacheinander auf die
    Buchstaben. «Morey. Rose. Ben. Grace hat einige Flüge gefunden,
    die unsere Opfer gemeinsam unternommen haben. Sie hat die
    Zielorte runtergerattert, und die kamen mir bekannt vor.» Mit einem Nicken deutete er auf das Blatt Papier. «Das sind die Reisen. Die Zahlen sind die Daten. MRB erreichten und verließen diese Städte
    jeweils innerhalb von vierundzwanzig Stunden bei jedem der
    Interpol-Morde.»
    Eine Weile sprach niemand. Gino rieb sich die Stirn, als wolle er sein Gehirn massieren. «Das ist ja wohl ein Wahnsinnszufall, oder?»
    «Würde ich auch sagen. Besonders bei der Kürze der Reisen.
    Wer fliegt denn für anderthalb Tage nach Paris?»
    «Geschäftsreisende?», schlug Langer vor.
    Magozzis Lippen wurden schmal. «Wenn ihr Geschäft das
    Auftragsmorden ist. Diese Leute haben sechs Reisen in sechs Städte unternommen und das an genau den Tagen, an denen eure Interpol-Morde geschahen.»
    Gino legte sein ganzes Gesicht in Falten. «Das ist wirklich
    seltsam.»
    «Es ist schon mehr als seltsam. Für mich sieht es so aus, als seien wir vom Zufall zum Indizienbeweis gesprungen.»
    McLaren sah ihn ungläubig an. «Hörst du eigentlich, was du da
    sagst, Magozzi? Dass wir es mit einem Ring geriatrischer
    Meuchelmörder zu tun haben, die in Uptown wohnen? Das ist sogar
    für meinen Geschmack zu abwegig. Nicht mal an Hollywood
    könntest du das verkaufen.»
    Magozzi sah Gino an, der mit finsterster Miene jede seiner
    Gehirnzellen zur Arbeit anspornte. «Ich höre dir zu, Leo, und du
    weißt, dass ich immer dabei bin, wenn es um gewagte Theorien geht, aber Sankt Gilbert, der in Europa Leute abmurkst? Oma Kleber, die in ihren ausgetretenen kleinen orthopädischen Schuhen übers
    Kopfsteinpflaster trippelt, nachdem sie jemandem das Lebenslicht
    ausgeblasen hat? Ich meine, wovon reden wir hier? Dass diese Leute fünfundsechzig werden und beschließen, ihre magere Rente damit
    aufzubessern, dass sie sich als Killer verdingen?»
    Langer sprach bedächtig. «Morey Gilbert wäre dazu nicht fähig
    gewesen. Du kanntest ihn nicht, Magozzi.»
    «Vielleicht kannte ihn niemand.»
    «Es muss eine andere Erklärung geben», beharrte Langer.
    «Und wir werden danach suchen. Aber komm schon, Langer, du
    kannst die Augen nicht vor dem Offensichtlichen verschließen, nur weil du nicht möchtest, dass es wahr ist.»
    Langer wiederholte in Gedanken den Satz, denn er war eine
    perfekte Zusammenfassung dessen, was er das vergangene Jahr über
    getan hatte – die Augen verschlossen, das Geheimnis gehütet,
    versucht so zu tun, als sei es nicht geschehen, weil er sich
    verzweifelt wünschte, dass es so wäre.
    McLaren ließ nicht locker. «Langer hat Recht. Ich weiß nicht,
    was mit den anderen beiden ist, aber ich kannte Morey Gilbert, und der Mann verlor die Fassung, wenn er einen Käfer sterben sah.
    Völlig unmöglich, dass er

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