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Der Koenig aller Krankheiten - Krebs, eine Biografie

Der Koenig aller Krankheiten - Krebs, eine Biografie

Titel: Der Koenig aller Krankheiten - Krebs, eine Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mukherjee Siddhartha
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groß, dass uns die Ärzte nicht mal in die Augen schauten, wenn wir ihnen rieten, lieber die Würde zu retten, statt dass sie weiter versuchten, Leben zu retten, das nicht zu retten war … Gegen den Geruch des Todes waren die Ärzte allergisch. Tod bedeutete Scheitern, Niederlage – den eigenen Tod, den Tod der Medizin, den Tod der Onkologie.«
    Eine würdige Sterbebegleitung erforderte einen kolossalen Akt des Umdenkens und der Neuorientierung. Studien über Schmerz und Schmerzlinderung – durchgeführt mit der gleichen wissenschaftlichen Sorgfalt und Präzision wie die Studien zum Test neuer Medikamente und chirurgischer Protokolle – ließen mehrere Dogmen über Schmerz in sich zusammenstürzen und brachten neue, unerwartete Grundprinzipien zum Vorschein. Opiate, die in liberaler, mitfühlender Weise Krebspatienten verabreicht wurden, verursachten weder Sucht noch Verfall, noch Selbstmord, sondern linderten den aufreibenden Teufelskreis aus Angst, Schmerz und Verzweiflung. Neue Medikamente gegen Brechreiz und Übelkeit kamen auf, die dem Patienten während einer Chemotherapie das Leben wesentlich erleichterten. Das erste Hospiz in den USA wurde 1974 am Yale-New Haven Hospital eröffnet. Zu Beginn der achtziger Jahre gab es auf der ganzen Welt Hospize für Krebspatienten, in erster Linie in Großbritannien: Dort waren es bis zum Ende der 1980er Jahre zweihundert geworden.
    Den Vorwurf, die Hospizbewegung richte sich »gegen« den Krebs, wies Saunders zurück. »Die Sterbebegleitung«, 15 schrieb sie, »darf nicht als getrennter und im Grunde negativer Bestandteil des Angriffs gegen den Krebs gesehen werden. Sie ist nicht einfach nur die Phase der Niederlage, eine undankbare, unangenehme Aufgabe. Ihre Grundlagen sind in vielerlei Hinsicht dieselben wie die allen anderen Phasen der Krankenbetreuung und -behandlung zugrunde liegenden Prinzipien, nur ist der Lohn ein anderer.«
    Kenne deinen Feind: Auch dies gehörte also dazu.

Teil 4
    VORBEUGEN IST HEILEN
    Zuallererst ist jedoch festzuhalten, 1 dass die 1960er und 1970er Jahre
nicht so sehr die schwierige Geburt von Herangehensweisen an eine
auf Umwelt und Lebensweise ausgerichtete Krebsprävention erlebten,
als vielmehr die schwierige Neuerfindung eines älteren Interesses an
diesen möglichen Ursachen.
    David Cantor
     
 
Der Gedanke der präventiven Medizin 2 ist leicht unamerikanisch.
Sie bedeutet zuerst das Eingeständnis, dass wir selbst der Feind sind.
    Chicago Tribune , 1975
     
 
Dieselbe Korrelation könnte mit dem Trinken von Milch 3 hergestellt
werden … Keine Art des Interviewens erzielt befriedigende Antworten
von Patienten … Nachdem nichts bewiesen wurde, besteht kein Grund,
weshalb in dieser Richtung experimentiert werden sollte.
    Leonard Scheele, Direktor der US-Bundesgesundheitsbehörde,
über den Zusammenhang zwischen Rauchen und Krebs

Teil 5
    »EINE VERZERRTE VERSION UNSERES NORMALEN SEINS«
    Es ist fruchtlos, von Behandlungsmöglichkeiten zu reden 1
und über Heilmittel nachzudenken, bevor man nicht die Gründe
der Erkrankung durchleuchtet hat … und die Erfahrung beweist,
dass jene Heilverfahren mangelhaft, unzulänglich und nicht
zweckdienlich sind, denen keine Ursachenforschung vorangeht.
    Robert Burton, 1621
     
Man kann keine Experimente machen, 2 um herauszufinden,
was Krebs auslöst. Das ist kein zugängliches Problem, und es ist nichts,
was Wissenschaftler sich erlauben könnten.
    I. Hermann, Krebsforscher, 1978
     
Was kann das »Warum« dieser Geschehnisse sein? 3
    Peyton Rous, 1966, über das Mysterium
der Ursache von Krebs

»EINE GEMEINSAME URSACHE«
    Frühjahr 2005, ein Wendepunkt in unserer Ausbildung zu Fachärzten für Onkologie. Unsere Wege werden sich trennen. Drei von uns werden an der Klinik bleiben, wo der Fokus primär auf der klinischen Forschung und der täglichen Betreuung der Patienten liegt. Vier werden den Krebs im Labor erforschen und nur noch selten an der Klinik sein, nur noch eine Handvoll Patienten pro Woche sehen.
    Die Entscheidung zwischen diesen zwei Wegen fällt aus dem Bauch heraus. Manche von uns sehen sich fraglos als Klinikärzte, andere sind in erster Linie Wissenschaftler. Meine eigenen Neigungen haben sich seit dem ersten Tag meiner fachärztlichen Ausbildung kaum verändert. Mein Herz gehört der klinischen Medizin. Aber ich bin eine Laborratte, ein rastloses Nachtgeschöpf, das von der fundamentalen Biologie von Krebs fasziniert ist. Ich sinne über die Krebsart nach, die ich im Labor

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