Der König auf Camelot
und die drei Männer aus
dem Süden wurden endlich, ungeachtet des ganzen Rassentraumas, als Individuen
und Gäste ins warme Herz des Nordens aufgenommen.
KAPITEL
12
Die
Schlacht von Bedegraine wurde am Pfingstfeiertag in der Nähe von Sorhaute im
Wald von Sherwood geschlagen. Es war eine entscheidende Schlacht, da sie in
mancher Hinsicht für das zwölfte Jahrhundert das bedeutete, was man später
einen ›totalen Krieg‹ nannte. Die Elf Könige waren bereit, gegen ihren
Landesherrn auf Normannenart zu kämpfen – im Fuchsjagdstil Heinrichs des
Zweiten und seiner Söhne –: aus Gründen des Sports und des Erwerbs, ohne die
ernsthafte Absicht, einander persönlich weh zu tun. Sie – die Könige mit den
wie Panzerwagen heranratternden Rittern ihres Adels – waren darauf vorbereitet,
ein sportliches Risiko einzugehen. (Gemeint ist die Sorte Risiko, von der
Jorrocks gesprochen hat.) König Lot hätte zu Recht behaupten können, daß die Rebellion,
die er gegen Arthur inszenierte, das Ebenbild einer Fuchsjagd sei – ohne
Flurschadenrechnung und mit nur fünfundzwanzig Prozent ihrer Gefährlichkeit.
Doch die Elf Könige brauchten einen ›Hintergrund‹ für ihre
Heldentaten. Obschon die Ritter kaum das Gelüst verspürten, sich gegenseitig
in größerem Ausmaß umzubringen, gab es doch keinen Grund, weshalb man die Leibeigenen
nicht töten sollte. Es wäre nach ihren Begriffen fürwahr ein armseliges
Vergnügen gewesen, hätte man am Ende des Tages nicht eine beachtliche Strecke
vorzuweisen gehabt.
Der Krieg also, wie die aufrührerischen Lords ihn zu führen
gedachten, war eine Art Doppelschlacht oder ein Krieg innerhalb eines Krieges.
Der äußere Kreis bestand aus sechzigtausend unberittenen Kriegern – kerns und gallowglasses – unter dem Kommando der Elf, und diese schlecht bewaffneten
Rekruten vom Stamme der ›Alten‹ haßten eingedenk des tragischen Geschicks der
Gälen die zwanzigtausend Fußsoldaten von Arthurs Sassenach-Heer. Zwischen den
beiden Armeen herrschte eine richtige Erbfeindschaft. Doch das war ein
Rassenhaß, der von oben gesteuert wurde, von den Adligen, die nicht wirklich
nach dem Blut von ihresgleichen lechzten. Die Heere waren, genau betrachtet,
nur zwei Rudel Jagdhunde, deren Kampf gegeneinander von Meuteführern befehligt
wurde, die das Ganze als ein erregendes Spiel nahmen. Wäre zum Beispiel unter
den Hunden eine ›Meuterei‹ ausgebrochen, dann hätte sich Lot samt seinen
Alliierten ohne weiteres Arthurs Rittern angeschlossen, um gemeinsam das niederzuschlagen,
was nach ihrer Ansicht eine echte Rebellion gewesen wäre.
Die Adligen des inneren Kreises standen einander
traditionsgemäß freundschaftlicher gegenüber als ihren eigenen Leuten. Für sie
war die Masse notwendig, um eine Strecke zu machen, und darüber hinaus aus
szenischen Gründen. Für sie hieß ein anständiger Krieg: »Arme und Schultern
und Köpfe flogen übers Schlachtfeld, und Wald und Wasser hallten vom Dröhnen
der Schläge wider.« Die Arme und Schultern und Köpfe jedoch, die da flogen,
gehörten Leibeigenen, und die widerhallenden Schläge, denen nicht viele
Gliedmaßen zum Opfer fielen, tauschte der eiserne Adel unter sich aus. Dies
jedenfalls war die Vorstellung, die Lot und seine Heerführer von einer Schlacht
hatten. Sobald ausreichend Fußsoldaten einen Kopf kürzer gemacht worden waren
und die englischen Hauptleute genügend Hiebe empfangen hatten, würde Arthur die
Unmöglichkeit weiteren Widerstandes einsehen. Er würde kapitulieren.
Anschließend könnte man sich dann auf die finanziellen Friedensbedingungen
einigen – die einen fabelhaften Profit an Lösegeld abwerfen sollten – , und
danach wäre dann alles mehr oder weniger wie zuvor: mit der einen Ausnahme, daß
die Fiktion der feudalen Oberlehnsherrschaft zerstört sein würde, die ja
ohnehin nur eine Fiktion war.
Natürlich wurde ein Krieg dieser Art von höfischer Etikette
bestimmt, von Spielregeln, wie sie auch bei der Fuchsjagd gelten. Er begann an
einer vereinbarten Stelle, falls das Wetter günstig war, und wurde nach dem beiderseits
anerkannten Komment zu Ende geführt.
Arthur aber hatte eine andere Vorstellung. Ihm schien es
ganz und gar nicht ritterlich oder sportlich, daß achtzigtausend ergebene
Gefolgsleute einander umbringen sollten, während eine Handvoll Auserwählter in
schwerer Rüstung Mätzchen machten, um an Lösegeld zu kommen. Er hatte begonnen,
Köpfe und Schultern und Arme als Werte
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