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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Augen funkelte. Schüchtern ließ es
sich auf seine Kruppe nieder und lag still, den Blick auf die Maid gerichtet.
Seine Augen waren voller Zutrauen. Es hob den linken Vorderlauf zu einer scharrenden
Geste. Es war nur eine Bewegung in der Luft, die besagen wollte: »Kümmer dich
um mich. Schenk mir ein wenig Liebe. Streichle meine Mähne, bitte, ja?« Ein
halbersticktes Geräusch aus Agravaines Kehle drang aus dem Hinterhalt, und plötzlich
preschte er, die scharfe Saufeder in der Hand, auf das Einhorn los. Die anderen
Jungen kauerten sich auf die Hacken und sahen zu.
    Agravaine erreichte das Einhorn und stieß ihm seinen Speer
in die Flanken, in den schlanken Rumpf, zwischen die Rippen. Er schrie schrill
auf, während er zustach, und das Einhorn blickte Meg schmerzvoll an. Plötzlich
regte es sich, ruckte und bockte und sah sie immer noch vorwurfsvoll an, und
Meg nahm sein Horn in die Hand. Sie schien hingerissen, verzückt, unfähig zu helfen.
Das Einhorn war offenbar nicht in der Lage, sich aus dem sanften Griff ihrer
Hand, die das Horn umspannte, zu lösen. Das Blut ergoß sich über sein Fell,
über die blau-weiße Decke.
    Gareth lief. Gawaine folgte ihm. Gaheris kam als letzter,
unbeholfen und ratlos.
    »Nicht doch!« rief Gareth. »Laß es in Ruh. Nicht doch!
Nicht!« Gawaine erreichte die Szene in dem Augenblick, da Agravaines Speer
hinter der fünften Rippe in den Leib des Tieres fuhr. Das Einhorn erschauerte.
Es zitterte am ganzen Körper und streckte seine Hinterläufe lang aus. Es
schien, als wolle es zu seinem gewaltigsten Sprung ansetzen – und dann erbebte
es im Todeskampf. Die ganze Zeit waren seine Augen auf Megs Augen gerichtet,
und sie sah die seinen immer noch unverwandt an.
    »Was tust du denn da?« schrie Gawaine. »Laß es in Ruh. Tu
ihm nichts.«
    »Ach, Einhorn«, flüsterte Meg.
    Das Einhorn streckte seine Hinterläufe ganz weit aus und
hörte auf zu zittern. Sein Kopf fiel in Megs Schoß. Noch einmal schlug es aus,
dann erstarrte es, und die blauen Lider hoben sich halb über die Augen. Das Geschöpf lag still.
    »Was hast du getan?« sagte Gareth. »Du hast’s getötet. So
ein schönes Tier!«
    Agravaine brüllte: »Das Mädchen da ist meine Mutter. Es hat
seinen Kopf in ihren Schoß gelegt. Es mußte sterben.«
    »Wir hatten doch abgemacht, wir wollten’s lebendig fangen«,
schrie Gawaine. »Wir hatten abgemacht, wir wollten’s mit nach Hause nehmen,
damit wir auftragen dürfen.«
    »Armes Einhorn«, sagte Meg.
    »Sieh mal«, sagte Gaheris, »ich glaube, es ist tot.«
    Gareth stellte sich vor Agravaine hin, der drei Jahre älter
war als er und ihn leicht hätte niederschlagen können. »Warum hast du das
getan?« fragte er herausfordernd. »Du bist ein Mörder. Es war so ein hübsches
Einhorn. Weshalb hast du’s umgebracht?«
    »Sein Kopf war im Schoß unsrer Mutter.«
    »Es hatte nichts Böses im Sinn. Seine Hufe waren silbern.«
    »Es war ein Einhorn, und deshalb mußte es getötet werden.
Eigentlich hätte ich Meg auch gleich töten sollen.«
    »Du bist ein Verräter«, sagte Gawaine. »Wir hätten’s mit
nach Hause nehmen können, und dann hätten wir das Abendessen auftragen dürfen.«
    »Jedenfalls«, sagte Gaheris, »jetzt ist’s tot.«
    Meg beugte sich über die weiße Stirnlocke des Einhorns und
fing wieder an zu schluchzen.
    Gareth streichelte seinen Kopf. Er mußte sich abwenden, um
die Tränen zu verbergen. Als er das Tier streichelte, merkte er, wie glatt und
weich sein Fell war. Er hatte seine Augen von nahem gesehen, die nun schnell
vergingen, und das machte ihm die ganze Tragödie bewußt.
    »Jedenfalls ist’s tot«, sagte Gaheris zum dritten Mal.
»Jetzt müssen wir’s nach Hause scharfen.«
    »Wir haben eins gefangen«, sagte Gawaine, dem es langsam
dämmerte, welch unerhörter Erfolg ihnen beschieden war.
    »Es war ein Ungeheuer«, sagte Agravaine.
    »Wir haben’s gefangen! Wir ganz allein!«
    »Sir Grummore hat keins gefangen.«
    »Aber wir haben eins erlegt.«
    Gawaine vergaß seinen Schmerz um das Einhorn. Er umtanzte
das tote Tier, schwenkte seine Saufeder und stieß scheußliche Schreie aus.
    »Jetzt müssen wir’s aufbrechen«, sagte Gaheris. »Das muß
waidgerecht geschehen. Das Gekröse wird herausgeschnitten, dann legen wir’s
über ein Pony und bringen’s heim aufs Schloß, wie richtige Jägersleute.«
    »Und sie wird sich freuen!«
    »Sie wird sagen: Herr und Heiland, was hab’ ich doch für
heldenhafte Söhne!«
    »Wir dürfen wie Sir Grummore

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